Umweltstation Obergrashof:Schule im Grünen

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An der Umweltstation Obergrashof lernen Kinder viel über Natur und Landwirtschaft. Die Nachfrage ist so groß, dass das Anwesen jetzt erweitert wurde. Im Weiler Kaltmühle ist zudem ein Naturerkundungshaus geplant

Von Petra Schafflik, Dachau

Geduldig kneten kleine Hände klebrigen Brotteig, flechten Zöpfe oder schlingen Brezen. Dann wandert das Backwerk in den holzbefeuerten Ofen. Die Mädchen und Buben, die vom Kindergarten Obergrashof zum Umwelthaus Dachauer Moos herübergeschaut haben, schnappen sich rasch einen der bunten Spaten. Ein Beet wollen die Kleinen im Gemüsegarten noch vorbereiten, also heißt es kraftvoll umgraben. Wo die Kinder werkeln, veranstaltet der Verein Dachauer Moos jedes Jahr Projekttage, Workshops und Seminare, zu denen an die 1000 Teilnehmer auf das Gelände östlich der Stadt kommen.

Grüne Däumchen: So ein Gemüsebeet zu pflegen macht viel Arbeit, aber auch viel Spaß. (Foto: Toni Heigl)

"Wir zeigen im Kleinen, wie Landwirtschaft im Großen funktioniert", erklärt Vereinsgeschäftsführer Robert Rossa. Weil in der 2003 errichteten Umweltstation noch manches provisorisch lief, wurden jetzt Küche und Werkzeugschuppen an- und umgebaut. Um der steigenden Nachfrage vor allem von Schulen gerecht zu werden, so Vereinsvorsitzender Peter Felbermeier (CSU), errichtet der Verein gerade in Kaltmühle (Hebertshausen) eine zweite Umweltstation, die im Frühjahr 2019 eröffnet.

Grüne Däumchen: So ein Gemüsebeet zu pflegen macht viel Arbeit, aber auch viel Spaß. (Foto: Fotos: Toni Heigl)

Kurz rein in den klimatisierten Supermarkt, Lebensmittel aussuchen, mit der vollen Einkaufstasche wieder nach Hause. So kommen die meisten Bürger im Landkreis an ihr Essen. Doch wie viel Arbeit dahinter steckt, bis aus einem winzigen Samen eine süße Birne oder eine wohlschmeckende Tomate herangewachsen ist, wissen die wenigsten. Gerade Kindern, die in der Stadt aufwachsen, fehlt mehr und mehr der Bezug zum Wachsen und Werden in der Natur. Genau deshalb setzt der Verein Dachauer Moos, in dem sich acht Gemeinden zwischen Gröbenzell und Oberschleißheim, die Landeshauptstadt München sowie die Landkreise Dachau und München zum Erhalt des Mooses zusammengeschlossen haben, auf vielfältige Aktionen der Umweltbildung. Im Jahreslauf gibt es im eigens dafür errichteten Umwelthaus am Obergrashof gut 60 Projekt- und Handwerkertage, Gewässererkundungen, Brotback- und Mikroskopierkurse sowie Seminare zum Ökolandbau.

Der Kräutergarten kann sich sehen lassen. (Foto: Toni Heigl)

Ein Schwerpunkt sind die beliebten Projekttage für Schulen. Obergrashof-Leiter Peter Stinshoff und weitere am Hof tätige Gärtner mit pädagogischer Zusatzqualifikation lassen die kleinen Besucher selbst werkeln, erkunden, ausprobieren und erleben. Da wird gesät, gepflanzt, gepflegt und geerntet, Unkraut gejätet und gehackt, Honig geschleudert, Saft gepresst, Brot gebacken und Gemüse zu Eintopf oder Suppe verkocht. Natürlich können die Kinder an einem Tag nicht den gesamten Prozess vom Aussäen bis zur Ernte verfolgen. "Es sind nur Schlaglichter, aber jedes Kind nimmt etwas mit", erklärt Stinshoff.

Auf der Hofanlage kann man jede Menge lernen. Dazu gehört auch das Brotbacken. (Foto: Toni Heigl)

Die Vielfalt der Natur lässt der kleine Lehrgarten hinter der Umweltstation ahnen, wo Zucchini, Mangold und Kartoffeln wachsen, an Sträuchern die ersten Himbeeren und Johannisbeeren reifen. Aus Ringelblumen, die ihre goldgelben Blüten dem hellen Himmel entgegenrecken, werden Schüler im Herbst Samen gewinnen. An einem Hang wachsen heimische Kräuter, daneben Färbepflanzen wie Fuchsschwanz und Färberwaid, mit denen die Wolle der hofeigenen Schafe eingefärbt werden soll. Zusätzlich zu diesen Projektangeboten für Schüler gibt es im Umwelthaus noch thematische Workshops, die von externen Experten geleitet werden.

Dieses heute vielfältige Programm, das sich an Kinder, Jugendliche wie Erwachsene richtet, wurde in den vergangenen Jahren sukzessive auf- und ausgebaut. Gleichzeitig ist es dadurch aber langsam eng geworden in der einfach konzipierten Station. Stauraum fehlte, und statt einer Küche gab es im Nebenzimmer nur ein kleines Waschbecken. Nun war es deshalb an der Zeit, die jahrelange Improvisation zu beenden: In der Küche blitzt eine so funktional wie hygienische Edelstahl-Zeile. Im großzügigen neuen Schuppen mit begrüntem Dach lagern Geräte und Materialien wohlsortiert in soliden Regalen. Finanziert wurde die wichtige Erweiterung von der Baywa-Stiftung, die das Umwelthaus Obergrashof bereits seit seiner Gründung regelmäßig finanziell großzügig unterstützt.

Mit der nun verbesserten Infrastruktur wird der Verein auch das pädagogische Angebot erneut ausbauen. In den Schulwochen gibt der Zeitplan schlicht keine Kapazitäten mehr her. Doch die Ferien bieten noch Optionen. Aktuell gibt es Programmtage im Rahmen von "Mini-Karlsfeld" und auch Aktionen für ein Dachauer Jugendzentrum. Doch auch Hebertshausen und Haimhausen haben Interesse angemeldet; ein Konzept hat Geschäftsführer Rossa schon in Arbeit. "Dabei geht es um Projekte, bei denen die Kinder nicht nur für ein paar Stunden auf den Hof kommen, sondern einige Tage an einem Thema dran bleiben können." Aber auch der ständig steigenden Nachfrage nach Schulprojekttagen will der Verein Dachauer Moos gerecht werden - mit der Errichtung einer zweiten Umweltstation. Gar nicht weit vom Obergrashof entsteht im Weiler Kaltmühle in der Gemeinde Hebertshausen entsteht bereits dieses Naturerkundungshaus. Dort, direkt an Kalterbach und Amper sollen Themen rund um Gewässer und Wiesen im Fokus stehen.

© SZ vom 19.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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