Vorverkauf läuft bereits:Vampir-Festspiele in Haimhausen

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Das Schauspiel-Ensemble der Haimhausener Theaterproduktion mit Regisseur Philip Jescheck (links) und Sebastian Feldhofer (rechts). (Foto: Kulturkreis Haimhausen)

Der Münchner Profi-Regisseur Philip Jescheck arbeitet mit 20 Laienschauspielern an einer spektakulären Theaterproduktion

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Vampire haben ihren eigenen Lebensrhythmus. Und so trudeln sie entgegen ihren untoten Lebensgewohnheiten nicht zwischen Geisterstunde und Morgengrauen, sondern schon bei Tageslicht nach und nach in das Kellerlager eines Haimhausener Unternehmens am Pfanderling ein. Und das seit Januar regelmäßig dreimal in der Woche für mehrere Stunden. Der Lagerraum ist Probenbühne auf Zeit. Denn in Wirklichkeit handelt es sich um die Mitglieder des Ensembles der neuen Haimhausener Mega-Theaterproduktion "Tanz der Haimhauser Vampire" - angelehnt an den berühmten Kinofilm von Roman Polanski. Nur dass die Geschichte um den Grafen Dracula etwas anders erzählt wird: "Es darf wieder gebissen werden! Ein 100-jähriger Pakt geht zu Ende. Immer schon gab es Gerüchte, dass im Untergrund des Haimhauser 'Küveljeh'-Schlosses noch Vampire existieren sollen. Die Bevölkerung und die Schlossbewohner geraten aneinander, weil das Schloss zu einer Touristenattraktion im Stil der Ludwig-Schlösser umgewandelt werden soll. Die Vampir-Gräfin möchte ihrem Sohn das Erbe übertragen, vorher soll er jedoch die Tochter des Dorfwirtes heiraten, der renitente Sohn interessiert sich aber mehr für den Gehilfen des nach Vampiren forschenden Professors", wie es beschrieben wird.

Bis sie sich herauswagen ans Lichts der Öffentlichkeit im Hanielschen Theaterstadl, werden zwar noch einige Wochen vergehen. Aber die Zeit läuft. Regisseur Philip Jescheck erhöht an diesem Samstagnachmittag deshalb die Schlagzahl bei den Proben, und die meisten, gleichgültig ob Professor, Gräfin, Wirt, Metzger oder Magd, machen freiwillig mit. Geprobt wird der Schluss des ersten Aktes. Und die Haimhausener Laienschauspieler brennen für ihre Sache, allen Beteiligten ist die Spielfreude anzusehen - auch wenn einzelne Szenen x-mal wiederholt werden müssen, bis Regisseur Philip Jescheck zufrieden ist. Musikalisch untermalt wird der Vampir-Tanz von der Münchner Blues-Gewalt Dr. Will & The Wizards mit zehn bis elf bekannten Rocksongs aus den Siebziger- und Achtzigerjahren. Wobei die Songs, so sagt Sebastian Feldhofer, der den Wirt spielt und im normalen Leben Verwaltungsdirektor des Münchner Volkstheaters ist, "alle auf bairisch umgetextet worden sind, weil der Doktor Will nicht hochdeutsch singen kann". Unterstützt wird Dr. Will von den Bläsern der Haimhauser Dorfmusik und vom Chor Stimmbruch, deren Mitglieder von einer professionellen Maskenbildnerin schaurig-schön als Vampire geschminkt werden.

Zuviel will Regisseur Philip Jescheck aber nicht verraten. Nur so viel: "Das Stück wird natürlich viele Anspielungen auf das Haimhauser Dorfleben enthalten. Halt alles, was man sich im Wirtshaus erzählt, Geschichten, Gerüchte..." Allerdings, so sagt Jescheck, "sind alle Figuren frei erfunden." Und so ganz ernst nehmen dürfe man das Ganze ohnehin nicht, weil ziemlich viel Selbstironie mit im Spiel sei bei der Entstehung des Haimhausener Vampirismus. Jescheck: "Das Stück soll einfach unterhalten. Wir spielen mit den Vampir-Klischees. Was mögen sie, was nicht?" Und so werden die Zuschauer im Hanielschen Theaterstadl auch berühmten lebendenden und bereits verstorbenen Zeitgenossen begegnen wie der Königin von England, dem Apple-Gründer Steve Jobs und natürlich dem unvergessen Kini, Bayernkönig Ludwig II. Sebastian Feldhofer verspricht schon jetzt: "Das ist ein richtig schöner Plot geworden." Und dann wird sich auch auflösen, was mit dem Satz aus dem Stück gemeint ist: "Das, wovon wir heut erzählen, lässt einem das Blut gefrieren. Seht selbst, was mit dem Mensch passiert, lässt er sich erst verführen..."

Für den Münchner Philip Jescheck, der nicht nur am Münchner Teamtheater und am Volkstheater als Regisseur tätig war, sondern auch am Landestheater Innsbruck und in Bozen inszeniert, ist es die erste Regiearbeit in Haimhausen. Jescheck lebt sprichwörtlich Theater. Er spielt vor, er korrigiert, er ist ständig in Bewegung, er perfektioniert das Spiel der Haimhausener Volksschauspieler, macht aber auch klare Ansagen: "Handy aus, bitte!" Jescheck: "Ich arbeite gerne mit Laien. Ich liebe es, mit Leuten zu arbeiten, die motiviert sind und die für ihre Sache brennen."

Stattfinden wird die Aufführung wie immer im Hanielschen Theaterstadl, der etwa 400 Menschen Platz bietet und eigens wieder für das Projekt komplett leer geräumt wird. Mitwirken werden 20 Laiendarsteller, die Bläser der Dorfmusik sowie der Chor Stimmbruch. Etwa 150 Personen sind es insgesamt, die die Theaterproduktion mit Festspielcharakter ehrenamtlich stemmen - vom Regisseur bis zum Catering. Die Projektleitung selbst liegt bei einem Team um Sebastian Feldhofer, dem Verwaltungsdirektor des Münchner Volkstheaters, der von Anfang an alle großen Inszenierungen in Haimhausen betreut, wobei es ihm ein Anliegen ist, für die Inszenierungen "gute, aber auf dem Teppich gebliebene Leute zu gewinnen". Inszeniert wird das Stück von professionellen Künstlern, an der Spitze der Münchner Regisseur Philip Jescheck, der das Stück (Bühnenbild: Andi Schiebel) zusammen mit dem Dramaturgen Carsten Golbeck bearbeitet hat, inklusive professioneller Licht- und Tontechnik. Die Haimhausener Vampire treten auf am Freitag, und Samstag, 28. / 29. Juni, sowie, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag, 3. bis 7. Juli. Karten gibt es zu 25 Euro in allen Haimhausener Bäckereien, in der Kulturkreiskneipe sowie online im Internet. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen.

© SZ vom 23.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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