Welturaufführung im Odelzhausener Pfarrheim:Heiliges Hühnerei

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Die Theatergruppe Odelzhausen führt "Die Legende von Maria Stern" auf, die sich um die höchst sonderbare Gründungsgeschichte der Klosterkirche Taxa dreht. Geschickt verbinden die Autoren historische Fakten mit Unterhaltung vor einer prächtigen Szenerie

Von Reante Zauscher, Odelzhausen

Diesmal hat sich die Theatergruppe Odelzhausen in Zusammenarbeit mit den "Glonnstars" ein besonderes Projekt vorgenommen: Zum Abschluss des Jubiläumsjahres "Taxa" bringt sie ein Stück mit dem Titel "Die Legende von Maria Stern" auf die Bühne. Am Freitag fand die "Welturaufführung" des Stücks im ausverkauften Katholischen Pfarrheim von Odelzhausen statt. Weitere Vorstellungen gibt es am kommenden Wochenende.

Der Gottesmutter unter ihrer Bezeichnung "Maria Stern" war die barocke Wallfahrtskirche mit dem angeschlossenen Kloster der Barfüßigen Augustiner in Taxa geweiht. Im 17. und 18. Jahrhundert kamen alljährlich Zehntausende Wallfahrer, um Marias Hilfe in verschiedensten Anliegen zu erbitten. Wie es zum Bau erst einer kleinen Kapelle und später der großen doppeltürmigen Kirche kam, schildert Abraham a Sancta Clara in seinem Büchlein "Gack, Gack, Gack a Ga", wobei sich der weithin berühmte Barockprediger vermutlich einige fantasievolle Freiheiten erlaubt hat. Seiner Überlieferung nach nahm die Geschichte mit einem in höchster Seenot abgegebenen Gelübde des damaligen Hofmarksherren von Odelzhausen, Graf Wilhelm von Hundt, ihren Anfang: Er ließ als Dank für seine Errettung 1618 eine kleine Kapelle in Taxa erbauen. Dort nämlich hatte eine "schwarze Henne" ein wundersam anzusehendes Ei gelegt, das den Grafen an die Umsetzung seines Versprechens erinnerte. Aus dem von Abraham a Sancta Clara höchst detailreich geschilderten Geschehen entwickelten die beiden freiberuflichen Drehbuchautoren und Regisseure Annette Lubosch und Sascha Fersch im Auftrag der Gemeinde ein Theaterstück: Es bildet, nach einer Ausstellung mit einigen wenigen für die Gemeinde geretteten Stücken aus Kirche und Kloster, einen weiteren Höhepunkt im Jubiläumsjahr, mit dem die Gründung des Kirchenkomplexes vor 400 Jahren gefeiert wird. Dabei ist es den beiden Autoren gelungen, historische Vorgaben so umzusetzen, dass daraus ein höchst amüsantes Stück mit vielen witzigen Dialogen und Regieeinfällen wurde.

Toni Fischer als Graf Hundt mit Andrea Schmid als Gräfin mit Marliese Zech. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Theaterleute in Odelzhausen, sagen Lubosch und Fersch, hätten sich des Stoffs mit riesiger Spielfreude angenommen. Da ist zum einen Birgit Battran, die die schwierige Rolle der leibhaftigen Gottesmutter übernommen hat und ihr mit köstlichem Mienenspiel in einer Weise Charakter verleiht, die die "Heiligkeit" der Figur zu keinem Zeitpunkt infrage stellt. Toni Fischer spielt in der ersten Szene mit prächtigem Renaissance-Spitzbart den Grafen Hundt und später den Trödler Ignaz Schmidmair, der bei der Zerstörung von Kirche und Kloster 1802 im Zuge der Säkularisation eine sehr unrühmliche Rolle spielte. Zunächst als prächtiger Abt und dann als vom Staat mit der Auflösung und Versteigerung von Kirchen- und Klosterinventar beauftragter Landrichter steht Reinhold Klein auf der Bühne, Andrea Schmid gibt die Gräfin und Marliese Zech eine Bedienstete im Schloss. Michaela Kieslinger schließlich spielt den übereifrigen Abraham a Sancta Clara, der tatsächlich einige Jahre in Taxa als Prediger Wallfahrern wie Mönchen sehr drastisch die Leviten las. Eingebettet ist die Geschichte in eine Rahmenhandlung, bei der Michael Drexl und Ralph Dulner, die auch Regie führen, als Komiker-Duo Historie und Gegenwart miteinander verbinden. Und Leni Schweiger als Souffleuse sorgt dafür, dass keiner der Schauspieler ins Stocken kommt.

Geistliches Gelage mit Ralph Dulner, Michael Drexl und Prior Reinhold Klein. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Für die Visualisierung dessen, was sich im 17. und 18. Jahrhundert in Taxa abgespielt hat - oder haben könnte -, trägt entscheidend das Bühnenbild und die Lichtführung von Franz Laube und Ralf Bibinger bei. Laube hat nach einem historischen Stich ein virtuelles Bild der Wallfahrtskirche und auch von Altarraum und Kellergewölben erstellt, das die Zuschauer glauben lässt, mitten im Geschehen zu stehen. Auch musikalisch ist einiges geboten: Jürgen Offermann am Piano hat die musikalische Leitung und wird unterstützt von Thomas Drexl und Mathias Niedermeier an der Trompete sowie Bernhard Drexl an der Tuba. Birgit Battran glänzt mit einigen Soli, für die Offermann zu Texten von Sascha Fersch die Musik geschrieben hat, und zuletzt steht das gesamte Ensemble singend und swingend auf der Bühne.

Das Premierenpublikum war begeistert und feierte Autoren und Darsteller mit großem Applaus für den unterhaltsamen Abend.

Es gibt noch einige Restkarten für die Vorstellungen am Freitag und Samstag, 16. und 17. November, jeweils um 19.30 Uhr, und für Sonntag, 18. November, um 18 Uhr. Karten zu 15 Euro, für Kinder bis zu 14 Jahren ermäßigt zu acht Euro, sind im Buchladen Aigner (Telefon 08134-997282) in der Schlossstraße 3 in Odelzhausen erhältlich.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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