Zukunftskonzept:Dienstwagenflotte fürs Landratsamt

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Die Kreisverwaltung will prüfen, ob Carsharing auch im Landkreis funktioniert

Von Thomas Hürner, Dachau

In Großstädten sind Carsharing-Angebote längst Standard. Aber funktionieren sie auch in ländlichen Regionen? Diese Frage diskutierte am Freitagvormittag der Umweltausschuss des Kreistages und kam zu einem einstimmigen Ergebnis: Ja, einen Versuch wäre die Sache wert - aber vorerst nur auf Basis der amtseigenen Dienstwagenflotte des Landratsamts.

Ein solches Modell hätte grundsätzlich viele Vorteile, sagt Gerd Müller, der Sachgebietsleiter der Kreisfinanzverwaltung. Vor allem den Klimaschutz könne man auf diese Weise vorantreiben. Elektro- oder Hybridfahrzeuge könnten den aktuellen Fuhrpark ersetzen. "Das hätte auch einen Vorbildcharakter nach außen", sagt Müller. Berührungsängste und Vorurteile der Bürger hinsichtlich E-Mobilität würden auf diesem Wege abgebaut. Zugleich könne vermieden werden, dass Mitarbeiter des Landratsamts mit dem eigenen Auto kommen, da sie diesen nicht mehr so häufig für Dienstfahrten benötigen. Auch Landrat Stefan Löwl (CSU) habe nach vielen Gesprächen mit den Mitarbeiten einen ähnlichen Eindruck gewonnen: "Viele kommen nicht mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln, weil sie im Laufe des Tages noch Außentermine im Dachauer Hinterland wahrnehmen müssen." Um das zu ändern, brauche es einen "ausreichenden Dienstwagenpool". Mindestens zehn Autos müsse der Fuhrpark umfassen, sagt Müller, der sogleich einen weiteren Vorteil vorstellte: "Nach Abendterminen könnten Mitarbeiter mit diesen Fahrzeugen auch gleich heimfahren."

Es wurde auch eine mögliche Mitnutzung der Bürger diskutiert. Diese sei zwar durchaus erwünscht, wie zahlreiche Wortmeldungen aus dem Gremium verrieten, allerdings nach derzeitigem Stand nur schwer umsetzbar.

Zum einen wäre da die Frage des Standorts: Die Wohngebiete in der direkten Umgebung des Landratsamts sind zum Großteil Einfamilienhäuser - "eine Bevölkerungsschicht, die meist ein eigenes Auto besitzt", sagt Müller. Auch die Nutzungszeiten seien für den Bürger nicht sonderlich attraktiv. Sie könnten das Carsharing-Angebot nur abends, an Feiertagen und an Wochenenden nutzen. In Städten wie München funktioniere Carsharing sehr gut, weil dort die Bevölkerungsstruktur eine andere sei als in Dachau, sagt Müller. "Wir müssen die Zielgruppe prüfen, für die ein solches Angebot überhaupt interessant wäre."

Auch Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) glaubt nicht, dass ein klassisches Carsharing-Angebot für alle derzeit auf genügend Interesse in der Bevölkerung stoßen würde. Ein sogenanntes "Free-Floating System", bei dem jeder ein Auto nehmen kann, wo es gerade steht, funktioniere nur in der Großstadt. Hartmann schlägt deswegen "integrierte Stationen an mehren Standorten" vor. "Ich könnte mir vorstellen, dass so etwas irgendwann gut funktioniert."

Bei einem möglichen Carsharing-Angebot für Mitarbeiter des Landratsamts gibt es aber noch ein weiteres Problem: Die Wirtschaftlichkeit. "Die Kosten für den Fuhrpark wären höher", sagt Müller, "es bleibt die Frage, ob sich das refinanziert." Eine Möglichkeit seien Leasingverträge zwischen einem Anbieter und dem Landkreis. Dieser Variante schloss sich auch Landrat Löwl an: "Wir sollten das drei Jahre testen und von nun an vermehrt in den Fokus nehmen."

Die Verwaltung wurde schließlich per Beschluss vom Gremium beauftragt, ein Carsharing-Konzept für die eigene Dienstflotte zu entwickeln und gegebenenfalls auch gleich probeweise einzuführen. Für eine mögliche probeweise Umsetzung wird auch die Gründung eines gewerblichen Betriebs in Aussicht gestellt. Die Ergebnisse sollen dann auch in die Planungen für den Neubau des Landratsamts miteinfließen, etwa hinsichtlich der Parkplatzsituation oder Ladestationen für Elektroautos. Außerdem soll die Verwaltung mit den Gemeinden weitere Nutzungsmöglichkeiten von Carsharing-Angeboten prüfen.

© SZ vom 20.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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