Umrüstung:Es werde LED

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Heller Durchgang: Eine Straßenlaterne bestrahlt abends den Fußgängerweg zwischen St. Jakob und der Kulturschranne. (Foto: Toni Heigl)

Die Stadt Dachau ersetzt die Quecksilberdampflampen der Straßenlaternen durch energiesparendere Leuchtdioden. Insgesamt werden 800 Kugelleuchten ausgetauscht. Das Licht soll aber wie bisher im "warm-weißen" Bereich liegen.

Von Tom Hackbarth, Dachau

Nach dem Feierabend heißt zu dieser Jahreszeit für viele Menschen nach der Dämmerung. Momentan geht die Sonne nachmittags um halb fünf unter und vormittags um halb acht wieder auf. Die Dachauer könnten aber bald etwas Neues wahrnehmen, während sie in den Abend- oder frühen Morgenstunden durch die Stadt zur Arbeit oder nach Hause schlendern. Die Straßen werden in Zukunft nicht mehr von leicht gelblich leuchtenden Quecksilberdampflampen bestrahlt, sondern von etwas weißerer und energiesparenderer LED-Beleuchtung.

Etwa 800 Kugelleuchten werden im gesamten Stadtgebiet in den nächsten Wochen sukzessive ausgetauscht, so der Stadtbaumeister Moritz Reinhold. Bis Ende des Jahres wird die Beleuchtung im Straßenbereich ertüchtigt und umgerüstet. Laternen an Plätzen sollen Anfang 2019 folgen. Nachts werden trotzdem alle Lichter brennen, darum kümmert sich der Bauhof. Etwa 262 000 Euro gibt die Stadt für die Umrüstung aus. Hohe Initialkosten sind bei der Anbringung von LED-Beleuchtung normal, die lange Betriebsdauer und die Einsparung an Stromkosten soll sich in Zukunft positiv auf die städtischen Finanzen auswirken.

Dachau will erst einmal innerstädtische Flächen bebauen, sagt Stadtbaumeister Moritz Reinhold. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die Europäische Union hat den Verkauf von Quecksilberdampflampen vor drei Jahren gesetzlich verboten. Hinsichtlich Klima- und Umweltschutz laufen neuere Lampen-Modelle den alten schon längst den Rang ab. Immer mehr Städte und Gemeinden haben ihre nächtliche Stadtbeleuchtung schon umgestellt auf umweltschonendere Varianten. Dies soll nun auch in Dachau geschehen.

Nachteile? Keine, sagt Reinhold: Die Farbtemperatur liegt im Bereich neutral-weiß und "das ist so üblich im Straßenverkehr", so der Stadtbaumeister. Etwas weißer könnte das Licht dennoch im Vergleich zu seinem Vorgänger ausfallen. Über die sterile Farbgebung der Leuchtdioden beklagen sich beispielsweise auch einige Bewohner der Stadt Rom, da die Romantik durch das kalt-weiße Licht verloren geht. LEDs können sich allerdings untereinander stark unterscheiden, und so liegen die in Dachau anzubringenden Lämpchen näher am "warm-weißen" Bereich, als an dem sterileren "Tageslichtweiß". Die Umstellung könnte für den Lampen-Laien kaum bemerkbar sein.

Teilweise gibt es LED-Straßenlaternen schon in Dachau, etwa in der Hugo-König-Straße. Nun soll stadtweit umgerüstet werden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Auch das Thema Lichtverschmutzung hat man bei der Planung bedacht. Eine Abdeckung fokussiert den Lichtkegel direkt auf die Straße, sodass kaum Streulicht in andere Richtungen ausweicht. Das Licht wird somit zwar "heller, strahlt aber gerichtet und nicht in den Himmel", sagt Reinhold. Anwohner sollten also keine Benachteiligungen durch das grell strahlende Licht davon tragen, so wie es bei einem hohen Streulichtanteil vorkommen kann. Auswirkungen hat die neue Beleuchtung aber nicht nur auf den Menschen: Durch das Bündeln des Lichts auf die Straße können Studien zufolge auch einige Probleme im Bereich des Artenschutzes verbessert werden. Nachtaktive Insekten, Vögel und Fledermäuse, so wird aufgezeigt, reagieren stark auf den hohen UV-Anteil der lange verwendeten Quecksilberdampflampe. Viele Insekten werden von dem Licht angezogen und dort schnell zur Beute ihrer Jäger, oder schwirren so lange um die Kugelleuchten herum, bis sie die Kraft verlässt und sie leblos zu Boden fallen. Leuchtdioden haben im Gegensatz dazu einen deutlich geringeren UV-Anteil. Folglich könnten sich Tierpopulationen, wie die Nachtfalter, in Städten mit neuwertiger Straßenbeleuchtung wieder vergrößern. Und da der Nachtfalter ein Bestäuber ist, könnte das wiederum eine positive Auswirkung die Umwelt haben.

Ob das tatsächlich alles auch so funktioniert, wie es die bisherige Prognose besagt, bleibt abzuwarten. Die erhöhte Effizienz der neuen Lampen steht laut Experten außer Frage, die Auswirkungen auf Mensch und Tier sehen in der Theorie bisher sehr gut aus, ganz erforscht ist das Gebiet allerdings noch nicht. Die Stadt hat jedenfalls an alles gedacht bei diesem Wechsel des Lichts. Zusätzlich zum Austausch der alten Laternen, sind auch neue Wege in Planung. Die Verbindung zwischen der Berufsschule und der Montessorischule in Augustenfeld könnte auch bald im Licht der Leuchtdioden scheinen. Spätestens im neuen Jahr kann man sich dann davon überzeugen, wie das Licht denn so wirkt. Und das scheint, trotz der ganzen Neuerungen, wie gehabt, von der Dämmerung bis zum Sonnenaufgang.

© SZ vom 20.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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