Klein von Gestalt, mit dickem Kopf und dürren Beinen, sauf- und rauflustig, ohne Manieren: Dieses unfeine Bild des Dachauer Bauern zeichneten, malten und beschrieben Künstler aller Genres im 19. Jahrhundert und verfestigten ein Klischee. Noch in einer Zeit, in der die Secessionisten in München den Aufstand gegen die staatliche Bevormundung ihrer Kunst geradezu zelebrierten, feierten sie im Fasching ihre Dachauer Bauernhochzeiten. "Man kostümierte sich dachauerisch, redete gscheert daher, soff, fraß Schweinsbraten mit Bergen von Sauerkraut und Knödeln und freute sich auf die gut geplante Massenschlägerei, den Höhepunkt des Festes", schreibt Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler im Katalog zur Ausstellung des Museumsvereins Altomünster "Der Dachauer Bauer in der Karikatur".
Die von Robert Gasteiger und vom Historiker Wilhelm Liebhart kuratierte Ausstellung zeigt aus der umfangreichen Sammlung des Dachauer Volkskundlers Gasteiger, wie weit verbreitet dieses Negativimage nicht nur in der Münchner Secession war. "Original Dachauer Bauernkapellen", die mit der Realität nichts zu tun hatten, unterhielten mit derben Liedern ihr Publikum; selbst "der anerkannte Volksliedforscher Kiem Pauli zwängte sich in eine Dachauer Tracht - in die er als Gebirgler so gar nicht hinein gehörte", wie Göttler schreibt. So verstehen sich diese Ausstellung und ihr umfangreicher Katalog als eine Art Spurensuche nach den Wurzeln von Vorurteilen und "fake news". "
Der Katalog widmet sich darüber hinaus ausführlich dem Einfluss von Ludwig Thoma, auf den schlechten Ruf der Dachauer Bauern und ihrer Frauen. Denn auch diese kamen seinerzeit gar nicht gut weg. Besonders ihre nicht gerade kleidsame Tracht war immer wieder Anlass zu Hohn und Spott
"Der Dachauer Bauer in der Karikatur": Vernissage im Museumsforum Altomünster am Sonntag, 14. Mai, 15 Uhr.