Versprechen auf einen Quantensprung in der Prävention:Nah an den Sorgen

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Geschäftsführer Werner Buchberger hat viele Ideen, um das Konzept der Gesundheitsregion umzusetzen - zum Beispiel einen Gesundheitsladen im Internet. (Foto: BR/Philipp Kimmelzwinger/oh)

Im Landkreis Dachau entsteht eine Gesundheitsregion Plus - welchen Nutzen sie hat, muss sich noch zeigen

Von Robert Stocker, Dachau

Noch klingt es ziemlich theoretisch und abstrakt, was die neu gegründete "Genossenschaft zur Stärkung der gesundheitlichen Versorgung im Landkreis Dachau e.G." erreichen will. Gegenstand des Unternehmens sei "die gemeinschaftliche Planung und Durchführung von Maßnahmen zur Multiplikation der Leistungen aller gesundheitsrelevanten Akteure im Landkreis Dachau", heißt es etwas sperrig in der Satzung der Genossenschaft. Dahinter steht das Konzept der Gesundheitsregion Plus, die vom Freistaat mit maximal 50 000 Euro pro Jahr gefördert wird. Den Antrag dafür muss der Landkreis stellen, der sich seinerseits mit einem Zuschuss von 20 000 Euro beteiligt. Das wird der Kreistag in seiner Sitzung an diesem Freitag beschließen.

Wie aber sieht die Arbeit der Genossenschaft in der Praxis aus? Welchen Nutzen haben Patienten und Ärzte davon? Die Frage nach der Nachhaltigkeit - sprich: Was bringt das Netzwerk unter dem Strich - stellte SPD-Fraktionsvorsitzender Harald Dirlenbach schon im Kreisausschuss. "Es geht um die Weiterentwicklung der Versorgung", sagt der CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath, der auch gesundheitspolitischer Sprecher seiner Landtagsfraktion und stellvertretender Vorsitzender des Gesundheits- und Pflegeausschusses des Bayerischen Landtags ist. Er hat die Gründung des Netzwerks auf den Weg gebracht. Die Genossenschaft will sich um Themen wie fehlende Fachärzte oder die Nachfolge von Hausärzten kümmern. Die Kommunikation unter den Beteiligten soll besser werden. Bei der Prävention verspricht Seidenath einen "Quantensprung in der Aufklärung über Volkskrankheiten", zu denen etwa Diabetes zählt. Für den 27. Juli plant die Genossenschaft eine Sitzung des Aufsichtsrats, in der die Aufgaben strukturiert werden sollen. Die Gesundheitsregion Plus soll im Oktober starten.

Hauptamtlicher Geschäftsführer wird Werner Buchberger sein. Der ehemalige Leiter des Ressorts Gesundheit beim Bayerischen Rundfunk moderierte mit Marianne Koch Jahre lang das populäre "Gesundheitsgespräch" und ist Vizepräsident der Bayerischen Krebsgesellschaft. 33 Gesundheitsregionen gibt es inzwischen in Bayern. Doch die Anforderungen und finanziellen Möglichkeiten sind je nach Region sehr unterschiedlich. "In einem Landkreis in der Oberpfalz ist die Ausgangslage anders als in Dachau", sagt Buchberger. Die Arbeit in einer bestimmten Gesundheitsregion könne nicht eins zu eins auf eine andere übertragen werden. Gut findet Buchberger aber eine Maßnahme im Landkreis Cham: Dort hat der Geschäftsführer der Gesundheitsregion "Gesundheitsbotschafter" installiert. Sie leisten besonders in den kleinen Orten Aufklärungs- und Präventionsarbeit, um die Chancengleichheit zu verbessern. In Nürnberg hat die Gesundheitsregion ein Kardio-Netz aufgebaut, das sich um herzkranke Menschen kümmert. Im Landkreis Bayerisch-Rhön wurde eine Pflege-Ausbildung mit Gütesiegel ins Leben gerufen, in Südfranken ein Palliativ- und Hospiznetzwerk geknüpft. Als Moderator für Fachtagungen des Gesundheitsministeriums ist Buchberger am Thema Demenz sehr nahe dran. Das will er auch im Landkreis aufnehmen. Der Geschäftsführer will überall im Landkreis intensive Gespräche führen. "Ich möchte Anlaufstelle für Menschen sein, die sich im Dickicht des Gesundheitswesens verloren haben."

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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