Zum Jahreswechsel:Flexible Klassiker

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Weltweit gefragt: Jure Knez, Edoardo Zotti, Ricarda Fuss und Claus Hierluksch vom Arcis Saxophon Quartett, hier im ausverkauften Schloss Dachau. (Foto: Toni Heigl)

Das "Arcis Saxophon Quartett" präsentiert mit viel musikalischer Leidenschaft und Freude an eigenen Interpretationen ein Silvesterkonzert im Schloss Dachau. Als Gast ergänzt Perkussionist Christian Benning mit zeitgenössischen Werken

Von Renate Zauscher, Dachau

Es gibt viele Möglichkeiten, sich vom alten Jahr zu verabschieden und das neue zu begrüßen: Man kann es mit Böllern und Raketen tun, mit einem stillen Spaziergang, einer rauschenden Party - und natürlich mit Musik. Für Letzteres haben sich zahlreiche Dachauer entschieden: Sie kamen am frühen Silvesterabend zu einem als "Grande Finale 2018" angekündigten Konzert des Münchener Arcis Saxophon Quartetts und des Dachauer Schlagzeugers Christian F. Benning als Special Guest ins Dachauer Schloss.

Die rund 450 Plätze im schönen Ambiente des Renaissance-Saals waren an diesem Abend restlos ausverkauft. Kein Wunder: Das Saxophon Quartett, zu dem sich seine Mitglieder vor zehn Jahren zusammengeschlossen haben, damals alle noch Studierende an der Hochschule für Musik und Theater an der Münchner Arcis-Straße, ist längst über Deutschland hinaus bekannt. Sopransaxofonist Claus Hierluksch, Ricarda Fuss am Altsaxofon sowie ihre Kollegen Edoardo Zotti (Tenorsaxofon) und Jure Knez (Baritonsaxofon) sind in großen Konzertsälen in Moskau oder London, in der Berliner Philharmonie oder in China, Marokko und auch Saudi Arabien aufgetreten und wurden mit wichtigen Preisen ausgezeichnet. Ihr Repertoire umfasst Werke der originalen Saxofon-Literatur ebenso wie Arrangements nach Kompositionen von Johann Sebastian Bach bis George Gershwin oder der Filmmusik aus Star Wars.

Darüber hinaus gibt das Ensemble regelmäßig Arbeiten bei bekannten Komponisten in Auftrag. "Wir kommen von der Klassik, möchten aber auch flexibel sein", sagt Claus Hierluksch. Bei der Umsetzung von Kompositionen, die ursprünglich für vielleicht ganz andere Quartettbesetzungen, für ein Soloinstrument oder für Orchester geschrieben wurde, gehe es zum einen darum, "herauszufinden, was der Komponist ausdrücken wollte", und zum anderen auch darum, eigene Ideen und Interpretationen einzubringen, "ohne die Essenz des Stücks zu verlieren".

Mit wie viel musikalischem Einfühlungsvermögen das Umarbeiten der Originalkompositionen durch die Mitglieder des Arcis Saxophon Quartetts erfolgt, zeigten gleich die ersten Stücke des Dachauer Silvesterprogramms. Ob das für Cembalo komponierter "Italienische Konzert" von Johann Sebastian Bach oder Antonín Dvořáks Streichquartett in F-Dur, das "Amerikanische Quartett": Beides funktioniert auf überzeugende Weise auch in der Adaption für ein Saxofon-Quartett.

Gleiches gilt für Stücke wie die "Porgy and Bess"-Suite von George Gershwin oder die "West Side Story"-Suite von Leonard Bernstein, in denen die Lebenslust, die kreative Freude, mit der die vier Ensemble-Mitglieder musizieren, auf mitreißende Weise spürbar wird.

Zur musikalischen Leidenschaft des Quartetts aber kommt die enorme Präzision des Zusammenspiels seiner Mitglieder: Gerade in langsamen, getragenen Stücken wie dem "Adagio for Strings" von Samuel Barber wird dieses hohe Maß an klanglicher Perfektion wahrnehmbar.

Immer wieder holt sich das Arcis Saxophon Quartett Gäste für seine Konzerte. Diesmal war Christian F. Benning als Special Guest eingeladen. Der junge Dachauer gilt mittlerweile als einer der führenden Percussionisten einer jungen Schlagzeuger-Generation. Im Rahmen eines Auslandsemesters an der Johns Hopkins University im amerikanischen Baltimore gab er im nun vergangenen Jahr eine Reihe von Konzerten in den USA. Am11. Januar findet in der Musikhochschule München sein Bachelor-Konzert statt, am 9. Februar treten er und sein Ensemble Percussion No.1 im Dachauer Schloss auf. Für das Silvesterkonzert hatte Benning die Komposition "Ilija" für Marimbaphone von Nebojša Jovan Živković ausgesucht, außerdem das Stück "Rebonds B" von Iannis Xenakis, ein spannungsgeladener Klassiker der Schlagzeugliteratur für fünf Trommeln und fünf Woodblocks.

Immer wieder an diesem Abend gab es spontanen Beifall sowohl für Christian Benning wie die Mitglieder des Arcis Saxophon Quartetts. Mit einem gemeinsamen Stück als Zugabe, einem Ragtime aus dem Berlin der Zwanzigerjahre, verabschiedeten sich die fünf Musiker von ihrem zuletzt begeistert jubelnden, dann aber rasch im Aufbruch begriffenen Publikum: Nachdem großen "Finale" sollte kurz darauf ja auch das neue Jahr noch gebührend begrüßt werden.

Mit den regulären Konzerten im Dachauer Schloss geht es am Freitag, 25. Januar, weiter. Dann spielt das Trio con Brio aus Kopenhagen Werke von Beethoven, Haydn und Schostakowitsch. Am Samstag, 16. Februar, ist das Orion Streichtrio zu Gast und spielt Werke von Zoltan Kodály und Franz Schubert. Am 23. März lohnt sich der Besuch des Konzert des ungarischen Trompeters Gábor Boldoczki, der zusammen mit der Prague Philharmonia auftreten wird. Karten gibt es bei München Ticket.

© SZ vom 02.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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