Vernissage in Altomünster:Magische Miniaturen

Lesezeit: 2 min

Der leidenschaftliche Sammler Theo Klotz präsentiert im Museumsforum Altomünster kunstvolle Weihnachtskrippen. Sie spiegeln die Volksfrömmigkeit, aber auch den jeweiligen Zeitgeist wider

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Weihnachtskrippen haben seit Jahrhunderten eine magische Anziehungskraft. Sie sind Ausdruck gelebter Volksfrömmigkeit, Spiegel des Zeitgeschehens, der Mode und noch vieles mehr. So ist es wenig verwunderlich, dass das Museumsforum Altomünster aus Anlass der Ausstellungseröffnung "Wege zur Krippe" die zahlreichen Besucher kaum fassen konnte. Wilhelm Liebhart, Vorsitzender des Museums- und Heimatvereins, konnte den Bezirkstagspräsidenten Josef Mederer, den CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath, den ehemaligen CSU-Landtagsabgeordneten Blasius Thätter, den Altbürgermeister der Marktgemeinde Konrad Wagner, die zwei amtierenden Bürgermeister Anton Kerle und Josef "Fips" Wiedmann, den Aichach-Friedberger Kreisheimatpfleger Michael Schmidberger, den ehemaligen Sparkassen-Vorsitzenden Anton Osterauer sowie etliche Dachauer begrüßen.

Die "Prügelkrippe" eines anonymen Dachauer Schnitzers (oben) ist überwiegend aus Birnholz gefertigt. (Foto: Niels P. Joergensen)

Dass die Dachauer zum Kripperl schauen, einem alten Volksbrauch, nach Altomünster gekommen waren, hatte seinen guten Grund. Der leidenschaftliche Krippensammler und -experte Theo Klotz ist bis zum Sonntag, 28. Januar 2018, "Herr der Krippen" in Altomünster, wie Liebhart sagte. Klotz hat die feine Ausstellung konzipiert, mit Exponaten aus seinem Besitz bestückt und ein lesenswertes, reich bebildertes Begleitbuch geschrieben. Dieses war Liebhart in seiner Eröffnungsrede einen "Werbeblock" wert. Klotz revanchierte sich mit einem weiteren Werbeblock. Er empfahl, "einen Blick in unser Ausstellungsbüchlein tun, mit den Kindern wiederkommen, Klosterkirche und Ausstellung in Ruhe anschauen, in der schönen Umgebung einen Spaziergang machen und den Tag mit einer Brotzeit hier in Altomünster zu beschließen." Einen dritten Werbeblock wäre auf jeden Fall die Musik von Eva Kausch (Harfe) und Sabine Loder wert gewesen. Das Duo hatte zur Ausstellungseröffnung zwei Originalwerke für Hackbrett der Mozart-Zeitgenossen Felice Giardini und Paolo Salunini ausgewählt. Das waren himmlische Vorweihnachtstöne für ein Instrument, das auch Dulce melos - süßer Klang - genannt wird.

Die Theaterkrippe mit einer Bühne als Hintergrund besteht aus Papier und wurde aus einem Bogen ausgeschnitten. (Foto: Niels P. Joergensen)

Diese Engelsmusik spielte eine zwar wichtige, aber nicht die Hauptrolle der Vernissage. Sie gebührt den manchmal winzigen Figuren, die Klotz akkurat in Vitrinen angeordnet oder einer Theateraufführung gleich nebst Stall und Landschaftsensemble inszeniert hat - fein säuberliche Beschriftung inklusive. Die Menschlein und Tierlein entfalten ihre Kunstfertigkeit oft erst auf den zweiten Blick, bezaubern durch ihre Detailtreue in Sachen Kleidung und Ausstattung. Die neapolitanischen Krippenfiguren sind dagegen mit ihrer prächtigen Gewandung echte Hingucker. Klotz - bei seiner Rede hat er immer die Uhr im Blick - weil er vom energiegeladenen Vorsitzenden des Museumsvereins wohl die Weisung erhalten hatte, sich kurz zu fassen, erzählte humorvoll und kenntnisreich die Geschichte der Krippe, würdigte - selbstredend möchte man schreiben - die Weihnachtsvision der Ordensgründerin Birgitta von Schweden und den "Erfinder" der Krippe, den heiligen Franziskus von Assisi. Er erzählte aber auch von politischer Einflussnahme auf die Heilige Familie, auf Ochs und Esel in Zeiten der Gegenreformation und vom Krippenverbot in Bayern im Zuge der Säkularisation.

Doch geistliches und politisches Theater konnten bis heute der "in Szene gesetzten Weihnachtsgeschichte", wie Klotz es formulierte, nichts anhaben. Ihr Begleitpersonal wandelte sich - bis zur inzwischen schon zu einer gewissen Berühmtheit gelangten "Heiligen Königin" oder den Magiern. Gut möglich, dass irgendwann auch Liebharts Idee von einer "Genderkrippe mit drei Geschlechtern" Realität wird.

Wege zur Krippe. Ausstellung im Museumsforum Altomünster. Bis Sonntag, 28. Januar 2018. Geöffnet mittwochs bis samstags von 13 bis 16 Uhr, sonntags von 13 bis 17 Uhr.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: