Die Messe "Eat & Style" ist als Mitmach-Messe konzipiert. Wer möchte und zudem noch das Glück hat, einen der begehrten Plätze in den Seminaren zu ergattern, der kann sich bei den "Miele Küchentricks" von Sternekoch Wolfgang Müller zeigen lassen, wie man köstliches Seafood zubereitet. Oder in der "Miele Backstube" von Konditorenweltmeisterin Andrea Schirmaier-Huber aus Oberpframmern lernen, was so alles drin ist in einem "Mini Whoopie mit Mangofüllung". Mangos vermutlich. Aber nicht nur.
Dass eine Mitmach-Messe aber auch gefährlich werden kann, das lernt ein junger Nachwuchskoch an diesem Samstag in der "Men's World Academy". Vorne am blitzblank polierten Herd referiert "Fleischexperte" Lucki Maurer gerade darüber, dass Schweinenierchen gerne ein wenig nach Urin riechen (und auch schmecken). Und man diesem Problem am besten damit begegnet, dass man einen ganzen Berg Salz darüber kippt, das Ganze gut durchwalkt und dann noch ein bisschen stehen lässt.
Zum Karottenschneiden verdonnert
Der junge Nachwuchskoch im grauen Kapuzenpulli bekommt von diesen ganzen Tipps und Tricks aber so gut wie nichts mit. Denn Lucki hat ihn zusammen mit einem Kumpel beauftragt, die Karotten und Zwiebeln klein zu schneiden. Plötzlich allerdings zuckt der junge Mann zusammen - und bittet einen Helfer um ein Pflaster. "Hat wohl gemerkt, dass die Messer scharf sind, der junge Mann", kommentiert ein Zuschauer das Geschehen. "Anfänger", raunt ein anderer seinem Nebenmann zu.
Bei der Messe "Eat & Style", dem nach Angaben des Veranstalters "größten Food-Festival Deutschlands", das am Wochenende im Zenith im Münchner Norden stattfand, ist für alle Geschmäcker etwas dabei. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Amüsieren auf Kosten anderer
Wer es süß mag, der schaut bei "Zuckerbäckerin" Christine Bergmayer im "Lecker Sweet Corner" vorbei und holt sich Tipps, wie man kunstvolle Verzierungen auf einem Kuchen platziert. Kaffeegenießer können (für zehn Euro extra) den "Walk of Coffee" abschreiten und dabei unter anderem die "Kunst des Barista" kennenlernen.
Wer es eher deftig liebt, der lässt sich entweder von den Grill- und Fleischmeistern um Lucki Maurer unterweisen oder deckt sich direkt an einem der Food-Trucks im Freigelände mit einem rosa gebratenen Hamburger ein. Und wer es mag, sich auf Kosten anderer zu amüsieren, der schaut eben bei einem der vielen Kurse den Mitmach-Köchen über die Schulter. Und gibt dann seinen Senf dazu.
Natürlich "alles bio"
Ansonsten allerdings unterscheidet die Eat & Style kaum etwas von anderen Konsumgütermessen. Gin-Produzenten werben neben Schokoladenherstellern, Messer-Verkäufer neben Gewürzspezialisten. Eine Frau preist ihr Olivenöl an, natürlich "alles bio". Und ein Bauer aus dem Vogtland berichtet begeistert davon, dass er sich auf den Anbau von "Urkartoffeln" spezialisiert hat.
Auf Kartoffelsorten, "wie sie die Seefahrer vor 500 Jahren aus Amerika mitgebracht haben". Viele junge Frauen ziehen in Pulks durch die Hallen. Und bei den Kursen haben sich offenbar auch einige Pärchen angemeldet: "Putzt du den Brokkoli?", fragt eine Mitmach-Köchin ihren Freund. "Dann mach' ich die Salsa."
Irgendwann allerdings, so scheint es, wird auch das dem ein oder anderen zu viel. So finden sich bereits kurz nachdem die Messetore geöffnet wurden, schon die ersten bei den Food-Trucks im Freigelände zwischen den beiden Hallen ein. "Ich habe jetzt die ganze Zeit so viele verschiedene Essensgerüche in der Nase gehabt", sagt ein Mittdreißiger und deutet auf seinen knurrenden Magen. "Da brauchte ich jetzt ganz dringend einen Burrito."