Zeitplan für die Bebauung des MD-Geländes:Planungsstau

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Auf dem Gelände der ehemaligen MD-Papierfabrik sind zahlreiche Projekte geplant. Aufgrund von planungstechnischen und bürokratischen Hürden werden diese aber noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen

Von Viktoria Großmann, Dachau

Immer wieder hatte die CSU-Fraktion im Dachauer Stadtrat einen Zeitplan für die Entwicklung des MD-Geländes gefordert. Nun liegt er vor. Zumindest was die weiteren Planungsschritte betrifft. Ein echter Zeitfresser ist das Vorhaben der Stadt, die Freisinger Straße in die Erde zu versenken. Unter der Bahnstrecke soll eine Unterführung gebaut werden. Das bedeutet langwierige Abstimmungen mit der Deutschen Bahn. Auch oberirdisch muss alles neu gestaltet werden. Städtische und private Flächen der Isaria DEG, der das MD-Gelände gehört, sind betroffen.

Bereits vor der Sommerpause hatte der Bauausschuss beschlossen, nun doch eine Entwicklung des etwa 16 Hektar großen Geländes in Teilstücken zuzulassen - um schneller voran zu kommen. Um den Tunnel unter der Bahn bauen zu können, ist ein Planfeststellungsverfahren notwendig. Die Stadt rechnet mit mindestens acht Jahren, bis dieses abgeschlossen ist. Hingegen soll es nur etwas mehr als zwei Jahre dauern, bis der Bebauungsplan für das Gelände ohne Bahnunterführung steht und auch der Flächennutzungsplan abgestimmt ist.

Nachdem sich das Büro Trojan und Trojan aus dem Projekt verabschiedet hat, muss nun zunächst ein neues Planungsbüro gefunden werden, das den preisgekrönten Trojan-Entwurf in einen verbindlichen Plan umsetzt. Das ist eine ziemlich bürokratische Angelegenheit, die Abstimmung mit Behörden und juristische Sachkenntnis erfordert. Innerhalb von zwei Monaten hofft die Stadt, das neue Büro gefunden zu haben, das auch näher am Ort sein soll, als das Darmstädter Städteplaner-Ehepaar. Ein halbes Jahr gibt man dem neuen Büro dann Zeit, einen Vorentwurf zu erstellen. Dann wird etwas Zeit vergehen für die Diskussionen und Abstimmungen in Ausschuss und Stadtrat, Überarbeitungen, öffentliche Auslegung und weitere mögliche Änderungen.

Die Isaria DEG befasst sich unterdessen auch mit der Vorbereitung des Abrisses von Gebäuden. Auch dafür braucht es wieder ein eigenes Büro, das bereits gefunden wurde. Der Stadt soll innerhalb der nächsten Monate ein Konzept vorgelegt werden, das zeigt, wie der Abriss und danach die Entsorgung der Altlasten vonstatten gehen könnte. Es wird an einigen Stellen Erdreich ausgehoben und als Sondermüll entsorgt werden müssen. Neuer Boden wird aufgeschüttet. Nach bisheriger Beschlusslage soll auch das markante Heizkraftwerk mit den drei Türmen abgerissen werden.

Unter Denkmalschutz steht der Wasserturm an der Ludwig-Thoma-Straße. Allerdings ist die Substanz des Gebäudes aus dem Jahr 1951 nicht gut. Einige Zeit wurde befürchtet, der 31 Meter hohe Turm müsse zur Sanierung in seine Bestandteile zerlegt und abgebaut werden. Zuletzt hieß es vor zwei Jahren, der vor sich rostende Turm könne an Ort und Stelle ausgebessert werden. Allein diese Maßnahme soll bis zu einer Viertelmillion Euro kosten.

Betroffen von den Planungen sind auch Stadt, Landkreis und Bezirk Oberbayern. Vor allem der Bezirk treibt das Projekt Arbeiter- und Industriemuseum voran. Endgültiges Einvernehmen zwischen Stadt, Landkreis und Bezirk über den gemeinsamen Ankauf, Bau und Betrieb besteht aber noch nicht. Es sind nicht alle begeistert von dieser Idee. In der jüngsten Bauausschusssitzung ließ Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) vernehmen, den Schornstein der früheren Brauerei am Schlossberg als Industriedenkmal zu erhalten, sei ihr wichtiger, als ein neues Museum zur Industriekultur zu errichten. Ende 2016 war dazu bereits eine Machbarkeitsstudie vorgelegt worden, die optimistisch annahm, bereits 2025 könne das Museum stehen. Sowohl der Stadtrat als auch der Kreis- und Kulturausschuss haben zwischenzeitlich das Projekt weiter vorangetrieben und ein Gutachten bewilligt, das die Altlasten auf Gelände genauer untersuchen soll. Es fehlt lediglich noch die Zustimmung des Bezirks für diese fachmännische Expertise, die zwischen 300 000 und 350 000 Euro kosten wird. Die Ergebnisse des Gutachtens werden dann darüber ausschlaggebend dafür sein, ob das Gelände gekauft wird.

Noch nicht abgeschlossen hat die Stadt mit dem Vorhaben, am Mühlbach ein Wasserkraftwerk einzurichten. Zuletzt hieß es, wenn die Behörden auf der Einrichtung einer sehr teuren Fischtreppe bestünden, würden die Stadtwerke das Wasserkraftwerk nicht bauen wollen. Es wäre dann unwirtschaftlich. Es wird nun weiter nach einer Lösung gesucht, Fische nicht in eine Sackgasse zu zwingen. Wie haltbar nun diese Einschätzungen der Planungsschritte sind, wird sich zeigen. Aber es ist doch das konkreteste, was in den vergangenen Jahren vorgelegt wurde. Die CSU hatte 2015 einen Zeitplan beantragt und erhielt 2016 eine äußerst grobe Tabelle, welche die Fraktion nur murrend zur Kenntnis nahm. Das Bauamt hatte sich aufgrund der komplexen Angelegenheit gegen solche zeitlichen Aussagen immer gesträubt. Es zeigt sich, dass es recht behielt: Als Beginn der Altlastenentsorgung war im Januar 2016 spätestens 2019 angegeben. Danach sieht es nicht aus. Immerhin wird die Zusammenarbeit zwischen Eigentümer und Stadt derzeit stets von beiden Seiten gelobt. Man komme voran. Wie schnell auch immer.

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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