Wehmütiger Abschied:Die Vordenkerin

Lesezeit: 3 min

Rektorin Gabriele Dörfler verlässt nach 22 Jahren die Grundschule Dachau-Ost. Sie hat die Sanierung des Hauses durchgesetzt und bereits vor langer Zeit pädagogische Konzepte für Kinder aus 30 Nationen entwickelt

Von Petra Schafflik, Dachau

"Da gibt es Vieles, was mich zufrieden zurückblicken lässt", sagt Gabriele Dörfler. Ihr ganzes Berufsleben lang hat sich die 63-Jährige als Lehrerin, Konrektorin und zuletzt Schulleiterin engagiert und nicht nur um die Vermittlung von Wissen bemüht. Sondern gerade auch um ein Miteinander, Toleranz und eine umfassende Herzensbildung ihrer Schüler - und dabei eine besonders innige Beziehung zu den Kindern entwickelt. Vor allem aber hat Gabriele Dörfler die Entwicklung der Grundschule Dachau-Ost in den vergangenen 22 Jahren als Konrektorin, seit 2009 als Schulleiterin entscheidend vorangetrieben und maßgeblich geprägt. Ein Engagement, das Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) beim Schulfest so charakterisiert: "Sie haben sich für diese Schule und ihre Kinder zerrissen." Wenn sich Gabriele Dörfler nun in den Ruhestand verabschiedet ist es kein Wunder, dass sie einräumt: "Eine Portion Wehmut ist schon dabei bei dem Gedanken, die Schule zu verlassen."

Auch wenn es an einer Grundschule vorrangig um Rechnen, Schreiben und Lesen und die Umsetzung entsprechender Lehrpläne gehen sollte, hat Gabriele Dörfler als Schulleiterin in Dachau-Ost immer wieder viel mit Baumaßnahmen zu tun gehabt. Dazu zählte die grundlegende Sanierung der zuvor bautechnisch recht heruntergekommenen Schule. Nur durch das enorme Engagement auch der Eltern konnte damals die Stadt von der Notwendigkeit einer gründlichen Renovierung überzeugt werden, erinnert sich Dörfler. Weil sich aber ordentliche Schulräume auch positiv auf das Lernklima auswirken, war diese Rundumerneuerung "enorm wichtig und ein großer Meilenstein."

Die Überraschung ist gelungen: Schüler und Lehrer der Grundschule Dachau-Ost feierten am Dienstag ihre Rektorin Gabriele Dörfler. Die engagierte Pädagogin geht in den Ruhestand. (Foto: Toni Heigl)

Allerdings musste Gabriele Dörfler auch einen langen Atem haben: Die Bauarbeiten zogen sich über längere Zeit hin, auch in den Folgejahren wurde angebaut und erweitert. Wenn jetzt ein weiterer Querbau geplant wird, der bis 2022 stehen könnte, ärgert sich Dörfler, dass diese Erweiterung nicht schon bei der Sanierung 2010 umgesetzt worden ist. Denn dieser wichtige Zwischenbau war schon im Gespräch, wurde aber aus Kostengründen abgelehnt. "Den Riegel hätte man damals hinstellen sollen, dann wären auch Ganztagsklassen möglich gewesen, die wir so gerne installiert hätten. Das wäre gerade in Dachau-Ost wichtig gewesen", sagt die Pädagogin bedauernd.

Andere Dinge dagegen sind erfolgreich gelaufen: An der Schule, die Kinder aus 30 Nationen besuchen, konnte schon früh eine Übergangsklasse eingerichtet werden, in der Mädchen und Buben ohne Deutschkenntnisse speziell gefördert werden. Inzwischen gibt es im Landkreis mehrere dieser speziellen Klassen, "aber damals hat man dafür noch kämpfen müssen", sagt Dörfler. Die besonderen Bedürfnisse der Schüler im Blick, hat das Schulleitungsteam mit Konrektorin Andrea Noha auch ein neuartiges Leseförderprogramm installiert. Ebenfalls ein Meilenstein, so Gabriele Dörfler. "Denn Lesen erschließt die Welt, aber bei manchen unserer Kinder gibt es zuhause nicht ein einziges Buch." In Dachau-Ost wird dieses Manko nicht beklagt, sondern mit gezielter Förderung dagegen gehalten. "Die Erfolge sind da." Und weil immer mehr Mädchen und Buben individuell mehr Unterstützung benötigen, hat sich die Schule 2015 um die Anerkennung als Inklusionsschule bemüht.

Die neue Rektorin Andrea Noha (links) mit ihrer Vorgängerin Gabriele Dörfler, Kopf und Herz der Grundschule Dachau-Ost seit 22 Jahren. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Als Gegenpol zur "kopflastigen Bildung" konnte sie als Musiklehrerin ihre Schüler auch immer wieder für weit über die Schule hinaus strahlende Musikprojekte begeistern. Daher ärgert sich Gabriele Dörfler enorm, dass die "sündhaft teuren Instrumente eingelagert sind, weil wir seit eineinhalb Jahren wegen Platzmangel keinen Musikraum mehr haben."

Doch im Mittelpunkt aller Projekte und Förderangebote stand das Ziel, "dass sich die Kinder an meiner Schule wohl fühlen, gerne kommen und sich angenommen fühlen". Die tolle pädagogische Arbeit, die ein engagiertes Lehrerteam an der Grundschule Ost leistet, hat sich herumgesprochen, das Feedback der Eltern ist positiv. "Wir sehen, dass unsere Arbeit honoriert wird." Gerade deshalb wurmt Gabriele Dörfler, was nach einer Kleinigkeit aussieht: Dass sie seit Jahren vergeblich darum kämpft, dass schmuddelige Recycling-Container vom Schulzaun wegverlegt werden. "Diese miserable Außenwirkung" sei einfach schlecht für eine Schule und ihren Ruf.

Ein Thema, das künftig nun Andrea Noha beschäftigen wird. Die Konrektorin übernimmt ab September die Leitung der Schule, sehr zur Freude ihrer Vorgängerin. "Es ist beruhigend, dass die große Linie weitergehen wird. Wir haben schließlich gemeinsam viel Arbeit hineingesteckt." Genau deshalb hofft sie, dass auch in Zukunft die Kinder der Grundschule-Ost beweisen werden, "das Vielfalt ein Gewinn ist und das Miteinander vieler unterschiedlicher Menschen klappen kann, wenn man sich toleriert." In ihren Ruhestand, den sie auf ihren Wunsch hin jetzt vorzeitig antritt, gleitet Dörfler entsprechend ihrem Temperament nicht ohne Plan. Ganz im Gegenteil, sie hat viel vor: Reisen, ihr Hobby, die Musik, entspannt erleben und sich um die drei kleinen Enkel kümmern, um Tochter und Schwiegertochter ein wenig den Rücken frei zu halten.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: