Zum Tod von Anni Kolbinger:Sprachrohr der Kulturschaffenden

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Von 1990 bis 2016 saß Anni Kolbinger für die CSU im Gemeinderat und kämpfte mit Verve für die Interessen der Kulturschaffenden in Karlsfeld. Am Sonntag ist sie gestorben. (Foto: Niels P. Joergensen)

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Karlsfeld trauert um Anni Kolbinger. Die langjährige Kulturreferentin starb am Sonntagabend im Krankenhaus nach schwerer Krankheit, wenige Tage nach ihrem 81. Geburtstag. "Anni Kolbinger war ein Sprachrohr für die Kulturschaffenden in Karlsfeld", sagt Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). "Ihr Tod ist ein schwerer Verlust." Bereits 2016 hatte die CSU-Politikerin ihr Mandat aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Eigentlich hatte sie 2014 schon nicht mehr antreten wollen, gab aber schließlich dem Drängen ihrer Parteifreunde nach und hätte, wenn sie gekonnt hätte, wohl die ganze Wahlperiode durchgezogen. "Sie hatte ein geradezu altdeutsches Pflichtbewusstsein", sagt ihr langjähriger Kollege Wolfgang Offenbeck. 1990 hatte CSU-Gemeinderat Helmut Fink Anni olbinger aus der Pfarrgemeinde für die Kandidatenliste rekrutiert.

In der Karlsfelder CSU-Fraktion galt Kolbinger als "Mutter der Kompanie". Oft kümmerte sie sich im Hintergrund um kleine, aber keineswegs unwichtige Dinge, vor allem bei organisatorischen Fragen wie der Vorbereitung des traditionellen CSU-Tennenfests. Nach außen hin immer freundlich und ausgleichend, konnte Anni Kolbinger durchaus kämpferisch auftreten, etwa wenn es darum ging, einen Zuschussantrag für einen Kulturverein durchzuboxen. Fraktionsintern vertrat Anni Kolbinger auch Positionen, die von der Parteilinie oder des Bürgermeisters abwichen. "Sie war so etwas wie die Stimme des Volkes", sagt Wolfgang Offenbeck anerkennend: ein Korrektiv, das den Gemeinderäten immer wieder "den kritischen Blick des Durchschnittsbürgers auf die Politik" vermittelt habe.

Das hatte nicht zuletzt mit ihren mannigfaltigen Kontakten in der Gemeinde zu tun. Das ehrenamtliche Engagement der fünffachen Großmutter beschränkte sich nicht nur auf die Politik (von 2005 bis 2008 war sie auch Kreisrätin); sie engagierte sich im Kirchenchor von Sankt Josef, im Pfarrgemeinderat, bei der Caritas und im Heimatmuseumsverein, darüber hinaus war sie Mitglied im Musikverein. 2015 erhielt sie für ihre Verdienste den Ehrenring der Gemeinde. Bürgermeister Kolbe sagte damals: "Als Kulturreferentin hast du all die Jahre, manchmal den gesundheitlichen Beschwerden trotzend, wie der eiserne Gustav mit unermüdlichem Fleiß wunderbare Arbeit geleistet." Anni Kolbinger drängte sich nie in den Vordergrund, Anerkennung war ihr trotzdem wichtig. Dass sie ihr Mandat so lange ausfüllte, überrascht ihren langjährigen Weggefährten Helmut Fink nicht: "Sie war eine Kämpferin bis zum Schluss."

© SZ vom 03.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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