Zoom den Landrat:Coronakrise setzt Kindern zu

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Im Landkreis fehlt ein Jugendpsychiater - besonders jetzt

Von Katja Gerland, Dachau

Geschlossene Schulen, Distanzunterricht und eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten setzen nach mehr als einem Jahr Pandemie auch den Kindern und Jugendlichen im Landkreis Dachau immer mehr zu. Um die Anliegen, Wünsche und Probleme junger Menschen in und außerhalb der Coronakrise in den Vordergrund zu rücken, hat das Dachauer Schüler- und Schülerinnenbüro jüngst zu einem Austausch mit Landrat Stefan Löwl (CSU) eingeladen. Damit ging die Veranstaltungsreihe "Zoom den Landrat" nun schon in die zweite Runde. Über die Online-Plattform zugeschaltet waren nicht nur junge Menschen aus dem Landkreis Dachau, auch Lokalpolitiker und Jugendarbeiter machten sich in der zweistündigen digitalen Veranstaltung ein Bild von der Lage der Jüngsten im Landkreis. Zur medizinischen Auskunft war zeitweise der Dachauer Versorgungsarzt Christian Günzel zugeschaltet.

Schnell rückten die Folgen der Pandemie für die psychische Gesundheit in den Fokus. Die Karlsfelder Jugendarbeiterin Charide Christin von der Ahe zeigte sich entsetzt über die fehlenden Behandlungsmöglichkeiten für junge Menschen mit psychischen Problemen. Der Landkreis sei ihrer Einschätzung nach in dieser Hinsicht "ziemlich schlecht aufgestellt". Laut von der Ahe mangelt es vor allem an niedrigschwelligen Angeboten, etwa Selbsthilfegruppen oder ambulanten Behandlungsmöglichkeiten, für Kinder und Jugendliche in psychischen Problemlagen. Landrat Stefan Löwl (CSU) zog hierzu den Vergleich mit anderen oberbayerischen Landkreisen, bei dem der Landkreis Dachau hinsichtlich des gesamten Angebots der Jugendpsychologie "weder im Bedarf noch in der Bedarfsdeckung schlecht dasteht"; allerdings erkenne auch er den Mangel an ambulanter psychischer Betreuung für Kinder und Jugendliche an. Alle bisherigen Bemühungen der Gesundheitsregion Plus, eine Stelle für einen Jugendpsychiater im Landkreis zu etablieren, seien laut Löwl jedoch daran gescheitert, dass qualifiziertes Personal vor allem nach München abwandere.

Auch eine Perspektive auf kulturelle Angebote nach der Pandemie war den Jugendlichen im digitalen Gespräch ein Anliegen. Zum aktuellen Stand des Jugendkulturzentrums Dachau gab Landrat Löwl jedoch einen ernüchternden Ausblick: Das Zentrum für kulturelle Jugendaktivitäten, welches auf Initiative des Kreisjugendrings Dachau auf dem Gelände der ehemaligen MD-Papierfabrik entstehen soll, ist laut Löwl aufgrund der finanziellen Lage der Gemeinden in den kommenden Jahren nicht umsetzbar. Auch Berkay Kengeroglu (SPD), stellvertretender Vorsitzender der Initiative und Jugendreferent des Dachauer Stadtrats, schätzte die Haushaltslage als "dramatisch" ein. Ob das Jugendkulturzentrum überhaupt realisiert werden könne, steht laut Kengeroglu "in den Sternen".

© SZ vom 23.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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