Weihnachtsgottesdienst:Live-Schalte ins Gotteshaus

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Das Krippenspiel der Friedenskirche zieht jedes Jahr viel mehr Besucher an, als es Plätze gibt. Da sind kreative Lösungen gefragt

Wenn am Heiligen Abend in der evangelischen Friedenskirche Dachau das Krippenspiel über die Bühne geht, wird es eng. Zu klein ist das aus dem Jahr 1953 stammende Gotteshaus für die vielen Besucher, die in Scharen in die Kirche strömen. Deshalb haben sich die Verantwortlichen kreative Lösungen überlegt: drei Familiengottesdienste, Videoübertragungen, Kinderwagenverbot und ein Einbahnstraßensystem.

"Ihr Kinderlein kommet", so heißt es im traditionellen Weihnachtslied. Recht wörtlich genommen wird das alljährlich am Heiligen Abend in vielen Kirchen. Ein zu großer Besucherandrang, das ist eine Sorge, die sich christliche Gemeinden heute vielerorts wünschten. In der Dachauer Friedenskirche wird dieser Wunsch alle Jahre wieder Wirklichkeit. An Heiligabend scheint die Kirche aus allen Nähten zu platzen. Die vielen Menschen, die zur feierlichen Christvesper mit der Kantorei oder zur besinnlichen Christmette mit dem Bläserensemble Kontra-Brass herbeikommen, vermag das Kirchenschiff noch zu fassen. Zu den Familiengottesdiensten mit Krippenspiel und vielen kleinen und großen Mitwirkenden hingegen reichen die Plätze oft nicht aus.

Um dem großen Andrang Herr zu werden, gibt es bereits seit einigen Jahren gleich drei Gottesdienste für Familien. So auch in diesem Jahr, um 14.45 Uhr, 16 Uhr und 17.15 Uhr. Trotzdem ist regelmäßig Schlange stehen angesagt. Zwar würden theoretisch mehr Menschen in die Kirche passen, diese könnten aber nur stehen und alle Fluchtwege wären versperrt. "Als Kirchengemeinde stehen wir in der Verantwortung für unsere Gottesdienstbesucher", erklärt Pfarrer Thomas Körner. "Die Vorschriften zum Brandschutz nehmen wir daher natürlich ernst. Die Fluchtwege müssen frei bleiben. Darum müssen Kinderwagen draußen bleiben und der Einlass muss zu gegebener Zeit gestoppt werden." So kam es, dass in den vergangenen Jahren Besucher an der Kirchentüre wegen Überfüllung abgewiesen werden mussten. "Früher gab es das auch schon", gibt Pfarrer Gerhard Last zu bedenken, "nur war es anders zu merken, dann nämlich, wenn an der dicht bedrängten Türe einfach kein Durchkommen mehr war. Das können und möchten wir aber so nicht mehr verantworten."

Damit es nicht genauso lautet wie im Lukasevangelium zur Weihnachtsgeschichte, wo "kein Raum in der Herberge mehr frei" ist, hat sich das Team der Kirchengemeinde kreative Lösungen ausgedacht. Neben der Ausdehnung auf drei einzelne Gottesdienste sowie ein "Einbahnstraßensystem" für einen stau- und unfallfreien Besucherverkehr von Gottesdienst zu Gottesdienst gehört dazu die Liveübertragung des Krippenspiels ins Gemeindehaus neben der Kirche. Viele Ehrenamtliche sind nun im Einsatz, um vor den Eingängen zu begrüßen, die Parkplätze für die Kinderwagen auszuweisen und die Situation zu erklären. Wer nicht mehr hineinkommt, wird eingeladen zur Übertragung zu gehen oder zu warten. Skeptischen Kritikern der Videoübertragung hält Last die überwiegend positiven Rückmeldungen der vergangenen Jahre entgegen. "Von auffällig vielen Familien, die das Krippenspiel nur im Gemeindehaus miterleben konnten, durften wir im Anschluss überraschte Freude hören." Es sei durchaus andächtig gewesen. Viele seien positiv überrascht von der Qualität der Übertragung gewesen und davon, im Grunde den besten Blick auf die Szenen zu haben.

Wer Schlange stehen vermeiden möchte, macht sich am besten schon frühzeitig auf den Weg zum Familiengottesdienst oder nutzt die zahlreichen weiteren Angebote. So findet am zweiten Weihnachtsfeiertag bereits der nächste Familiengottesdienst statt, in diesem Jahr erstmals zu familienfreundlich später Stunde: um 11 Uhr. Und schon jetzt sind Kinder wie Erwachsene eingeladen, sich weihnachtlich einzustimmen in den Sonntagsgottesdiensten um 10 Uhr und im parallel stattfindenden Kindergottesdienst.

© SZ vom 20.12.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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