Drama:Sinnesrausch in Japan

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Masatoshi Nagase als Tomo in einer Szene des Films "Die Blüte des Einklangs". (Foto: dpa)

"Die Blüte des Einklangs": Juliette Binoche sucht eine seltene Heilpflanze - und Erlösung.

Von Anke Sterneborg

Die Art, wie Naomi Kawase mit ihrer Kamera auf die Welt schaut, ihren Geräuschen lauscht und ihre Lichtspiele und Reflexionen beobachtet, hat etwas sehr Behutsames. Man spürt ihre Wurzeln im Dokumentarfilm und in der Bildenden Kunst sowie ihre Verbundenheit mit der Natur. Das gilt auch für ihren neuen Film mit dem klingenden Titel "Die Blüte des Einklangs", in dem sie die spirituelle Suche auf die Schauspielerin Juliette Binoche überträgt.

Die Französin spielt die Reisejournalistin Jeanne, deren neues Ziel die verwunschenen Wälder des Yoshino-Gebirges sind, die nur über einen dunklen Tunnel mit der Zivilisation der Großstadt Nara verbunden sind. Hier vermutet sie die seltene Heilpflanze Vision, die nur alle 1000 Jahre blühen soll, ein Ereignis das ihren Berechnungen zufolge unmittelbar bevorsteht. Ihre Sporen sollen die magische Kraft besitzen, Schmerz und Leiden lindern zu können. In der Tat sucht Jeanne Erlösung von den Schmerzen eines offenbar länger zurückliegenden Verlusts. Auf ihrer Suche begegnet sie dem zurückgezogen Förster Satoshi (Masatsohi Nagase), einem blinden Kräuterweiblein und einem jungen Mann, der sich im Wald verirrt hat und bleibt. In wechselnden Konstellationen geben sich die drei den Erfahrungen der Natur hin, dem Wogen der Bäume, dem Gesang der Zikaden, den erotischen Sensationen der Körper und Blicke: Sehen, Hören, Berühren und Fühlen als spirituelle Suche nach dem Sinn des Lebens und den Geistern der Vergangenheit. Und nach den bevorstehenden kosmischen Veränderungen, deren Schwingungen die Waldbewohner vorausahnen.

Allerdings ist das nicht so stringent und konzentriert erzählt wie zuletzt in Kirschblüten und rote Bohnen und Radiance. In ihrem ersten, teilweise in Englisch gedrehten Film lässt die Japanerin die Erzählung vor allem gegen Ende hin immer mehr ausufern und von schwelgerischen Sinneseindrücken wegtragen.

© SZ Extra vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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