Zeitgeschichte:Ideologie und Gewissen

Manfred Deselaers referiert über den Lagerkommandanten Rudolf Höß

"Auschwitz in den Augen der SS" heißt eine von Danuta Czech und anderen herausgegebene Dokumentation der "staatlichen Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau". Die Dimension und Perversion des Massenmordes soll in den Schilderungen der Täter deutlich werden, vor allem des Kommandanten der Jahre 1940 bis 1943, Rudolf Höß, der seine 1963 erstmals in Deutschland publizierten autobiografischen Aufzeichnungen im polnischen Gefängnis unter dem Titel "Meine Psyche. Werden, Leben und Erleben" verfasste.

An diesem Montag, 13. Juni, referiert Manfred Deselaers im Max-Mannheimer-Studienzentrum Dachau, Roßwachtstraße 15, über die Biografie von Höß. Unter dem Titel "Und Sie hatten nie Gewissensbisse?" veröffentlichte Deselaers seine Doktorarbeit über den Lagerkommandanten in Auschwitz.

Deselaers, Priester des Bistums Aachen, lebt seit 1990 in Auschwitz (Oświęcim), wo er im Zentrum für Dialog und Gebet arbeitet. Er hat sich intensiv mit den Zeugnissen des Massenmörders Höß auseinandergesetzt. Vor dem Hintergrund von Höß' Aussagebereitschaft und teilweise erstaunlichen "Bekehrung" stellt er die "Frage nach dessen Verantwortung vor Gott und den Menschen" unter religionsphilosophischem und ethischem Aspekt. Gewidmet ist das erschütternde Werk den Opfern von Auschwitz.

Deselaers möchte nicht "die Wahrheit über Höß" darlegen und auch keine "psychologische Analyse" vornehmen. Fundamentaltheologisch will er Glaube und Kirche vor Verdrängungen bewahren und die Frage nach der Möglichkeit von Liebe angesichts des Bösen stellen. Der Abend im Internationalen Jugendgästehaus wird vom Max-Mannheimer-Studienzentrum und der Gedenkstättenseelsorge gemeinsam veranstaltet. Beginn ist um 19.30 Uhr.

© SZ vom 13.06.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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