Wärme aus Abfall:Eine Erfolgsgeschichte

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Bergkirchen spart durch Fernwärme 10 000 Tonnen CO₂ ein

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Wenn es nach dem aktuellen Klimaschutzpaket des Bundeskabinetts geht, könnten Ölheizungen bald ausgedient haben. Zumindest neue Systeme mit diesem Brennstoff sollen ab 2025 nicht mehr eingebaut werden. Was Bürger gerade im ländlichen Raum durchaus vor Herausforderungen stellen dürfte, denn dort wird noch viel mit Öl geheizt. Fein heraus sind hier Bewohner von Bergkirchen, Feldgeding und Günding, die sich ans CO₂-neutrale Fernwärmenetz anschließen können. Denn die Gemeinde setzt schon seit Jahren auf diese umweltfreundliche Versorgung, die sich aus der Abwärme der Müllverbrennung in Geiselbullach (GfA) speist. "Alle reden vom Klima", sagt Bürgermeister Simon Landmann (CSU). Und genau die aktuelle öffentliche Debatte war nun Motivation, "einmal aufzuzeigen, welche CO₂-Einsparung die Fernwärme gebracht hat." Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 10 000 Tonnen des klimaschädlichen Gases wird jährlich vermieden durch die Wärme aus Abfall. "Das schafft kein anderes Einzelprojekt im Landkreis." Jetzt will Bergkirchen auch in die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien investieren.

Fernwärme, das sind in Bergkirchen im Kern eigentlich zwei Projekte. Denn von Anfang an wurde das 2009 eröffnete Gewerbegebiet Gada emissionsfrei mit Heiz- und Kühlungsenergie aus der GfA versorgt. Nicht alle Unternehmen waren gleich Feuer und Flamme, erinnert sich Landmann. Wie das Unternehmen Profimiet, das unter anderem als Non-Food-Caterer einen Spülservice anbietet, das Geschirr direkt mit dem warmen Wasser aus der Fernwärmeleitung reinigt. Das bringe auch noch 30 Prozent Energieeinsparung, "aber es war erst Überzeugungsarbeit nötig", erinnert sich Landmann. Das Engagement hat sich gelohnt, insgesamt vermeidet Gada, wo auch energieintensive Betriebe wie die Großbäckerei Glockenbrot ihren Sitz haben, inzwischen 6000 Tonnen CO₂ im Jahr.

Aber auch Privathaushalte nutzen Fernwärme. 2010 wurde zu diesem Zweck ein Kommunalunternehmen gegründet und in den Folgejahren viel Geld in den Netzausbau investiert. In Bergkirchen, Feldgeding und Günding werden nun 330 Haushalte versorgt, alle öffentlichen Gebäude vom Rathaus bis zur Schule sind angeschlossen, eine Verstärkerleitung wurde inzwischen bereits installiert, weil die Nachfrage steigt. "Wir sind gut aufgestellt, können über zehn Megawatt liefern", sagt Geschäftsleiter Josef Ketterl. Allein mit der Fernwärme für Privathaushalte wurden im vorigen Jahr 4368 Tonnen Kohlendioxid eingespart. "Eine Erfolgsgeschichte", lobte auch Gemeinderat Thomas Heitmeier (CSU). Denn bei einem durchschnittlichen CO₂ Ausstoß von zehn Tonnen je Bundesbürger, sparen die Bergkirchner - Gada und Privathaushalte zusammengerechnet - zwei Tonnen pro Kopf, also 20 Prozent des umweltschädlichen Gases. "Als Kommune haben wir viel erreicht, ohne große Unterstützung", so Heitmeier. Doch Bergkirchen denkt bereits weiter. Denn Fernwärme liefert umweltfreundliche Heizenergie, in Sachen Strom aus erneuerbaren Energien gibt es aber Nachholbedarf. Windräder und Freiflächen-Solaranlagen zum Beispiel entlang der Autobahn A 8 kann sich der Bürgermeister durchaus vorstellen. Auch Heitmeier plädiert dafür, "an der Basis weiter Verantwortung zu übernehmen."

© SZ vom 02.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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