Volksfeste:Volle Krüge, leere Zelte

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Die Bilanz ist ernüchternd: In diesem Jahr hat das Siedler- und Seefest in Karlsfeld gleich mit mehreren Widrigkeiten zu kämpfen.

Auch die Veranstalter des vor einer Woche zu Ende gegangenen Siedlerfests kämpfen mit den immer schwierigeren Rahmenbedingungen für Volksfeste. "Es muss ein harter Schnitt her", sagte der Siedlerbund-Vorsitzende Eduard Kern bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Wie dieser Schnitt aussehen soll, stellt den Organisator des größten privaten Volksfests in Bayern selbst noch vor ein Rätsel: "Es wird schwierig werden, Geld einzusparen und gleichzeitig das hohe Niveau zu halten."

In diesem Jahr das Siedler- und Seefest gleich mit mehreren Widrigkeiten zu kämpfen. (Foto: ag.ddp)

Diesmal hatten die Festveranstalter am See gleich mit mehreren Widrigkeiten zu kämpfen. Zum Beispiel mit der sommerlichen Hitze. Das 1800 Besucher fassende Festzelt stand in diesem Jahr oft fast leer. Festreferentin Christa Berger-Stögbauer hat nach eigener Aussage einmal 45 Grad im Zelt gemessen. Beim Seniorennachmittag sei sie froh gewesen, dass alle 2500 Besucher bei diesen Temperaturen "durchgehalten" haben.

Wie alle Volksfeste im Sommer spüren auch die Karlsfelder Organisatoren wachsende Konkurrenz durch andere Privatveranstaltungen: "Es gibt einfach zu viele Sandgrubenfeste ringsum", seufzt Berger-Stögbauer. Diesmal kam auch noch die Fußballweltmeisterschaft dazu: "Ringsum war überall Public Viewing."

Zugleich sitzt den immer weniger Besuchern das Geld längst nicht mehr so locker in der Tasche wie früher. Vor ein paar Jahren hätten sie schon mal 800 bis 1000 Hektoliter Bier ausgeschenkt, erinnert sich Eduard Kern. Diesmal seien es schätzungsweise 300 gewesen und etwa 50 Hektoliter an nichtalkoholischen Getränken. Die genauen Zahlen liefere die Brauerei erst kommende Woche.

Auch für die Fahrgeschäfte sind harte Zeiten angebrochen: Um die fälligen Gebühren einzutreiben, habe der Siedlerbund früher höchstens sieben Mahnungen geschrieben. Jetzt seien es schon 30, sagt Festreferentin Berger-Stögbauer. "Den Schaustellern geht es schlecht." Immer öfter muss der Siedlerbund deshalb finanziell in Vorleistung gehen. Und ständig gibt es neue Vorschriften, die sie einhalten müssen. "Es wird jedes Jahr mehr Arbeit", klagt die Festreferentin.

Über den Verlauf des diesjährigen Siedlerfests zeigen sich die Veranstalter dennoch zufrieden. Der Bauhof der Gemeinde und die Vereine hätten das Fest wieder großartig unterstützt; zum Festzug seien etwa 1500 Besucher, zum ökumenischen Gottesdienst 2500 und zum Feuerwerk über dem See sogar mehr als 30.000 Leute gekommen. "Ein Traum." Und worüber man sich besonders freut: Es gab nur wenige Schlägereien.

"Das Siedlerfest ist inzwischen eines der friedlichsten im Landkreis", sagt Michael Richter, Sprecher der Polizeiinspektion Dachau. Zwar seien zwei Sicherheitskräfte bei einer Auseinandersetzung so schwer verletzt worden, dass sie bis zum Ende des Fests nicht mehr arbeiten konnten. Die Situation sei aber insgesamt "nicht besorgniserregend." Das habe auch mit neuen Vorkehrungen zu tun: "Wir haben in unserem Schutzbereich ein einzigartiges Sicherheitskonzept", sagt Richter. Einschlägig bekannte Störenfriede bekommen vom Landratsamt einen Bescheid, dass sie die Volksfeste im Landkreis nicht mehr besuchen dürfen. Randalierern kann die Polizei auch an Ort und Stelle einen Platzverweise erteilen. "Das funktioniert super."

© SZ vom 10.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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