Vierkirchen:Bauern beklagen Einbußen bei Weizenernte

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Außerdem sind die Preise eingebrochen. Der Bauernverband besucht die Familie Pabst vom Mitterwiedenhof in Vierkirchen.

Von Sarah Stemmler, Vierkirchen

Eine dampfige Hitze liegt über Äckern und Hof, die Sonne verkriecht sich hinter dicken Quellwolken. Zwar sind die meisten Menschen bis jetzt alles andere als zufrieden mit dem diesjährigen Sommer, aber dem Mais gefällt das Klima. Landwirt Stefan Pabst vom Mitterwiedenhof bei Vierkirchen erwartet eine ertragsreiche Ernte, denn hohe Niederschläge und warme Temperaturen lassen den Mais gut gedeihen.

Ganz anders sieht es beim Weizen aus. Als Pabst in seinem Feld steht und ein paar Ähren in die Hand nimmt, ist er in gedrückter Stimmung. Gestern habe die Weizenernte begonnen, das bisherige Ergebnis sei enttäuschend. An einer Ähre demonstriert er das Problem: Die untere Hälfte des Weizens ist normal, der Rest Schrumpfkorn. Ursächlich sei vor allem die schlechte Witterung im Mai und Anfang Juni, dieses Jahr fiele die Weizenernte fast 30 Prozent schlechter aus als sonst üblich. 2015 konnte die Familie Pabst noch 100 Doppelzentner Weizen ernten, jetzt rechnet sie mit 70.

"Hätte es vor 100 Jahren eine ähnliche Ernte gegeben, so hätte das zu einer Hungersnot geführt", sagt Anton Kreitmair, der oberbayerische Bezirkspräsident des Bauernverbands, und spricht gleich darauf eine weitere Problematik an: "Die katastrophale Preisentwicklung nach unten." Momentan erhielten Landwirte für einen Doppelzentner Weizen nur 14 Euro. Insgesamt ist in Bayern seit 1990 trotz einigen Schwankungen ein Rückgang der Getreidepreise zu verzeichnen. So schrumpfte auch der Anteil, den Bauern von den mit ihren Erzeugnissen produzierten Waren erhalten. 1991 gingen bei einem Kilo Mischbrot noch 20 Prozent des Preises über den Getreidepreis an den Landwirt. Heute sind es noch fünf Prozent. Kreitmair sagt pointiert: "Wir haben schlechte Preise und eine schlechte Ernte. Und hier gilt nicht, wie man in der Schule lernt, das Minus mal Minus Plus ergibt."

Hofhund Bazi der Familie Pabst begleitet den Bauernverband bei der Erntefahrt. (Foto: Toni Heigl)

Trotzdem, die Bauern versuchen sich, an die aus ihrer Sicht schwierigen Bedingungen anzupassen. Stefan Pabst hat vor fünf Jahren begonnen, Zwiebeln anzubauen. Auf 28 Hektar Feld wachsen drei verschiedene Zwiebelsorten. Das Gemüse wird unter anderem in den regionalen Supermärkten verkauft, oder aber die Zwiebeln werden zu Pulver verarbeitet und dienen als Suppenwürze. Es sei wichtig, sich ein anderes Standbein zu suchen, sagt Pabst. Kreitmair fügt hinzu, dass es im ganzen Landkreis immer mehr Sonderkulturfrüchte gebe. Geld verdiene man heute nur noch mit Intensivfrüchten, reine Ackerbaubetriebe täten sich prinzipiell schwer. Stefan Pabsts Zwiebeln werden Ende August geerntet, die späteren Sorten Ende September. Er rechnet mit einem sehr guten Ertrag, die Zwiebeln bräuchten viel Wasser, und das hätten sie dieses Jahr bekommen. Dennoch, wenn er daran denkt, wie wenig die Zwiebeln auf dem freien Markt kosten werden, trübt das die Freude. Pabst lagert die Zwiebeln zum Teil Monate, man wolle den Markt schließlich möglichst lang mit deutschen Waren versorgen. Allerdings hätten die Bauern erst kürzlich wieder eine "Watschn vom Einzelhandel" bekommen, als ägyptische Frühkartoffeln verkauft wurden. Kreitmair sieht die Schuld vor allem beim Verbraucher, man müsse auch regionale Produkte kaufen, um die heimische Landwirtschaft zu unterstützen.

Die ersten deutschen Kartoffeln werden nun mal erst jetzt reif. Ertragsmäßig sehe es gut aus, stellt Pabst mit Blick auf seinen Acker fest. Nur ein Problem hatten die Bauern in den letzten Monaten: die Kartoffelfäule. Schuld daran war die Witterung, und da der Mai schon so nass war, sei "der Krankheitsdruck früh losgegangen". Ohne Pflanzenschutzmittel könne man gar nichts mehr ernten. "Man spritzt nicht einfach so Fungizid", sagt Pabst und meint, dass er die Abstände möglichst lange hinauszögere. Dieses Jahr aber war einfach zu feucht. Er habe schon Felder von Biobetrieben gesehen, die "wahrscheinlich nicht beerntbar" wären.

Wenigstens die Zwiebel gedeihen in drei Sorten sehr gut: Bauernsprecher Anton Kreitmair mit Michael und Stefan Pabst auf dem Feld. (Foto: Toni Heigl)

Die Bilanz der diesjährigen Ernte ist durchwachsen, die Bauern stehen vor einigen Herausforderungen. Vor allem die Bürokratie bereite einem genauso Bauchschmerzen wie die schlechte Ernte, so Pabst. Vor lauter Formalitäten käme man vom Büro kaum aufs Feld. Trotz aller Widrigkeiten wird Pabst den Betrieb nicht aufgeben, seine Söhne wollten den Hof übernehmen. Die Jungen hätten schließlich auch neue Ideen.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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