Verkehrs- und Klimapolitik:Mit Tempo 30 durch Hebertshausen

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Schon jetzt gibt es an einigen Ortseingängen Anzeigetafeln, die den Autofahrern deutlich machen, wenn sie zu schnell unterwegs sind. Künftig wird es noch mehr davon geben. (Foto: Toni Heigl)

Mehr Sicherheit und weniger Lärm verspricht sich der Gemeinderat, wenn Autofahrer ihre Geschwindigkeit künftig auf vielen Routen drosseln müssen. Außerdem will die Kommune mehr elektronische Anzeigetafeln aufstellen

Von Horst Kramer, Hebertshausen

Hebertshausen setzt klima- und verkehrspolitische Zeichen. Die 8000-Einwohner-Gemeinde ist eine der wenigen im Landkreis, die keinen Ortsverband der Grünen hat. Nichtsdestotrotz hat der Gemeinderat, bestehend aus den Fraktionen von CSU, FBB und SPD, in seiner jüngsten Sitzung einige umweltpolitisch relevante Maßnahmen angestoßen: die Ausweisung von Tempo-30-Zonen etwa und ein großes Blühstreifenprojekt. Außerdem sollen Geschwindigkeitsanzeigetafeln künftig für mehr Sicherheit und weniger Lärm auf Hebertshausens Straßen sorgen.

Zwölf elektronische Tempotafeln will das Rathaus nun für die Ortseingänge anschaffen - zusätzlich zu den fünf schon vorhandenen. "Laut Polizei sind diese Anzeigen das effektivste Mittel zur Reduktion der Geschwindigkeit", berichtete Bürgermeister Richard Reischl (CSU). Das gleiche Ziel hat die Verwandlung der Wohngebiete in Tempo-30-Zonen. Die Verwaltung hatte diese Idee in den Rat eingebracht, um mehr Sicherheit auf den Straße zu gewährleisten und den Lärm zu reduzieren. "Das wird nicht jedem gefallen", sagte Reischl. Andere dürfte dies erfreuen: "Wir haben in letzter Zeit immer mehr Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern erhalten, die sich Geschwindigkeitsbeschränkungen wünschen", erzählt der Rathauschef. Das Thema beschäftigt das Gremium schon seit einigen Jahren. Erst im April hatte die Hebertshausener SPD eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer für die Straße Am Eichenberg angeregt. Auf der jüngsten Gemeinderatsklausur deutete sich wohl eine Mehrheit für ein umfassendes Konzept an. Denn eine Tempo-30-Zone umfasst mehr als nur die Deckelung der Geschwindigkeit. So gilt in dem ausgewiesenen Areal die Rechts-vor-Links-Regel - alle Vorfahrtsstraßen werden damit automatisch abgeschafft. Mit Ausnahme von Kreis- und Staatsstraßen, für die eine Kommune keine Geschwindigkeitsbegrenzungen einführen darf.

Die neue Regelung würde automatisch dazu führen, dass sich Verkehrsteilnehmer vorsichtig Kreuzungen und Einmündungen nähern müssen, erklärte Reischl die Vorteile. "Bei einem Unfall mit Tempo 30 ist das Risiko für schwere und tödliche Verletzungen ungeschützter Verkehrsteilnehmer nur halb so groß wie bei Tempo 50", so der Bürgermeister. Schwächere Verkehrsteilnehmer, insbesondere Kinder, Fußgänger, Radlerinnen und Radler, beeinträchtigte und ältere Menschen profitieren besonders von dem Tempolimit. Zudem hätten alle Einwohner des Quartiers eine geringere Lärmbelästigung zu ertragen. Trotzdem konnte der Rathauschef nicht das gesamte Gremium überzeugen. Fünf Ratsmitglieder votierten gegen seinen Vorstoß, 13 dafür. Die Gegenstimmen kamen aus den Reihen der CSU und der FBB.

Die neue Regel soll ab dem 1. April des kommenden Jahres gelten. Zuvor will die Gemeinde mit den Verkehrsexperten der Polizeiinspektion Dachau den genauen Umgriff der Tempo-30-Zonen klären. Dann müssen die alten Schilder abmontiert, neue angebracht sowie Straßenmarkierungen aufgesprüht werden - eine Aktion, bei der kein Frost herrschen darf. "Selbstverständlich werden wir die Anwohner umfassend informieren", versprach der Bürgermeister. Ebenso selbstverständlich sei es, dass die Einhaltung der neuen Regelungen überprüft werde, sagte er.

Um die gemeindlichen Straßen ging es auch bei einem Antrag der CSU-Fraktion: Sie schlug vor, ein "kommunales Förderprogramm zur Anlage von Blühstreifen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen entlang gemeindeeigener Straßen" aufzulegen. Obwohl die Staatsregierung einen eigenen Fördertopf im Rahmen seines Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) geschaffen hat. "Die Beantragung dieser Fördermittel ist viel zu kompliziert", urteilte Reischl. Der Rat schloss sich der CSU und ihm an: Ab 2022 stellt die Gemeinde Landwirten jedes Jahr 1000 Euro pro Hektar zur Verfügung, wenn sie ihre Acker- und Wiesenflächenränder mit Bienenblumen aufwerten. Reischl und seine CSU haben dabei vor allem die Ortsverbindungsstraße zwischen Pellheim und Hebertshausen im Auge. Dort soll ein Blühstreifen von 3,5 Kilometer Länge und drei Meter Breite entstehen, also eine Fläche von rund 10 000 Quadratmetern. "Wenn mehr Landwirte mitmachen, umso besser", so der Rathauschef. Denn wenn es nach ihm geht, würde er gerne weitere gemeindeeigene Verbindungsstraßen zum Blühen bringen. In der Sitzung sprach er von 15 Kilometern. Das Projekt ergänzt die kommunalen Blühwiesen sowie die Pflanzung von Obstbäume, die das Gremium schon vor der Kommunalwahl auf die Schiene gesetzt hatte.

© SZ vom 08.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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