Aufzüge sind ja heute auch computergesteuerte Anlagen. Das Stockwerk wählt man bei so manchem Modell per Touchscreen, die Fahrt vertreiben sich die Fahrgäste mit dem Blick auf eingebaute Monitore, auf denen die neuesten Nachrichten laufen. Reine Beförderungsmittel mit angenehmem Komfort sind solche Geräte, ganz im Gegensatz zu den alten Paternostern: In den Umlaufzügen ist es noch ein kleines Abenteuer, von einem Stockwerk ins nächste zu gelangen - von 1. Juni an aber ist es damit erst einmal vorbei.
Eine Bundesverordnung verbietet den weiteren öffentlichen Betrieb von Paternostern. Doch nun formiert sich Widerstand: Der Paternoster-Verein München will das Verbot zu Fall bringen.
Was dem Paternoster ab Juni droht
In München betreiben etwa das Polizeipräsidium, das Deutsche Patentamt und auch das Planungsreferat an der Blumenstraße einen Paternoster. Auch in privaten Gebäuden und Unternehmenssitzen sind die Aufzüge noch in Betrieb. Gemäß der Betriebssicherheitsverordnung, die Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) neu gefasst hat, dürfen Paternoster vom 1. Juni an aber aus Sicherheitsgründen nur noch von eingewiesenen Beschäftigten benutzt werden.
Besucher etwa im Planungsreferat sollen die Umlaufkabinen also nicht mehr betreten dürfen, andernfalls droht ein Bußgeld. "Das bedeutet aber, dass wir den Paternoster komplett stilllegen müssen" klagt Cornelius Mager. "Man kann ja bei Publikumsverkehr nicht ständig überwachen, wer die Kabinen betritt."
Für Lokalbaukommissionschef Mager sind die Umlaufaufzüge eine Herzensangelegenheit, er ist Beisitzer im Paternoster-Verein München, dem Stadtbaurätin Elisabeth Merk vorsteht. Anfang der Neunzigerjahre hatte sich der Verein formiert, weil die Paternoster schon damals aus Sicherheitsgründen stillgelegt werden sollten. Der organisierte Widerstand war erfolgreich, der Bundesrat hob das Verbot wieder auf.
"Ein Stück Industriegeschichte"
Dass die Aufzüge nun plötzlich wieder als Sicherheitsproblem gelten sollen, will Mager überhaupt nicht einleuchten. Er kann sich an überhaupt keinen nennenswerten Unfall erinnern, schon gar nicht an Personenschäden. "Da ist halt einmal eine Leiter zu Bruch gegangen oder ähnliches, wenn jemand zu spät gemerkt hat, dass das Ding doch nicht in eine Kabine passt." Die Nostalgiker vom Paternoster-Verein ärgert das Argument mit der Sicherheit besonders deshalb, weil es so schwer auszuhebeln ist. "Eine Gefährdung ausschließen kann man ja nie", klagt Cornelius Mager. "Aber dann müsste man auch Autos verbieten, da besteht ja auch latent die Gefahr eines Unfalls."
Die Münchner Paternoster-Fans wollen sich nun mit ihren Verbündeten aus den Paternoster-Hochburgen Stuttgart und Hamburg kurz schließen, um das Verbot wie Anfang der Neunzigerjahre wieder zu Fall zu bringen. "Diese Aufzüge sind einfach ein Stück Industriegeschichte, dafür müssen wir uns einsetzen", sagt Mager.