Weichs/Petershausen:Schrecken der Agrarwirtschaft

Lesezeit: 1 min

SPD diskutiert mit Bauern und Verbrauchern

"Ökologische Landwirtschaft - wie kann die Agrarwende gelingen?" Mit diesem Thema eröffneten die SPD-Ortsvereine Weichs und Petershausen ihre Reihe von Veranstaltungen, auf denen es künftig jeden Monat nach einem Impulsreferat zu aktuellen politischen Themen eine Diskussion mit den Teilnehmern geben soll. Ganz unter dem Motto: Die SPD im Gespräch. Die erste Veranstaltung verlief erfolgreich.

Eingeladen war diesmal Biobauer Stephan Kreppold aus Aichach. Der Fachmann zeichnete im Sport- und Bürgerhaus Weichs ein düsteres Bild der heutigen Agrarwirtschaft. Aus immer weniger und immer schlechteren Böden, in immer engeren Ställen und mit immer mehr Antibiotika soll immer mehr erzeugt werden; mehr, als der deutsche Markt aufnehmen kann, so dass mit Unterstützung der EU billigst nach Afrika und Asien exportiert werden muss, wo dann die heimischen Erzeuger nicht mehr mithalten können. Eine Bekämpfung der Fluchtursachen sieht, nebenbei bemerkt, anders aus.

Stephan Kreppold kritisierte unter anderem den massiven Flächenverbrauch, die Bodenverdichtung, aber auch Methoden der Tierhaltung, wie Spaltenbodenställe, Schwanz- und Schnabelkürzungen. Er klärte über die Trinkwasserverseuchung durch Güllestickstoff, Glyphosat und Neonikotinoide auf: "Das ganze Gruselkabinett der modernen deutschen Landwirtschaft erstand vor den 36 Zuhörern, unter ihnen viele Landwirte", heißt es in der Pressemitteilung. Den Bauern darf dafür nicht die Schuld gegeben werden. Sie würden manches anders machen, wie Kreppold, sagte. Aber sie fühlten sich durch Staat und Verbraucher, das heißt, durch zu viele Vorschriften und zu großen Preisdruck gehindert. Die Einsicht unter den Konsumenten, dass "gut und günstig" unmöglich sei, verbreite sich nur langsam.

Kreppold setzt nicht unbedingt und allein auf Bioprodukte, sondern auf eine Vielzahl von Maßnahmen: Aufklärung, zunehmendes Bewusstsein für Qualität, zunehmendes Verständnis für artgerechte Haltung und artgerechtes Schlachten, geringeren Fleischverbrauch, Erzeugung von mehr Rind- als Schweinefleisch, weniger Rücksicht der Politik auf Einwände der Produzenten. Kreppold sieht jedoch auch Fortschritte: zum Beispiel in den Produktionsmethoden, gerade bei den Jungbauern, aber auch bei der Schlachtung.

Moderiert wurde der Abend von Ludger Elmer, stellvertretender Vorsitzender der SPD Weichs. Die Veranstaltung machte deutlich, dass bei Verbrauchern und Landwirten gleichermaßen ein großes Interesse an derartigen Diskussionen besteht. Der nächste Abend findet in Petershausen am Mittwoch, 7. März, statt. Der Veranstaltungsort und der Beginn wird noch bekannt gegeben. Das Thema steht schon fest: "Pflegenotstand".

© SZ vom 14.02.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: