Vorbildfunktion:Helle Köpfchen

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Der Landrat zeichnet drei Projekte mit dem Energiepreis aus, die mustergültig zeigen, wie man auch im Kleinen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann

Von Julian Erbersdobler, Dachau

Lokale Anbieter und Materialien, Umweltbewusstsein und gewissenhafte Planung. Das sind die Zutaten für die drei Projekte, die mit dem Energiepreis des Landratsamts ausgezeichnet worden sind. Dazu hat Landrat Stefan Löwl (CSU) jeweils einen Scheck über 1000 Euro überreicht und sich bei allen Bewerbern für die "Vorbildfunktion" bedankt. Klimaschutz beginne im Kleinen, besonders in Zeiten wie diesen. "Der Klimawandel ging nachweisbar noch nie so schnell wie heute."

Insgesamt wurden für den Preis 15 Projekte angemeldet, erzählt die Klimaschutzbeauftragte Maria Niedermaier. "Alle Einsendungen machen deutlich, wie vielfältig Klimaschutz sein kann." Naturschutz, Klimawandel, Energiewende: Um diese zukunftsträchtigen Themen besser im Blick zu haben, gibt es im Landratsamt seit 2009 den Posten einer Klimabeauftragten. Zu ihren Aufgaben gehört es, den Energiepreis auszuschreiben, der seit 2010 vergeben wird. Die diesjährigen Gewinner: das Haus am Bach in Oberbachern, die Machbarkeitsstudie einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Ignaz-Taschner-Gymnasiums und die Planung einer "Plus-Energie-Wohnsiedlung" in Petershausen.

Zur Preisverleihung seien nicht nur Bauherren und Planer gekommen, sondern auch einige der Handwerker, sagt der Architekt und Bewohner des umweltfreundlichen Hauses in Oberbachern. Für Bernhard Rückert ist schon vor der Planung klar gewesen: "Energieeffizienz ist nicht das Ziel, sie ist der Grundstein des Ganzen." Wie das geht? Mit Anbietern, Handwerkern und Rohstoffen aus der Umgebung, dichten Fenstern, LED-Beleuchtung und einem effizienten Lüftungssystem. Auf einen Fernseher verzichte die Familie, sagt Rückert. Dafür gebe es ein fünf Meter breites Fenster mit Blick auf einen schönen Berg. Extrem wichtig sei auch die integrierte Planung in der Innenausstattung gewesen. "Heute muss man immer mehr auf immer weniger Platz unterbringen." Landrat Löwl lobt an diesem Projekt besonders die Einsparung an "grauer Energie", die beispielsweise kurze Fahrstrecken dank lokaler Anbieter möglich macht.

Wurden von Landrat Stefan Löwl für ihre Projekte mit je 1000 Euro belohnt: Die Gewinner des Energiepreises. (Foto: Toni Heigl)

Das beste Beispiel für "Klimaschutz zum Anfassen" stammt von einem Lehrer des Ignaz-Taschner-Gymnasiums: Siegfried Weber unterrichtet Wirtschaft, Geologie und Wirtschaftsinformatik. Wie es im achtjährigen Gymnasium vorgesehen ist, bot er seinen Schülern der Oberstufe ein praxisorientiertes Seminar an. Am Ende schrieben sich nur sieben Schüler ein; das Resultat kann sich dennoch sehen lassen: eine Solaranlage auf dem Dach des ITG. Gemeinsam mit seinem Seminar entwickelte der Lehrer zunächst eine Machbarkeitsstudie, um die Effizienz einschätzen zu können. Mit den positiven Ergebnissen ging es dann auf Landkreisebene weiter. "Das war ein harter Kampf", erinnert sich der Lehrer. In kleiner Runde konnten die Sachbearbeiter aber letztlich doch vom rentablen Konzept der Schüler überzeugt werden, "ein tolles Gefühl". Die Finanzierung war also gesichert.

Es stellte sich aber eine weitere Frage: Soll der auf dem Dach gewonnene Strom verkauft oder für den Eigenverbrauch der Schule eingesetzt werden? Die Schüler entschieden sich gemeinsam mit Lehrer Weber gegen einen Verkauf. Über ein Daten-Display können jetzt alle Schüler des Gymnasiums sehen, wie groß die Einsparungen sind. Auch aus diesem Grund spricht Löwl von "Nachhaltigkeit im besten Sinne".

Gleiches gilt für das dritte mit dem Energiepreis ausgezeichnete Projekt: die "Plus-Energie-Wohnsiedlung" in Petershausen. Das Konzept: Mit serienmäßiger Photovoltaikanlage und eingebautem Stromspeicher soll jeder Bauherr zum Energie-Selbstversorger werden. Vor der Scheckübergabe erzählt der Planer, Wolfgang Widmann, dass es in ganz Bayern kein direkt vergleichbares Projekt gebe. In Ingolstadt sei zwar etwas Ähnliches in Arbeit, die Wohnsiedlung in Petershausen werde aber die erste private Energie-Plus-Siedlung dieser Art sein. "Ohne ein verfügbares Neubaugebiet wäre das natürlich nicht gegangen", sagt er. Fast drei Viertel der insgesamt zwölf Häuser werden schon realisiert. Der erste Spatenstich soll im Mai erfolgen. "Jedes Haus kann individuell gestaltet werden", sagt Widmann; damit wolle man besonders junge Familien ansprechen. Nach dem Motto "aus der Region, für die Region" kommen beim Bau auch nur ökologische Materialien aus der Umgebung zum Einsatz.

Landrat Stefan Löwl lobt den Ansatz und ist überzeugt, dass "kleinere Projekte das Muster zum Vorbild nehmen".

© SZ vom 05.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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