Vom Auto zum Bus oder Fahrrad:Anreize zum Umsteigen

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Dachau forciert Radverkehrskonzept und baut städtisches Busangebot aus, um Kollaps auf den Straßen zu vermeiden

Von Petra Schafflik, Dachau

Mehr Bürger, mehr Autos, mehr Verkehr. Ein Kollaps auf Dachaus Straßen lässt sich nur vermeiden, wenn Menschen in der Stadt künftig verstärkt umsteigen auf Bus und Fahrrad. Das sehen auch die Stadträte aller Fraktionen so. Das städtische Busangebot wird deshalb ausgebaut, aber auch Radfahrer brauchen eine gute Infrastruktur. Das im vorigen Dezember eingeweihte Fahrrad-Parkhaus am Bahnhof ist dafür ein sichtbares Signal, weitere Projekte sollen folgen. Die Stadt geht dabei parallel mehrere Wege: Eine Fachagentur erarbeitet gerade ein Radverkehrskonzept, damit künftig Maßnahmen für eine fahrradfreundliche Stadt sinnvoll ineinander greifen. Ergebnisse sollen Mitte 2019 vorliegen. Gleichzeitig werden vom Stadtbauamt die Vorabstimmungen vorangetrieben für die seit langem geplante Geh- und Radwegverbindung von der Friedenstraße über einen Steg hinüber zur Bahnhof-Ostseite. Und wo es sich anbietet, werden kleine Verbesserungen sofort angepackt. So wie neue Markierung von zwei Fahrrad-Schutzstreifen, die jetzt entlang der Bahnhof- und Mittermayer-Straße in Signalrot leuchten.

Ausgerechnet diese Schutzstreifen waren es, die im Verkehrsausschuss des Stadtrats jetzt eine irritierte Nachfrage auslösten. Denn CSU-Fraktionssprecher Peter Strauch hätte lieber erst das Radverkehrskonzept abgewartet. "Warum Tatsachen schaffen?" Auch wundert sich Strauch, dass die Radler in der Mittermayer-Straße nach der Kurve auf die Fahrbahn gelenkt werden. Die Markierung erfolgte "in Abstimmung mit der Polizei, weil es sich um Verkehrsbrennpunkte handelt", erklärt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Auf der Fahrbahn werden die Radler gelenkt, "weil Radler dort auf der Straße fahren müssen", sagte Justin Hoffmann, Verkehrsplaner im Bauamt. Denn der Bürgersteig, früher als kombinierter Geh- und Radweg auch für Fahrradfahrer zugelassen, erfülle wegen fehlender Breite nicht die gesetzlichen Vorgaben. Und ist daher nicht mehr für Radler ausgeschildert. Die markierten Schutzstreifen, wie sie sich beispielsweise in der Münchner Straße bewährt haben, signalisieren dem Autofahrer nur, "dass hier Radler fahren dürfen". Und tatsächlich, das betonte Bündnis-Stadtrat Bernhard Sturm, brächten diese Streifen erfahrungsgemäß "eine erhebliche Verbesserung für die Sicherheit der Radler".

Mehr Sicherheit für Radler soll auch eine direkte Verbindung von der Friedenstraße querungsfrei über die Schleißheimer Straße hinüber bis zum Fahrrad-Parkhaus am Bahnhof schaffen. So eine Trasse, die vom Fritz-Müller-Weg an der Bahntrasse entlang und dann auf einem Steg auf die andere Straßenseite hinüber führen würde, ist seit langem geplant und soll 2022 gebaut werden. Zwölf Konzepte hat das Stadtbauamt jetzt vorgelegt, wie Radler von der Kinderkrippe in der Friedenstraße über eine 200 Meter lange Brücke Forellenbach, Schleißheimer Straße und Schleißheimer Kanal queren sollen, um dann weiter zum Bahnhof zu radeln.

Auch wer in der Schleißheimer Straße stadtauswärts radelt, soll direkt nach der Unterführung ebenerdig über den Kanal und dann hinauf auf den Radweg geleitet werden. Aktuell kann man in dieser Fahrtrichtung den Radweg auf Höhe Friedenstraße nämlich nicht verlassen. In der Folge queren viele Radler schon vor der Unterführung an der Ampel und sind dann im Tunnel als Geisterradler entgegen der Fahrbahn unterwegs. Die im Verkehrsausschuss vorgelegten Varianten unterscheiden sich in Steigung, Wegeverlauf und auch in den Anschlusspunkten ans Straßen- und Radwegenetz. Einstimmig folgten die Stadträte im Verkehrsausschuss der Empfehlung der Verwaltung, nun vier Varianten genauer zu untersuchen.

Einig waren sich die Stadträte auch, das Radverkehrskonzept weiter voranzutreiben. Ergebnisse gibt es noch nicht, die beauftragte Agentur hat erst im Herbst ihre Arbeit aufgenommen. Ziel ist es, einen attraktiven Radnetzplan aufzustellen mit Routen durch die Stadt. Erste Ergebnisse werden im Juli 2019 vorliegen. Wenig aufwendige Verbesserungen sollen dann sofort umgesetzt, weitreichender Maßnahmen erst mit den Bürgern beraten und im Stadtrat diskutiert werden. Alle Projekte laufen auf das eine gemeinsame Ziel zu: Die fahrradfreundliche Stadt Dachau.

© SZ vom 05.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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