Verein feiert 40-jähriges Bestehen:Bravo-Rufe für junge Musiker

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Kulturförderkreis Petershausen glänzt mit Jubiläumskonzert

Von Renate Zauscher, Petershausen

Petershausen dürfte von vielen Kommunen ähnlicher Größenordnung beneidet werden: Es hat einen sehr aktiven Kulturförderkreis und unter dessen Dach ein eigenes Kammerorchester, einen Kammerchor, eine Musikschule, wo der Nachwuchs bei renommierten Lehrern lernen darf, dazu ein Jugendstreichorchester, ein Jugend-Jazz-Orchester und darüber hinaus auch noch Volksbühne und Jugendtheater. Jetzt feiert der Kulturförderkreis sein 40-jähriges Bestehen. Beim Konzert des Kammerorchesters am Sonntag in Schloss Hohenkammer überreichte die Vorsitzende des Förderkreises, Barbara Blickle, Eugen Tluck als Dank für sein jahrzehntelanges Engagement eine "Geburtstagstorte": Tluck hat nicht nur 1978 mit einigen Mitstreitern den Förderkreis gegründet, sondern leitet nach wie vor auch das 1980 entstandene Kammerorchester und ist als leidenschaftlicher Musikpädagoge im Musikzentrum tätig.

Für das Geburtstagsständchen sorgten Eugen Tluck und sein Orchester selber: Mit dem temperamentvollen Marsch "Alla Turca" von Mozart zeigten die Orchestermitglieder, wie viel Spielfreude in ihnen steckt. Vorausgegangen waren zwei als "Ballettmusik 1 und 2" bezeichnete Stücke von Franz Schubert.

Einen der Höhepunkte des Konzerts bildete die große Konzertante Symphonie für Violine und Viola in Es-Dur, KV 364, von Mozart. Eugen Tluck an der Bratsche musizierte zusammen mit seinem Schüler Florian Blickle an der Geige in wunderbarem, intimen Zusammenspiel. "Eine ganz große Herausforderung" sei die Komposition mit einer Spielzeit von immerhin 35 Minuten für Florian Blickle gewesen, sagt Tluck. Der 20-Jährige hat sie mit souveränem Spiel bravourös gemeistert.

Bewundernswert ist auch das Können eines noch jüngeren Musikers: Der erst elfjährige Samuel Voiler aus Erdweg spielte zusammen mit seinem Vater Pavel Voiler den Solopart in einer Komposition von Franz Doppler: Andante und Rondo für zwei Querflöten und Streicher. Samuel besucht die sechste Klasse im Gymnasium Markt Indersdorf und wird von seinem Vater unterrichtet, einem in Sankt Petersburg geborenen Flötisten und Preisträger vieler nationaler und internationaler Musikwettbewerbe, der seit vergangenem Jahr auch an der Petershausener Musikschule unterrichtet.

Nicht nur auf der Flöte musiziert Samuel Voiler, er spielt mittlerweile auch Geige und Klavier: Hier unterrichten ihn Natalia Raithel in München und seine Mutter, die Pianistin Alina Voiler. Erst vor kurzem hat Samuel bei "Jugend musiziert" einen zweiten Platz als Flötist gewonnen.

Passend zum Thema "Sommernachtsserenade", unter dem das Konzert in Hohenkammer stand, waren auch die weiteren Kompositionen ausgewählt worden: ein nur als "Rumänisch" betitelter Csárdás von Jo Knümann, der schwermütig-melancholisch in Moll beginnt, um sich zu einem furiosen Finale in Dur zu steigern, und anschließend daran "Rumänische Volkstänze", die Béla Bartók zu einer Suite mit sehr unterschiedlichen Passagen zusammengefügt hat. Mal überwiegt der bäuerlich-volkstümliche Charakter der Komposition, mal klassische Elemente, ein Wechsel der Genres, der dem Werk seinen besonderen Charme verleiht; Bartók hat sich offensichtlich von unterschiedlichen Bereichen ungarischer Musik inspirieren lassen.

Zwei der bekanntesten "Ungarischen Tänze" von Johannes Brahms bildeten den Abschluss des Konzerts. Hier wurde noch einmal deutlich, auf welch hohem Niveau und mit wie viel Spielfreude die Petershausener musizieren: Eugen Tluck hat aus den Mitgliedern des Kammerorchesters - alle von ihnen Laien mit "bürgerlichen" Berufen - ein Ensemble mit hohem professionellen Anspruch geformt. Vor allem konnte Tluck, der 37 Jahre lang im Rundfunkorchester München als Bratschist tätig war, den Mitgliedern des Streichorchesters, das nur gelegentlich mit Bläsern von auswärts ergänzt wird, die eigene musikalische Leidenschaft vermitteln. Das Publikum im Schlosssaal, in den das Konzert wegen der kühlen Witterung verlegt worden war, wusste die Leistung des Orchester, seines Leiters und die der beiden jungen Solisten entsprechend zu schätzen: Es dankte immer wieder mit Applaus und Bravo-Rufen.

© SZ vom 26.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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