Ziegen am Dachauer Rathausberg:Zickenkrach

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Weil Tierschützer glauben, das Dachauer Volksfest würde die Ziegen am Rathausberg stören, müssen diese weg. Die Sorge ist aus Sicht der Halterin übertrieben

Von Helen Krueger-Janson, Dachau

Am Dachauer Karlsberg konnte man die letzten Wochen neun Ziegen sehen, die genüsslich das Gras am Hang stutzten. Damit ist seit Freitagabend, 21 Uhr, Schluss. Die Vierbeiner, die seit einigen Jahren jeden Sommer für die Stadt am Hang hinter dem Rathaus grasen, sind vertrieben worden.

Halterin Manuela Müller hat von der Stadt den Anruf bekommen mit dem Wunsch, "holt sie bitte ab". Angeblich haben Privatpersonen und Tierschützer per Anruf Beschwerden bei der Stadt eingereicht mit der Forderung, die Tiere während des Volksfests zu entfernen. Und weil sich in den vergangenen Jahren der Ton der Beschwerden während der Festwoche verschärfte, habe die Stadt dieses Jahr vorgegriffen und die Tiere von vornherein abbestellt, sagt Müller. "Die Leute dachten, die Tiere halten das Feuerwerk nicht aus. Aber an Silvester stehen sie auch bei uns auf dem Hof und die Nachbarn zünden Feuerwerk. Das ist den Ziegen egal."

Offenbar sind die Bedenken der Tierschützer größer als die der Tierhalterin, die neben den vom Aussterben bedrohten Art der Anglo-Nubier-Ziegen aus Holland und England auch andere geschützte Arten wie Brillenschafe, Wollschweine aber auch Puten, Hühner und Enten auf ihrem Hof in Olching betreut.

Ihre Ziegen und Schafe kann man für das Abgrasen mieten. So stehen auch die 30 Heidschnucken, grau gehörnte Schafe, jedes Jahr fünf Monate lang auf dem Rodelberg an der Schinderkreppe und fressen im Auftrag der Stadt. "Den Berg haben sie jetzt in 14 Tagen abgegrast, mal schauen, wo sie als nächstes hinkommen", sagt Manuela Müller. Am Rathaushang sind es die schnell wachsenden Essigbäume, welche die Ziegen unbedingt in Schach halten sollen. Für so manchen menschlichen Helfer ist der Hang nämlich zu steil, um dort gefahrenfrei zu arbeiten. Meist sind die Ziegen zwei Monate im Sommer dort, "je nachdem, wie das Wetter ist", sagt Müller, "wenn es nass und kalt ist, macht es natürlich keinen Sinn".

Für Manuela Müller und ihren Mann hat es aber auch eine praktische Seite, dass sie die Ziegen zu sich auf den Hof zurückholen. "Dann habe ich weniger Kummer und Sorgen, wenn ich die Ziegen bei mir hab", sagt sie, "so weiß man ja nie, ob vielleicht eine schreit oder es ihr nicht gut geht." Besonders um das neugeborene Zicklein, dass eine "erfahrene Mutter" am Karlsberg zur Welt gebracht hat, kann sie sich nun kümmern. Seit es auf die Welt gekommen ist, stimmen die Dachauer eifrig auf sozialen Netzwerken ab, wie das Kitzlein denn nun heißen sollte. "Etwas, das mit dem Karlsberg zu tun hat, fände ich schön", sagt Müller. Sobald sie das Geschlecht bestimmt hat, entscheidet sie sich entsprechend für "Karlchen" oder "Karla".

© SZ vom 10.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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