Pflegenotstand:Schokolade versüßt den Klinikalltag

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Vertreter der Bürgerinitiative, Christiaan Boissevain (links) und Wolf-Dieter Krämer (rechts) überreichen Geschäftsführer Gerd Koslowski im Amperklinikum einen symbolischen Personalbemessungsschlüssel aus Pappe. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Bürgerinitiative "Bessere Pflege" überreicht Mitarbeitern des Helios-Amper-Klinikums in Dachau eine kleine Stärkung und fordert zusammen mit der Gewerkschaft Verdi erneut mehr Personal am Krankenhaus

Von Robert Stocker, Dachau

Süße Überraschung für die Mitarbeiter des Dachauer Helios-Amper-Klinikums: Mitglieder der Bürgerinitiative "Bessere Pflege" haben den Beschäftigen am späten Freitagnachmittag eine kleine Stärkung überreicht. Sie verteilten Schlüssel aus Schokolade, die den Pflegeschlüssel symbolisierten. Er soll gesetzlich verankert werden und mehr Personal im Pflegbereich bringen. Das ist die wichtigste Forderung, die die Gewerkschaft Verdi und die Bürgerinitiative in den laufenden Tarifverhandlungen durchsetzen wollen. Die Verhandlungen sollen am 17. Februar weitergehen, hieß es von Seiten der Dachauer Bürgerinitiative.

Grenzen der Belastbarkeit erreicht

Die Aktion der Bürgerinitiative sollte der Forderung nach mehr Personal und einer Entlastung der Pflegekräfte noch einmal Nachdruck verleihen. Viele Mitarbeiter des Helios-Amper-Klinikums sehen die Grenzen ihrer Belastbarkeit erreicht und kritisieren Missstände in der Pflege. Das Angebot der Helios-Geschäftsführung, in den Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes zu wechseln, wird von Verdi zwar begrüßt. Laut Bürgerinitiative, der auch Pflegekräfte angehören, geht es aber an dem vorbei, was Patienten und Pflege brauchen: einen Pflegeschlüssel, der an den Kliniken mehr Personal garantiert. Nur so könne der Misere im Pflegebereich begegnet werden. Zehn Mitglieder der Bürgerinitiative "Bessere Pflege" verteilten die Schokoladeschlüssel auf allen Stationen. "Die Resonanz bei den Beschäftigen war überall gut", hieß es von Seiten der Initiative. Viele Mitarbeiter hätten gesagt, wenn es im Klinikum so weitergehe, würden noch mehr Angestellte als bisher kündigen.

Etwas größer als die süße Überraschung aus Schokolade fiel der symbolische Personalbemessungsschlüssel aus Pappe aus, den drei Mitglieder der Initiative Gerd Koslowski in dessen Büro überreichten. Der 47-Jährige ist seit Kurzem neuer Geschäftsführer des Helios-Amper-Klinikums. Der frühere kaufmännische Direktor der Münchner Universitätskliniken gilt als harter Sanierer. Es gebe unterschiedliche Wahrnehmungen zur Pflegesituation am Dachauer Klinikum, stellte Koslowski fest, als er den symbolischen Pflegeschlüssel überreicht bekam.

Und das Dachauer Klinikum sei nicht das einzige Krankenhaus, das sich mit dem Thema Pflege beschäftigen muss. "Man muss das Maß der Grenzen für die Belastbarkeit finden", so Koslowski, der am Freitag erst seinen zweiten offiziellen Arbeitstag hatte. Stefan Reifberger von der Bürgerinitiative sagte, es sei fatal, wenn die Klinikführung nicht auf die Forderung der Gewerkschaft eingehen werde. Nicht alle Mitarbeiter seien bei Verdi organisiert, man könne sie nicht mit der Gewerkschaft gleichsetzen, entgegnete Koslowski. Ob die Behauptung der Gewerkschaft und der Bürgerinitiative stimmt, dass an den Helios-Amper-Klinken hundert Pflegekräfte fehlen, könne er nicht beurteilen. "Heute ist erst mein zweiter Arbeitstag", sagte Koslowski. Helios habe aber kein Interesse daran, dass die Aufregung in der Öffentlichkeit so weiter gehe. Der neue Geschäftsführer wies darauf hin, dass die medizinische Versorgung in Dachau einen anerkannt guten Ruf habe.

Aus dem Kreis der Bürgerinitiative verlautete, dass es noch unklar sei, wie es mit der Tarifauseinandersetzung weitergehe. Nach aktuellem Stand sollen die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft am 17. Februar wieder aufgenommen werden. Ob es so ist, stehe noch nicht endgültig fest. Unklar sei auch, ob es einen Durchsetzungsstreik geben wird. Dabei geht es um die Forderung nach mehr Personal. Ein sanktionierter Pflegeschlüssel und damit eine Aufstockung des Personals soll im Tarifvertrag festgeschrieben werden.

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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