Verbot in Verordnung aufgenommen:Gefährliches Spielzeug

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Modellflugzeuge dürfen nicht mehr in Grünanlagen fliegen

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Man kann den Aufschrei der Eltern fast noch hören. Passiert ist zwar nichts - zum Glück. Doch der Schrecken war sicher groß, als vor kurzem am Karlsfelder Bolzplatz am Feldmochinger Weg ein Modellflieger abgestürzt ist - etwa einen Meter neben einem spielenden Kind. Die Steuerung des Fliegers hatte wohl versagt. Damit dies nicht noch einmal passiert, womöglich mit gravierenden Folgen, forderte Mechthild Hofner (Bündnis für Karlsfeld) jetzt eine Spiel- und Bolzplatzverordnung. Darin sollte festgelegt werden, "die Nutzung von Modellflugzeugen und ähnlichen Flugkörpern auf Spiel- und Bolzplätzen zu untersagen", so der Antrag der Gemeinderätin.

Die Karlsfelder Kommunalpolitiker waren schnell einig, dass so etwas nicht noch einmal geschehen dürfe. Doch eine eigene Verordnung wegen dieses Vorfalls zu schaffen, das wollten sie auch nicht. "Wir sollten keinen Papiertiger produzieren", warnte Bernd Wanka (CSU). "Es hilft nichts, uns von der linken in die rechte Tasche zu lügen." Eine neue Satzung beruhige nur die Gemeinderäte, aber wenn sie nicht überwacht werde, helfe sie nichts. Hofner gab zu bedenken, dass die Modellflieger nicht nur für die Kinder gefährlich seien, sondern auch kontraproduktiv für das geplante Landschaftsschutzgebiet, das kurz hinter der freien Fläche beginne. Dort brüten Kiebitze, die einst im Dachauer Moos zu Hause waren und heute auf der roten Liste gefährdeter Vogelarten stehen. Die Gemeinde will ihnen in dem geplanten Landschaftsschutzgebiet einen Lebensraum erhalten, damit sie dort ihre Jungen aufziehen können. Deshalb hat sie extra ein Gelände gekauft. "Aber durch die Modellflieger fühlen sich die Kiebitze extrem gestört", sagte Hofner. Es sei widersinnig, Geld auszugeben, um ein Landschaftsschutzgebiet einzurichten und dann die Flieger nicht zu verbieten. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) pflichtete ihr bei: "Ich gehe dort samstags und sonntags oft vorbei, und es ist nicht immer lustig, was sich dort abspielt", sagte er im Hinblick auf die Modellflieger, die dort mit wachsender Begeisterung ihrem Hobby frönen.

Man einigte sich darauf, die allgemeine Grünanlagenverordnung um einen Unterpunkt zu erweitern. In Paragraph drei sind alle Verbote geregelt, um niemanden zu gefährden. Jetzt gehört auch das Flugverbot für Modellflieger und Quadrokopter dazu. Sie sollen auf den Modellflugplatz gehen oder in einen Verein, dafür sei er ja da, befand etwa Beate Full (SPD). "Das hat mit Disziplin zu tun."

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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