Unverändertes Engagement:Gedanken in Bildern

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In einem Projekt mit der Kunstwerkstatt der KVD zeigen Geflüchtete, wie sie ihr Schicksal verarbeiten. Vernissage zum 25-jährigen Bestehen des Fachdienstes "Asyl und Migration" der Caritas

Von Jana Rick, Dachau

"Manchmal war es wie ein Marathon", so erinnert sich Gertraud Leitsberger an ihre Zeit als Asylberaterin bei der Caritas. Am Freitag feierte der Fachdienst "Asyl und Migration" sein 25-jähriges Bestehen. Und Leitsberger war die erste Beraterin der Fachstelle, sie begann am 1. Mai 1993. Das Datum weiß sie noch ganz genau. Erinnert sich die 76-Jährige an den Anfang dieses Dienstes bei der Caritas, so muss sie zugeben, dass sich im Laufe der Zeit einiges verändert hat. Damals war es der Jugoslawienkrieg, der sie zu ihrem Ehrenamt brachte, um Geflüchteten zu helfen. Heute freut sie sich vor allem über eines: Dass sich die Möglichkeiten, Bedürftige zu unterstützen, seitdem verbessert haben. "Man kann zwar immer nur beschränkt helfen, aber heute mehr als früher", sagt Leitsberger.

Das Team der Caritas ist gewachsen und feiert sein 25. Jubiläum. (Foto: Toni Heigl)

Was sich in all den Jahren nicht verändert hat, ist das Engagement der mittlerweile 20 Mitarbeiter. Irmgard Wirthmüller, die heutige Leiterin der Fachstelle, lobt die wertvolle Arbeit ihrer Kollegen, die der Praktikanten ebenso wie die der freiwilligen Helfer, die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis und allen anderen, die sich für Geflüchtete einsetzen. Sie seien zu einem starken Netzwerk zusammengewachsen, das den Geflüchteten Gehör bietet. Sie geben ihnen das Wort, lassen sie sprechen.

Schutzsuchende stellen zum Jubiläum ihre Bilder aus. (Foto: Toni Heigl)

Und passend dazu gab es am Freitag auch eine Vernissage im Caritas-Zentrum. In Kooperation mit der Druckwerkstatt der Künstlervereinigung Dachau bekamen Flüchtlinge die Gelegenheit, ihre Gedanken künstlerisch zum Ausdruck zu bringen. Eine große Vielfalt an Bildern ist dadurch entstanden, von Künstlern aus Afrika oder aus dem Iran. Die Kunstwerke können noch bis Weihnachten gegen eine Spende erworben werden. Was die meisten Bilder kennzeichnet, sind die bunten Farben, für die sich die Maler entschieden haben. Sie machen Mut und zeigen, dass sie auch in einer Krise nicht aufgeben. Projekte wie dieses zeigen den Caritas-Mitarbeitern, dass sie auf dem richtigen Weg sind und dass ihre Hilfe wertgeschätzt wird.

Gertraud Leitsberger (unten) war die erste Asylberaterin im Landkreis und begann 1993, Flüchtlingen zu helfen. (Foto: Toni Heigl)

Doch in den 25 Jahren haben die Mitarbeiter des Fachdienstes auch Momente erlebt, die sie nie vergessen werden. Die Jahre 2013 und 2014 beispielsweise, als die meisten Flüchtlinge im Landkreis ankamen. "Damals konnte man sein Herz einfach nicht verschließen", sagt Wirthmüller - und sie spricht wohl im Namen des gesamten Teams. Auf engstem Raum versuchten sie damals Lösungen zu finden, die Flüchtlinge unterzubringen und sie zu versorgen. Zumindest die damals begrenzten räumlichen Möglichkeiten haben sich nun endlich verbessert.

Am Tag der Feier werden auch die neuen Räume im Untergeschoss des Caritas-Zentrums eingeweiht, in denen künftig der Fachdienst arbeiten wird. Seit 2014 sei es ruhiger geworden, sagt Wirthmüller, doch jetzt gebe es neue Herausforderungen. Die größte Aufgabe stehe nun bevor, nämlich die Integration der Asylsuchenden und Migranten. "Das Fremde zu etwas Vertrautem machen", so beschreibt Wirthmüller den Prozess.

Auch der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU) sieht die Integration als eine wichtige Aufgabe, nicht nur die der Politik, sondern die der gesamten Gesellschaft. "Integration wird eine Daueraufgabe sein, eine Generationsaufgabe", so der Landrat. Nachhaltig Integration zu fördern, das sei jetzt das Ziel.

Bei der Jubiläumsfeier im Caritaszentrum kommen auch die Mitarbeiter des Fachdienstes zu Wort. Sie sprechen über ihre Anliegen, über das, was sie heute beschäftigt. Da sind Probleme wie der Familiennachzug. "Wer zählt zur Familie? Der Vater? Der Onkel?" Fragen wie diese werden gestellt und sie bleiben offen. Und da wird das große Defizit an psychischer Beratung für Geflüchtete genannt, die Unterstützung brauchen, um ihre Traumata zu bewältigen. Auch Abschiebung ist ein Thema, das die Mitarbeiter beschäftigt, wenn sie Schutzsuchende, die sich problemlos integriert haben, zurück nach Afghanistan schicken müssen. Situationen wie diese zeigen auf, dass es im Bereich Asyl und Migration noch viel zu tun gibt. "Da ist noch Luft nach oben", sagt Wirthmüller. Für sie ist auf jeden Fall klar, dass es auch in Zukunft noch Jubiläen wie dieses geben wird. Denn das Caritas-Team wird den Marathon weiterlaufen.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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