Damals in der Zeitung:3. Januar 1918

Es klingt so vertraut: Viele Münchner sind von Mietpreissteigerungen und Kündigungen betroffen

Es klingt so vertraut, was die Zeitung in der Morgenausgabe dieses Tages schreibt: Viele Münchner sind von drastischen Mietpreissteigerungen und Wohnungskündigungen betroffen. Denn den Jahreswechsel hatten offenbar viele Hausbesitzer dazu genutzt, die Mieten kräftig zu erhöhen oder gleich zu kündigen. Eine städtische Rechtsauskunftsstelle haben allein an Silvester und Neujahr 320 Personen um Rat gefragt. Und im "Mieteinigungsamt", das es damals als Schiedsstelle gab, wurden allein am 2. Januar 450 Münchner vorstellig. Zurecht, finden die Münchner Neuesten Nachrichten (MNN): "Es kann immer wieder nicht dringend genug davor gewarnt werden, nach Kündigung erst auf die meist erfolglose Wohnungssuche zu gehen und dann erst das Wohnungseinigungsamt anzurufen." Die Zeitung leistet auch Aufklärungsarbeit im Kampf gegen Immobilienhaie: So seien Mieterhöhungen bei Verträgen, die erst 1917 geschlossen wurden, glatt zurückzuweisen, da diese "Spekulationszwecken dienen, um den Wert des Hauses in die Höhe zu treiben und dieses um höheren Preis wieder zu verkaufen". München im Januar 1918 war also einerseits von der Not wohnungssuchender Mieter, andererseits von Immobilienspekulanten geprägt. Entsprechend widmet die Abendausgabe der MNN sich der "Förderung des Wohnungsbaus". Gelobt wird, dass die Stadt nun gezielt Wohnungen in leer stehende Läden und Werkstätten einbaut. "Es konnten schon verschiedene kinderreiche Familien, die sonst keine Unterkunft gefunden hätten, auf diese Weise untergebracht werden", schreibt die Zeitung.

© SZ vom 03.01.2018 / kc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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