Um(welt)denker Markt Indersdorf:Die Vorreiter

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Um(welt)denker auf dem Sattel: Florian Socher und Georg Weigl. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Um(welt)denker setzen sich seit 30 Jahren für ein grünes Markt Indersdorf ein

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Klimawandel und Klimaschutz bewegen derzeit die Weltpolitik. Die Um(welt)denker in Markt Indersdorf haben sich schon vor 30 Jahren eine grüne Gemeindepolitik auf die Fahnen geschrieben. Sie wollten den umweltpolitischen Themen im Gemeinderat mehr Gewicht verleihen und hatten stets die Schonung von Ressourcen und die Nachhaltigkeit im Blick. Zunächst galten sie als "Paradiesvögel" und "Wadlbeißer", inzwischen haben sie sich im Gemeinderat etabliert. Die Wählergruppe blickt heuer auf ihr 30-jähriges Bestehen zurück. Aus Anlass ihres Jubiläums lädt sie an diesem Freitag zu einem Musik-Picknick in den Glonnauen ein.

Die Wählergruppe Um(welt)denken wurde 1989 von Beatrix du Moulin und Georg Weigl gegründet. Seit der Kommunalwahl 1990 hat sie mindestens zwei Sitze im Gemeinderat. Bei der Kommunalwahl 2014 errangen die Um(welt)denker drei Mandate. Hans Wessner, Paul Böller und Florian Socher vertreten die Wählergruppe derzeit im Gemeinderat. Von Anfang an legte sie einen Schwerpunkt auf die Umweltpolitik. "Die Grünen und die ÖDP gab es schon vor 30 Jahren", so Weigl, "aber bei den grünen Themen hatten wir im Gemeinderat eine Vorreiterrolle". So brachten die Um(welt)denker schon in den ersten Jahren im Gemeinderat den Antrag durch, den Bau von Fotovoltaikanlagen auf Privathäusern zu bezuschussen. Auch der Zuschuss für den Austausch Strom sparender Heizungspumpen geht auf einen Antrag der Wählergruppe zurück. "Außerdem haben wir einige Bäume gerettet", sagt Weigl. Zum Beispiel den Ortsbild prägenden Baum, neben dem sich das Telefonhäuschen am Bahnhof befand.

Bei allen Vorhaben der Gemeinde hätten die Um(welt)denker die Auswirkungen auf die betroffenen Anlieger und die gesamte Gemeinde im Blick, so Hans Wessner in einer Pressemitteilung. Die Wählergruppe befasst sich nicht nur mit grünen Themen. Sie will die Lebensqualität in der Gemeinde in allen Bereichen verbessern. "Für ein lebenswertes und liebenswertes Markt Indersdorf", lautet ihr Slogan. So setzen sich die Um(welt)denker besonders für Fußgänger und Radfahrer ein. Bordsteinabsenkungen und der Ausbau vieler Geh- und Radwege gehen auf ihre Initiative zurück. In ihrem ersten Antrag nach der Wahl in den Gemeinderat forderten die Um(welt)denker den Bau des schienengleichen Übergangs am Indersdorfer Bahnhof. 2003 verhinderten sie den drohenden Rückbau des Bahnübergangs. Der Geh- und Radweg an der Dachauer Straße im Ortsteil Karpfhofen ist inzwischen fertiggestellt. Auch für dieses Projekt hat sich die Wählergruppe stark gemacht. Bei der Sanierung der Kläranlage setzten sich die Um(welt)denker für eine Umlage der Kosten auf die Grundstücks- und Hauseigentümer ein. Dafür sprachen sich zunächst auch andere Fraktionen aus. Doch dann beschloss der Gemeinderat, die Kosten langfristig über höhere Abwassergebühren zu finanzieren. Die Gemeinde nahm Schulden in Millionenhöhe auf. Die Kosten tragen damit in der Regel die Mieter. "Eine ungerechte Verteilung", so die Wählergruppe. Aus Verärgerung über die Kehrtwende des Gemeinderats schied Georg Weigl im Oktober 2015 aus dem Gremium aus. Er hatte 25 Jahre dem Gemeinderat angehört. Die Schulden, so die Um(welt)denker, würden den Gemeindehaushalt noch Jahrzehnte belasten. Wünschenswerte Projekte könnten deshalb nicht umgesetzt werden.

Die Um(welt)denker treffen sich regelmäßig meistens am ersten Freitag des Monats. Bei den Treffen wird über die aktuellen kommunalpolitischen Themen diskutiert. Dabei geht es um die jüngsten Beschlüsse des Gemeinderats, aber auch um Hintergrundinformationen und Ideen für neue Projekte. Besucher sind bei diesen Treffen immer willkommen. Die nächsten Termine sind unter www.umweltdenken.de, Rubrik "Aktuelles", zu finden. Die Treffen gehören für die Gemeinderäte der Um(welt)denker zur Meinungsbildung. Wessner: "Die Diskussion in der Gruppe ist äußerst wichtig für mich".

Die Um(welt)denker feiern ihr 30-jähriges Bestehen mit einem Musik-Picknick. Es findet am Freitag, 26. Juli, von 18 Uhr an in den Glonnauen hinter dem Jugendfreizeitgelände am Sportheim statt. "The Funny Valentines" spielen Swing und Jazz. Teilnehmer sollen Speisen, Getränke, Decken oder Campingstühle selbst mitbringen. Ausweichtermin bei schlechtem Wetter ist Freitag, 2. August. Weitere Infos unter www.umweltdenken.de

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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