Die Woche von:Thorsten Havener

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Kulturtipps eines Mentalkünstlers und Kinofans: Um das bedrohte Filmtheater Sendlinger Tor zu unterstützen, geht er am Dienstag in das Lichtspielhaus mit den handgemalten Plakaten. Andere Tage gehören dem Musical und dem Tegernsee. Ein Gastbeitrag.

Donnerstag: Teuflischer Barbier

Heute gehe ich mit meiner Frau und meiner ältesten Tochter ins Deutsche Theater, in die München-Premiere des Musicals "Sweeney Todd". Der gleichnamige Film mit Johnny Depp war ziemlich abgefahren. Aber meine Tochter liebt nun mal Musicals und will nach ihrem Abi selbst Musical studieren. Da gehe ich dann natürlich gerne mit. Außerdem liebe ich das Deutsche Theater. Als Schüler bin ich in den Neunzigerjahren extra nach München gefahren um hier David Copperfield zu sehen. Danach war auch meine berufliche Laufbahn besiegelt.

Freitag: Spiritueller Ort

Am Morgen regele ich meinen Bürokram, am Nachmittag gebe ich einen Workshop für Führungskräfte im wunderschönen "La Villa" am Starnberger See. Ich genieße die Fahrt nach Starnberg und liebe den See. Hier, in diesem Hotel, habe ich mir schon als Student meine Sporen verdient und es ist immer wieder schön, hier zu sein. Beim Blick über den See in die Alpen entspanne ich sofort. Der Ort hat etwas mystisch-spirituelles. "Wenn ich es in Worte fassen könnte, bräuchte ich es nicht zu malen." Ich weiß nicht mehr, von welchem Maler das Zitat stammt. Aber hier muss ich an den Satz denken.

Samstag: München von oben

Familientag. Heute haben wir vor, im Werksviertel mit dem Riesenrad zu fahren. Hoffentlich ist Föhn, dann hat man den Eindruck, München stünde direkt an den Alpen. München von oben ist wunderbar, Gedanken an den Vorspann von "Pumuckl" und an den von Monaco Franze gehen einem durch den Kopf. So schöne Geschichten, die mich durch meine Kindheit und Jugend begleitet haben. Eine herrliche Stadt.

Sonntag: Tegernsee-Ausflug

Wir lassen es krachen und muten unseren Kindern vielleicht noch einen Familienausflug zu. Wir haben vor, an den Tegernsee zu fahren. Das mache ich übrigens oft, um auf andere Gedanken zu kommen. Der See liegt ruhig und saukalt vor einem. Ich genieße die Sicht und fühle mich frei. Zum Ausklang noch ein Abstecher ins Tegernseer Bräustüberl, die bayerische Küche genießen und - natürlich - ein Tegernseer Spezial.

Montag: Genießen und stöbern

Nach den üblichen Montagstelefonaten fahre ich gerne zum Viktualienmarkt, um dort in der Kaffeerösterei den besten Cappuccino der Stadt zu trinken. Um den Genuss zu vervollständigen gönne ich mir dazu noch einen Florentiner. Das ist mein München. Auf dem Weg zur S-Bahn noch zum Hugendubel, in Büchern stöbern. Das kann oft länger dauern als geplant. Daher ist zu Hause auch niemand überrascht, falls ich erst am späten Nachmittag nach Hause kommen sollte.

Dienstag: Kino-Nostalgie

Die Strafe für den Buchladen: Was dann an Schreibkram und Mails nicht erledigt wurde, ist am nächsten Tag dran. Erwachsenenkram. Ich mag es nicht sonderlich. Aber irgendwann lässt es sich nicht mehr aufhalten. Zur Belohnung gehen meine Frau und ich vielleicht abends ins Kino am Sendlinger Tor. Hier verstehe ich, woher der Name Lichtspielhaus kommt. Der Begriff Kino wird dem Haus nicht gerecht. Die handgemalten Plakate haben mich schon bei meinem allerersten Besuch in München als kleiner Bub beeindruckt. Wie üblich, haben wir keine Ahnung, welcher Film läuft. Ist auch egal, wir schauen ihn uns sowieso an.

Mittwoch: Feuerproben in Schwabing

Am Morgen mache ich mit meinem Hund einen langen Spaziergang am Isarhochufer und laufe bis zur Burg Schwaneck. Auch bemerkenswert. Eine lässigere Jugendherberge kann ich mir kaum vorstellen. Und dann auch noch direkt neben dem Bundesnachrichtendienst. Rosendorfers BND-Satire Messingherz fällt mir an diesem Ort immer wieder ein. Heute muss ich mich bremsen, um nicht in der Waldwirtschaft einzukehren. Schließlich spiele ich heute Abend im Lustspielhaus meine Show "Feuerproben", und da will ich ja in Form sein. Nach unserer Rückkehr packe ich daher meine Sachen und mache mich auf den Weg nach Schwabing.

© SZ vom 04.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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