Debatte:Streit ums Gärtnerhaus

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Der Verein "Fasanerie aktiv" hält einen Nachbarschaftstreff für dringend nötig, doch das Sozialreferat sperrt sich. Behördenvertreter zweifeln am Standort und wollen das Gebäude als mögliche Ausweich-Unterkunft behalten

Von Simon Schramm, Fasanerie-Nord

Die Fasanerie wünscht sich einen eigenen Bürgertreff. Im Gegensatz zu vielen anderen Vierteln in München gibt es dort noch kein derartiges Angebot. Die Stadt ist von dem Begehren dagegen nicht so recht überzeugt. Der Verein "Fasanerie aktiv" hatte bei der diesjährigen Bürgerversammlung einen Treffpunkt beantragt - worauf das Sozialreferat nun eine Absage übermittelt hat. Aus Sicht des Referates erfüllt die Fasanerie-Nord nicht die Bedingungen dafür, dass man einen Nachbarschaftstreff einrichten kann. "Nicht unabweisbar" sei der Wunsch, schreibt die Verwaltung etwas umständlich. Der Bezirksausschuss (BA) Feldmoching-Hasenbergl hat diese Einschätzung zurückgewiesen, auch der Verein "Fasanerie aktiv" hat in der jüngsten Sitzung des Bürgergremiums erneut bekräftigt, warum er den Treff für nötig hält.

Bevorzugter Standort von "Fasanerie aktiv" ist das alte Gärtnerhaus nahe dem Bahnübergang. Das Sozialreferat will das Gebäude aber nicht zur Verfügung stellen, weil es derzeit als Ersatz für die vorgesehene Flüchtlingsunterkunft am Tollkirschenweg vorgesehen ist. Diese Unterkunft hatte die Stadt schon im März 2015 ausgewiesen, sie ist auch schon fertiggestellt, steht aber trotzdem seit längerem leer. Das liegt daran, dass das Gebäude mit Formaldehyd belastet ist. Das Unternehmen, das die Unterkunft gebaut hat, wiedersetzt sich nach Auskunft der Stadtverwaltung bisher der Aufforderung der Stadt, die Schadstoffe zu beseitigen.

Im Juni ist in der Unterkunft dazu auch noch ein Wasserschaden aufgetreten. Die Räume sind zwar nach Auskunft des Baureferats inzwischen getrocknet, der Schaden aber noch nicht behoben. Wann die Unterkunft saniert wird und ob dort tatsächlich Flüchtlinge einziehen, ist also immer noch offen. In Anbetracht der Forderung nach einem Nachbarschaftstreff hat der Bezirksausschuss dennoch ausdrücklich verlangt, die Flüchtlinge am ursprünglich dafür vorgesehenen Standort unterzubringen, damit das Gärtnerhaus zur Verfügung steht. "Fasanerie aktiv" betont außerdem, dass das Gärtnerhaus nur ein Vorschlag sei: Die Stadt solle generell prüfen, wo ein Treff entstehen könnte.

In seiner Ablehnung argumentiert das Sozialreferat mit dem Hinweis auf mehrere Einrichtungen, die im Umfeld des Gärtnerhauses schon vorhanden seien, etwa Kirchen und Tagesstätten. Alles Standorte, die als ordentlicher Treffpunkt nicht taugten, erläuterte Grünen-Politikerin Christine Lissner in der Sitzung der Lokalpolitiker. Beate Bamberger von "Fasanerie aktiv" hielt zudem dagegen, dass für die Sankt-Christoph-Kirche eine Renovierung anstehe, und dass während der Maßnahme mehrere dort beheimatete Institutionen einen neuen Platz brauchten: Vereine aus dem Viertel, eine Mittagsbetreuung und auch der Bezirksausschuss selbst. Der Verein aus der Fasanerie-Nord verbindet mit dem gewünschten Nachbarschaftstreff multifunktionale Räume, die unterschiedlich genutzt werden können - eben zum Beispiel für eine Mittagsbetreuung, an der es im Viertel laut dem Verein mangelt.

Auch aus Perspektive einer sozialräumlichen Analyse sieht das Sozialreferat keine Voraussetzungen für einen Bürgertreff gegeben. Im Fall der Fasanerie würden keine "hart auslösenden Kriterien" greifen, schreibt das Referat in seiner Antwort auf den Bürgerversammlungsantrag. Der Blick auf soziale Indikatoren wie "soziale Herausforderung" oder "soziale Wanderungen" ergebe eine "günstigere Prognose" im maßgeblichen Quartier als für den gesamten Stadtbezirk. Ein Nachbarschaftstreff werde im Übrigen gewöhnlich dann eingerichtet, wenn bei Neubaugebieten mehr als 200 Wohneinheiten im geförderten Wohnungsbau entstehen.

Für "nicht im Sinne einer verantwortungsvollen Ressourcenplanung" hält die Verwaltung einen eigenen Treff für die Fasanerie-Nord. Vielmehr sollten beim Bau eines weiteren Nachbarschaftstreffs für den Münchner Norden auch die Neusiedlungen in Feldmoching einbezogen werden. Der Standort nahe dem Bahnhof Fasanerie sei auch deshalb nicht geeignet, weil er für Bewohner aus Feldmoching und der Siedlung am Lerchenauer See nicht gut genug erreichbar sei. "Fasanerie aktiv" gibt zu bedenken, dass die Anzahl der Bürger im Viertel stetig wachse; nach Vorschlag des BA soll das Sozialreferat darum nun die Wohnungen zählen und so eine Übersicht gewinnen.

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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