Workshop am 26. Oktober:Planungswerkstatt zur Rosenstraße

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Petershausens Bürgermeister Marcel Fath (FW) kommt einer von der CSU geforderten Debatte im Gemeinderat über das ortsprägende Neubaugebiet zuvor

Von Petra Schafflik, Petershausen

Das Baugebiet Rosenstraße, das die Gemeinde Petershausen gerade entwickelt, wird das künftige Gesicht von Petershausen maßgeblich prägen. Denn im Zentrum des 6500-Einwohner-Ortes könnten dort in direkter Nähe zum S-Bahnhof einmal bis zu 800 Menschen leben. Kein Wunder also, dass auch die Bürger bei so einem entscheidenden Vorhaben frühzeitig mitreden möchten. Nach einer ersten öffentlichen Präsentation des städtebaulichen Entwurfs im November 2018 erreiche bereits im darauffolgenden Februar eine Eingabe mit konkreten Kritikpunkten das Rathaus, die 264 Bürger unterzeichnet haben. Bürgermeister Marcel Fath (FW) reagierte mit zwei öffentlichen Briefen und bat um Geduld. Doch die Wochen vergingen.

Auf Antrag von CSU-Gemeinderat Gerhard Weber sollte sich deshalb nun das Ratsgremium mit den Vorschlägen der Bürger beschäftigen. Doch eine inhaltliche Debatte blieb aus. Denn vor der Sitzung kündigte der Rathauschef für den 26. Oktober eine Planungswerkstatt zum Projekt Rosenstraße an. Dieser Veranstaltung, bei der sich die Petershausener nicht nur informieren, sondern auch Ideen einbringen können, wollten die Gemeinderäte nicht vorgreifen. Die gut 40 Bürger, die ins Rathaus zur Sitzung gekommen waren, zeigten sich unzufrieden. "Wir hätten uns eine konkrete Auseinandersetzung mit unseren Anliegen gewünscht", sagte Anwohnerin Monika Friedl der SZ.

Weil er sich darüber geärgert hat, dass die von 264 Bürgern unterschriebene Eingabe bisher nicht im Gemeinderat diskutiert wurde, habe er den Antrag gestellt, sagte Gerhard Weber. Zudem teilt der CSU-Gemeinderat durchaus Argumente, die von den Kritikern aus der Bürgerschaft formuliert wurden. Die Bürger monieren, dass Gebäude mit bis zu vier Vollgeschossen gebaut werden sollen. Auch die enge, verdichtete Bauweise mit einer Geschossflächenzahl (GFZ) von 1,2 lehnen die Kritiker ab. Denn sogar die nicht gerade locker bebaute Musikersiedlung weise nur eine GFZ von 0,85 aus.

Beide Aspekte bereiten auch Gerhard Weber Sorgen. Die bisher vorgesehene urbane Bebauung werde Preise und Mieten in die Höhe treiben. "Das macht mir Angst." Ihn treibe die Sorge um, dass junge Leute wegziehen müssen, weil sie sich das Leben in Petershausen nicht mehr leisten können. Denn noch fehle auch ein Konzept für eine Baulandentwicklung für Einheimische. "Wir bauen hier für den Ballungsraum, nicht für den eigenen Bedarf." Fraglich sei seiner Meinung nach auch, ob die Infrastruktur von Kita bis Schule für das absehbare Bevölkerungswachstum ausreicht. Ähnlich sieht es Webers Parteifreundin Hilde Weßner. Sie forderte "eine Entwicklung mit Augenmaß, dem ländlichen Raum angepasst."

Doch die anderen Fraktionen teilten die Bedenken der CSU nicht. In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs "können wir keine Einfamilienhäuser bauen", erklärte Ernst Nold (FW). Und Wolfgang Stadler (SPD) erklärte, die Petershausener können sich auch jetzt nichts leisten, "weil es schlicht nichts gibt." Zudem werde bei einer Bebauung mit Einfamilien- und Doppelhäusern das Wohnen noch teurer. Geplant sei für die Rosenstraße eine Durchmischung mit Sozialwohnungen, Genossenschaftsprojekten und auch teuren Wohnungen des freien Markts. Gar nicht auf die konkreten Argumente eingehen wollte Andrea Stang (FW). Alle Aspekte gelte es bei der Planungswerkstatt zu besprechen. "Aber es wird besser, als die Musikersiedlung, davon bin ich überzeugt." Auch Margarete Scherbaum (FW) hofft auf den Workshop, "um die Ängste der Bürger einzudämmen." Allerdings stellt sie auch klar: "Wachstum ist mega-notwendig, Stillstand wäre das Allerschlechteste." Der Verweis der Gemeinderats-Kollegen auf die Planungswerkstatt missfällt Günter Fuchs (CSU). "264 Unterschriften, das ist bereits eine Bürgerbeteiligung." Daher solle sich der Gemeinderat mit den Argumenten sachlich auseinandersetzten. Diesem Aufruf folgte einzig Bernhard Franke (SPD). Den Antrag von Weber lobte er als sinnvoll, denn tatsächlich habe der Rat entgegen seiner Zusage die Bürger-Einwände bisher nicht diskutiert. Doch in der Sache folgte Franke dann Weber und auch den Bürgern nicht. Nur dreigeschossige Gebäude vorzusehen, das gehe zu weit. "Wir brauchen vier Etagen entlang der Bahn allein schon für den Lärmschutz."

Grundsätzlich wurde diskutiert, wie viel der Gemeinderat überhaupt vorgeben soll und muss. Josef Gerer (CSU) gehen die bisher ohne Bürgerbeteiligung getroffenen Festlegungen im städtebaulichen Entwurf schon zu weit. Andrea Stang dagegen findet, es sei doch gerade die Aufgabe des Gemeinderats, eine Idee als Basis zu entwickeln. Diese solle dann mit den Bürgern diskutiert werden.

Auch Bürgermeister Fath setzt auf die Planungswerkstatt. Er lud die anwesenden Bürger ein, am 26. Oktober einen ganzen Tag lang mit Experten zu diskutieren, sich zu informieren und Anregungen einzubringen. Am Ende werde dann der Gemeinderat entscheiden, dabei aber das Votum der Bürger berücksichtigen. "Ich setze sehr darauf, dass die Petershausener und wir auch kompromissbereit sind." Nur die CSU-Fraktion unterstützte schließlich den Antrag von Gerhard Weber, der damit mehrheitlich abgelehnt war.

Die Bürger, die aufmerksam die Diskussion verfolgt hatten, verließen ein wenig niedergeschlagen das Rathaus. "Wir sind schon enttäuscht", sagt Monika Friedl. Nun hoffen sie auf die Planungswerkstatt und darauf, "dass das keine Show-Veranstaltung wird und wir dort auch ernst genommen werden."

© SZ vom 05.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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