Verkehrslärm in der Altstadt:Im Schneckentempo zum Schlossplatz

Lesezeit: 2 min

Der Schlossberg wird von Autofahrern nachts oft als Rennstrecke benutzt. Dem will die Stadt nun Einhalt gebieten. (Foto: Toni Heigl)

Ein Limit von zehn Stundenkilometern, Radarkontrollen und versenkbare Poller sollen nächtliche Raser bremsen

Von Petra Schafflik, Dachau

Massiver Verkehrslärm macht den Dachauern zu schaffen. Gerade in der Altstadt klagen Anwohner seit langem über Verkehrsrowdys und nächtliche Autorennen zum Schlossplatz. Um die Bürger vor dem Krach zu schützen, wollen die Stadträte nun in der Klosterstraße ganztags ein Tempolimit von 10 Stundenkilometern einführen und per Radarkontrolle überwachen lassen. Wenn die für das denkmalgeschützte Schloss zuständige Schlösser- und Seenverwaltung mitzieht, sollen zudem versenkbare Poller nachts die Zufahrt zum Schlossplatz komplett versperren. Darauf einigten sich die Stadträte im Umwelt- und Verkehrsausschuss einstimmig. Die beiden Maßnahmen sind das Ergebnis einer intensiven Diskussion, bei der zunächst diverse Vorschläge verworfen werden mussten. Nicht umsetzbar, das ergab die Prüfung der Verwaltung, sind die von CSU und Bündnis für Dachau per Antrag geforderten Schranken-Lösungen. Umso deutlicher war das Aufatmen der Stadträte, als zwei praktikable Schutzmaßnahmen gefunden wurden. "Jetzt wird es, jetzt bringen wir etwas zusammen", sagte sichtlich erfreut Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD).

Viel Verkehrslärm in der oberen Stadt wäre vermieden, wenn der Schlossplatz nicht mehr Ziel nächtlicher Autorallyes und Partyzone sein könnte, so die gemeinsame Idee der Stadträte. Doch der Vorschlag der CSU, die Zufahrt dort nachts per Schranke abzusperren, scheitert am Veto der Schlösser- und Seenverwaltung. Die Behörde, die als Eigentümerin den Platz verwaltet, lehnt Tor oder Schranke "aus gestalterisch-ästhetischen wie bau- und verkehrstechnischen Gründen" ab, heißt es in der Stellungnahme. Aber auch der weitergehende Vorschlag der Fraktion Bündnis für Dachau, gleich das gesamte Schlossbergareal am Fuß von Klosterstraße und Spitalgasse abzusperren, ist in der Praxis nicht umsetzbar. Zu viele Fahrzeuge müssten nachts dort trotzdem passieren, etwa Rettungs- und Einsatzwagen, aber auch Autos der mehr als 100 Anwohner, deren Besucher wie auch Gäste der Schlossgastronomie oder Freunde der Schlosskonzerte. "Technisch wie organisatorisch enorm aufwendig", erklärte daher Ordnungsamtsleiter Stefan Januschkowetz. Auch die Idee, freie Parkplätze am Schloss bereits an der Klosterstraße anzuzeigen, um Parksuchverkehr zu vermeiden, scheitert an der Praxis. Die notwendigen Sensoren lassen sich im gekiesten Schlossplatz technisch nicht installieren.

Aber was geht dann?, fragte Peter Strauch (CSU). Jedenfalls auch nicht das von Strauch als "Mindestmaß" verlangte nächtliche Durchfahrtsverbot mit "Anlieger frei" am Beginn der Klosterstraße. "Auch wer nur die Aussicht aufs nächtliche München genießen will, dürfte rauffahren", erklärte Januschkowetz. "Verkehrsrechtlich gibt es keine Lösung." Weniger Lärm würde ein anderer Fahrbahnbelag erzeugen, merkte Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD) an. "Asphalt statt Pflaster, dann wird noch mehr gerast", warnte dagegen Norbert Winter (Bürger für Dachau) und plädierte für "bauliche Maßnahmen", um Autofahrer zum Langsam-Fahren zu motivieren. "Dann braucht es auch keinen Blitzer." Oder die Auffahrt zum Schloss wird verkehrsberuhigter Bereich, schlug Wolfgang Moll (parteifrei) vor. Doch für diese als Spielstraße bekannte Regelung braucht es eine gemeinsame Verkehrsfläche für Autos, Radler und Fußgänger. In der Klosterstraße gibt es aber einen Gehweg, der zum Schutz der Schulkinder auch sinnvoll ist. Also wieder keine Option.

"Einfach ein Tempolimit von zehn Stundenkilometern wegen des Lärms und blitzen", schlug schließlich Tiefbauamtsleiter Andreas Meyer vor. Eine Idee, die auf breite Zustimmung stieß. Nur Silvia Neumeier (SPD) hatte Bedenken, mit Schildern nicht die Leute zu erreichen, die den Schlossberg als Rennstrecke nutzen. Da sei auch Zivilcourage gefragt, "Bürger müssen mal ein Foto machen und der Polizei senden". Allerdings sei auch die Ordnungsbehörde gegen manche Autofreaks machtlos, so der OB. Dagegen mahnte Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) die Verantwortung der Schlösser- und Seenverwaltung an, "die es sich leicht macht". Nachdem es der Behörde bei ihrem Veto offenbar um das Erscheinungsbild gehe, könnten versenkbare Poller eine optisch tragbare Lösung sein, schlug schließlich OB Hartmann vor. "Die werden dem Denkmalschutz am ehesten gerecht." Die Stadt wird also Tempo 10 in der Klosterstraße einführen und mit der Schlösser- und Seenverwaltung über versenkbare Sperren verhandeln.

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: