Zukunft der Kulturschranne:Eine Wende in der Geschichte der Schranne

Lesezeit: 2 min

Nach vielen Irrläufen bietet die Stadt der KVD das gesamte Erdgeschoss des Gebäudes in der Altstadt als Galerie an

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Die gastronomische Zukunft der Kulturschranne in der Dachauer Altstadt ist komplett offen. Es ist nicht einmal mehr klar, ob das Gebäude der Stadt als Restaurant weiter geführt werden soll. Wie Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) der SZ bei der Präsentation des restaurierten Kochwirts in der Altstadt mitteilte, hat sich der Stadtrat entschlossen, das gesamte Erdgeschoss der Künstlervereinigung Dachau (KVD) als Galerie anzubieten. Hartmann sagte: "Man muss sehen, ob die KVD es will." Damit nimmt die Geschichte des Gebäudes der ehemaligen Kirchenschule direkt neben der Sankt-Jakobs-Kirche eine neue, überraschende Wendung.

Vor ungefähr 15 Jahren sollte das Gebäude zu einem neuen Wirtschaftsmagneten werden, der die Menschen wieder in die Altstadt zieht. Denn das Zentrum Dachaus spürt die nachteiligen Folgen des Gewerbegebiets Schwarzer Graben im Stadtteil Dachau-Ost bis heute. Der Stadtrat hatte es zugelassen, dass dort ein riesiges Einkaufsgebiet entsteht, ohne damals zu klären, wie es mit der gesamten Innenstadt weitergehen würde. Um gegenzusteuern, sollte in der Altstadt eine Schranne entstehen, in der man frische Waren einkaufen kann, aber auch, ähnlich wie auf einem Viktualienmarkt, Leckereien genießen. Deshalb entschloss sich die Kommunalpolitik zu einem teuren und aufwendigen Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes. Er verschlang mehrere Millionen Euro. Aber die Schrannen-Idee scheiterte. Der Andrang blieb aus. Die Gründe sind vielfältig und häufig diskutiert worden. Womöglich war der erste Pächter mangels gastronomischer Erfahrung nicht in der Lage, das Konzept aus Markt und kulinarischen Angeboten zu realisieren. Aber dessen Nachfolger, eine Brauerei aus Oberbayern, scheiterte ebenfalls. Vor ungefähr zehn Jahren begann dann die Diskussion, ob die Schranne nicht kulturell genutzt werden könnte. Die Option erschien den Beteiligten vorteilhaft. Die Künstlervereinigung Dachau wollte aus ihren Galerieräumen in der Abgeschiedenheit der Brunngartenstraße am Fuße des Schlossbergs heraus. Das Café Teufelhart als kulturelles Zentrum war zu diesem Zeit in seiner Existenz bereits gefährdet. Das lag nicht am Angebot auf der dortigen Bubu-Bühne, sondern an der ökonomischen Lage der gesamten Bäckerei. Und die Stadt wusste nicht mehr, was sie mit dem Schrannengebäude anfangen kann. Die Kulturschranne entstand: Kabarett, Theater, Jazz und Pop zogen ein. Die Veranstaltungen sind bis heute zum größten Teil ausverkauft.

Deshalb staunten Öffentlichkeit und Stadtrat über die Ankündigung der Pächtergruppe um drei Dachauer Gastronomen den Vertrag mit der Stadt zum Jahresende 2015 auslaufen zu lassen. Wie Oberbürgermeister Hartmann der SZ mitteilte, bereitet die Stadtverwaltung die Ausschreibungsunterlagen vor. Aber sie will sich alle Optionen aufrecht erhalten, auch die eines Endes der Gastronomie - zumindest im Erdgeschoss. Deshalb wurde bereits die KVD gefragt, ob sie die Galerie im Erdgeschoss nicht erweitern will. KVD-Vorsitzender Johannes Karl bestätigte solche Überlegungen innerhalb seiner Vereinigung. Mehr sei aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt dazu noch nicht zu sagen.

Der Standort in der Altstadt hat der KVD einen sehr guten Zuspruch beschert, weil gerade an den Wochenenden viele Touristen die Ausstellungen besuchen. Freilich dürfte fraglich sein, ob die Künstler die denkmalgeschützten Räume tatsächlich so verwenden können, wie sie es benötigen. Denn zeitgenössische Kunst arbeitet mit Installationen, mit Ideen, die den Raum verändern, und sie muss moderne Technik einbinden können. Die aktuelle Ausstellung im MD-Verwaltungsgebäude vermittelt einen Eindruck: Aus denkmalschützerischen Gründen darf die KVD nicht einmal ein Banner anbringen, das auf ihre Existenz in der Kulturschranne hinweist.

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: