Wahlkampf:Von Angesicht zu Angesicht

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Wie der parteilose Bürgermeisterkandidat Hermann Eschenbecher um junge Wähler in Markt Indersdorf wirbt.

Von Robert Stocker

"Wir wollten wissen, wo sie der Schuh drückt": Bürgermeisterkandidat Hermann Eschenbecher im Gespräch mit jungen Gemeindebürgern. (Foto: DAH)

Hermann Eschenbecher ist in diesen Tagen ziemlich viel unterwegs in Markt Indersdorf. Nicht nur mit dem Auto, sondern auch zu Fuß. 58 von 59 Ortsteilen hat der parteifreie Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler schon abgeklappert, jetzt muss er nur noch das Gebiet um den Marktplatz beackern - sozusagen ein Heimspiel, weil Eschenbecher dort auch wohnt. Der Kandidat geht von Haus zu Haus, stellt sich und seine politischen Ziele vor und versucht herauszufinden, was die Bürger bewegt. Die Reaktionen sind unterschiedlich. "Viele Leute zeigen sich sehr interessiert und stellen Fragen, andere sind eher reserviert", beschreibt der Bürgermeisterkandidat seine Erfahrungen. Es geht ihm darum, persönliche Kontakte aufzubauen. "Da muss man auch einmal Neues wagen", sagt Eschenbecher.

Neue Wege beschreitet er auch bei der Kontaktpflege zu jungen Leuten in der Gemeinde. Ohnehin ist Eschenbecher im sozialen Netzwerk Facebook präsent, in dem er auch Jungwähler auf dem laufenden hält. Auf die ist der Kandidat jetzt nicht nur in der virtuellen Welt, sondern auch im wirklichen Leben zugegangen. Mit einigen Plakaten warb er im Ortsteil Markt für die Veranstaltung "Face to Face - Jugend mischt mit", die am Sonntagabend im Lokal "Mexicanos" stattfand. Eschenbecher lud junge Leute ein, ihn persönlich kennenzulernen und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Die Resonanz war zwar nicht überwältigend, aber einige Lokalbesucher nahmen die Gelegenheit wahr. "Wir haben keine Fähnchen auf den Tischen aufgestellt und keine Parteipolitik gemacht. Wir wollten wissen, wo die Jugendlichen der Schuh drückt", sagt Eschenbecher. Das Ergebnis war zum Teil erstaunlich. Natürlich ging es auch um junge Themen wie Ausgehmöglichkeiten oder Veranstaltungen für die Jugend in der Gemeinde. Vieles werde überreglementiert, es gebe zu viele Vorschriften, so die Kritik der jungen Leute. Aber auch marode Straßen waren ein Thema oder der Zustand des Gehwegs am Parkplatz für die Schulbusse an der Dachauer Straße. Auch das scheint junge Leute zu bewegen.

Will sich Eschenbecher als Bürgermeister stärker für die Interessen junger Leute einsetzen? Er könnte es sich vorstellen, beispielsweise einen Jugendsprecher zu installieren, der ähnlich wie die Ortssprecher ein Rederecht im Gemeinderat hat. Gemeinderat Peter Keller von den Freien Wählern, der neben einigen jungen Kandidaten ebenfalls an der "Face-to-Face"-Veranstaltung teilnahm, denkt etwa auch an Bürgerversammlungen speziell für Jugendliche. Generell mehr Verständnis für junge Leute wünscht sich der 29-jährige Thomas Möckl, der auf Platz sieben der Gemeinderatsliste kandidiert: "Immer gibt es bei Jugendfesten gleich Beschwerden." Deshalb müssten einmal dringend junge Leute in den Gemeinderat.

"So eine Veranstaltung gab's noch nie", zieht der 20-jährige Kandidat Johannes Sallinger Bilanz. "So was muss sich erst etablieren", erklärt er den relativ kleinen Andrang. Als Veranstaltungstermin wurde bewusst ein Sonntagabend gewählt, in der Hoffnung, dass junge Leute an solchen Abenden eher nicht verplant sind. Kandidat Andreas Bogner, 36, macht einen Vorschlag, wie man künftig mehr Besucher anlocken könnte: "Man müsste solche Veranstaltungen als Flashmob im Internet organisieren. Dann kämen vielleicht mehr."

© SZ vom 21.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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