Diesel-Fahrverbote für München:Ausnahmen für Taxis und Busse

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Die Maßnahme würde private Unternehmen in ihrer Existenz bedrohen, auch die MVG bräuchte Ausnahmegenehmigungen. Langfristig wollen die meisten Beförderer umsteigen, doch noch fehlen die Voraussetzungen

Von Andreas Schubert

Im Urlaub begegnet man noch heute alten beigen Dieseltaxis, die einst in Deutschland ihren Dienst taten, aber längst ausgemustert wurden. Die Rußwolken, die sie in die Luft blasen, sind hierzulande längst kein Thema mehr. Doch auch die Tage der mit moderner Filtertechnik ausgestatteten Dieseltaxis hierzulande könnten bald gezählt sein - zumindest dann, wenn die Stadt München vom kommenden Jahr an wirklich konsequente Fahrverbote für Dieselautos ausspricht.

Reinhard Zielinski vom Vorstand der Taxi München eG zumindest bangt schon jetzt um die Zukunft seines Gewerbes. "Sollte der gewerbliche Verkehr betroffen sein, dann können Sie gleich ganz München zusperren", sagt er. "Das wäre wirtschaftlich gar nicht tragbar." Zirka 2000 Autos von in der Taxigenossenschaft organisierten Unternehmen wären von einem Fahrverbot betroffen. Viele hätten auch relativ neue Fahrzeuge, die mit Dieselmotoren fahren. Man hoffe deshalb auf Ausnahmeregelungen, denn ein Taxiunternehmer könne sich nicht einfach so neue Fahrzeuge, etwa mit Benzin- oder Elektroantrieb, anschaffen. Die hohen Investitionen rechneten sich für kleine Betriebe nicht. Und wenn eine Umrüstung finanziell doch irgendwie zu stemmen sei, dann gebe es immer noch das Problem mit der Reichweite der Elektrofahrzeuge. Im Winter, wenn geheizt werden müsse, sinke die Reichweite deutlich ab. "Bei 150 Kilometern wird es dann schon knapp", sagt Zielinski. "Wenn ein Auto im Zwei- oder Dreischichtbetrieb fährt, wann soll das denn geladen werden; ich glaube, das Problem ist noch nicht ausreichend durchdacht."

Bei der Taxizentrale Isarfunk, unter deren Markenname 460 Taxis durch die Stadt rollen, hat man schon vor mehreren Jahren an die Emissionen gedacht. Ein Drittel der Flotte fährt bereits mit Hybrid-Antrieb. Das biete Kostenvorteile, sagt Isarfunk-Geschäftsführer Christian Hess, nicht zuletzt, weil die Autos weniger Wartung bräuchten und die Fahrer damit entspannter führen. Grundsätzlich begrüße man alles, was die Umwelt schone, sagt Hess. Und man spreche auch schon seit längerem mit Unternehmern, über Alternativen zum Mercedes Diesel nachzudenken, etwa über Hybrid-Autos. Einen Umstieg auf reine Elektrowagen habe man dagegen unterm Strich noch niemandem empfehlen können, sagt Hess.

Und das, obwohl Elektroautos bei Isarfunk durchaus getestet wurden. So war der Mitsubishi i-MiEV vor fünf Jahren das erste Elektrotaxi Deutschlands, wegen seiner bescheidenen Ausmaße ist dieses Modell aber nicht wirklich eine Alternative zu den großen Limousinen. Es war aber ein Zeichen, als zweiten Versuch probierte Isarfunk den größeren Nissan Leaf. "Der ist neben Tesla das einzige als Taxi verwendbare Elektrofahrzeug", sagt Hess. Mit Kosten um die 35 000 Euro sei er dazu auch erschwinglich, ein Tesla kostet leicht das Doppelte.

Finanziell nicht tragbar wäre ein Dieselfahrverbot für kleine Taxi-Unternehmen. Der Fuhrpark-Austausch käme vielen zu teuer zu stehen. (Foto: Florian Peljak)

Und auch wenn die Stadt E-Taxis gezielt fördert - pro Taxilizenz kann zusätzlich ein E-Fahrzeug zugelassen werden, beide Fahrzeuge dürfen jedoch nicht gleichzeitig unterwegs sein - wird es noch eine Zeit dauern, bis das E-Taxi zum Standard wird. Denn auch wenn die Stadt jeden mit Strom zurückgelegten Kilometer mit bis zu 20 Cent fördern will, bleibt immer noch das Problem der Reichweite und der noch lange nicht ausreichenden Ladeinfrastruktur. "Wenn man an ein paar Schräubchen drehen würde, würden mehr Unternehmen auf Elektro umsteigen", sagt Hess. Was nun aber mit den Dieselautos in der Isarfunkflotte passiert, bleibe abzuwarten.

Die Münchner Verkehrsgesellschaft wird ebenfalls nicht so schnell elektrisch unterwegs sein, wie sich mancher das wünscht, auch wenn sie sich mittelfristig vom Diesel verabschieden will. Für Dieselbusse, ähnlich wie für Feuerwehr und Rettungsdienst, werden Ausnahmegenehmigungen erforderlich sein, sagt MVG-Sprecher Matthias Korte. Ein Ausschluss von Bussen wäre schon deswegen unverhältnismäßig, weil der Anteil der MVG-Busflotte am gesamten städtischen motorisierten Verkehr nur 0,6 Prozent beziehungsweise am Dieselverkehr nur ein Prozent betrage. "Ein Linienbus-Bann im Stadtzentrum würde dazu führen, dass die umweltfreundliche Mobilität der Bevölkerung eingeschränkt und der ÖPNV damit nicht mehr in der heutigen Form funktionsfähig und somit unattraktiv wäre." Dies würde der Umwelt und der Lebensqualität in München den größten Schaden zufügen.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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