Anhaltende Hitzewelle:Noch sprudeln die Brunnen

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Die brütende Hitze in diesen Tagen macht vor allem den Bauern zu schaffen. Doch im Landkreis besteht keine Gefahr, dass das Trinkwasser knapp werden könnte.

Von Jacqueline Lang

Viel Trinken. Das raten Experten bei den anhaltend warmen, ja teilweise sogar heißen Temperaturen, die aktuell in ganz Deutschland herrschen. Das Thermometer zeigt seit Tagen Werte zwischen 28 und 35 Grad Celsius an. Die einen freuen sich über die Hitze und lassen sich in der Sonne brutzeln, während die anderen in den Schatten und in klimatisierte Räume flüchten. Waldbrände, wie sie in Griechenland und Schweden ausgebrochen sind, gab es zwar bislang in Deutschland noch keine. Doch der Bauernverband fordert, den Notstand auszurufen, weil die Dürre teils gravierende Ernteausfälle zur Folge hat. Sogar Pommes sollen deshalb dieses Jahr teurer und kürzer werden. Da hilft nur noch viel gießen und auf Regen hoffen. Doch woher kommt eigentlich das ganze Wasser, das die Verbraucher in Deutschland mit großer Selbstverständlichkeit aus dem Hahn laufen lassen?

Noch geht es nicht ohne Schwimmflügel: Der zweijährige Simon aus Markt Indersdorf lernt mit Mama Katrin Beer im Ainhofener Freibad schwimmen. Die Abkühlung macht beiden sichtlich Spaß. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die Stadtwerke Dachau und ihre Zweigstelle in Markt Indersdorf betreiben insgesamt drei Tiefbrunnen, die die Wasserversorgung im Landkreis sichern. Die Brunnen sind mit bis zu 200 Metern so tief, dass selbst bei einer andauernden Hitzeperiode von mehreren Wochen nicht die Gefahr besteht, dass das Wasser versiegen könnte, versichert die Pressesprecherin der Stadtwerke, Cornelia Scheyerl. Nicht einmal dann, wenn das Grundwasser niedrig steht.

"Wir kämpfen meistens an der anderen Front", bestätigt Martin Eberle, Werkleiter des Karlsfelder Wasserwerks. Die andere Front ist das Grundwasser, das nach oben drückt. Im Landkreis habe man häufiger mit Hochwasser als mit Niedrigwasser zu kämpfen, so Eberle. Das Wasser, das in Karlsfeld mit fünf Brunnen gefördert wird, ist schätzungsweise bis zu 13 000 Jahre alt und kommt gut gekühlt durch die Leitungen. Die bei Hitze oder Feuerwehreinsätzen kurzzeitig hohe Auslastung ist für die Gemeinden kein Problem. Über einen Notfallplan nachzudenken ist bislang nie nötig gewesen. "Der durchschnittliche Tagesverbrauch an Trinkwasser in Karlsfeld von etwa 3000 Kubikmetern oder drei Millionen Litern wird durch einen höheren Bedarf von etwa 200 Kubikmetern während der aktuellen Hitzephase nicht wesentlich verändert", sagt Eberle. Anders sei das in Regionen, die ihr Wasser oberflächennah fördern würden und bei denen das Wasser sowieso schon knapper sei. Doch die Lage am Ende der Münchner Schotterebene sei günstig. Es handelt sich bei der Schotterebene, sogenannte Sander, um über mehrere Eiszeiten hinweg entstandene Kiesschichten, die geschmolzenes Gletscherwasser speichern. Ein geografischer Glücksfall für die Region.

"Wasser zu sparen ist enorm wichtig"

Dass man sich um ausreichendes Wasser keine Sorgen machen muss, bedeute aber noch lange nicht, dass man es verschwenden soll, sagt Scheyerl. "Wasser zu sparen ist enorm wichtig", betont sie. Es handele sich um eine natürliche Ressource, mit der man achtsam umgehen müsse. Nur wer nach einer längeren Reise zurückkommt, sollte zunächst den Wasserhahn ein paar Minuten laufen lassen, bis kaltes Wasser kommt. Denn durch die Hitze könnten sich in den Leitungen Keime gebildet haben, sagt Werksleiter Eberle. Außerdem rät er, die Pflanzen nicht mit dem wertvollen Trinkwasser zu gießen, sondern stattdessen mit dem ungefilterten Wasser aus dem Gartenbrunnen oder der Regentonne.

Glücklicherweise scheint trotz der heißen Temperaturen nicht nur die Trinkwasserversorgung im Landkreis gesichert zu sein. Auch einer Abkühlung in einem der zahlreichen Badeseen wie etwa dem Waldschwaigsee, dem Bergkirchener See oder dem Hexensee steht nichts im Wege. Wie Hans Bergemann, Leiter des Dachauer Gesundheitsamts mitteilt, sei die Wasserqualität in allen Seen und Weihern durchweg gut. Allein im Ebertshausener Weiher in Odelzhausen hätten sich giftige Blaualgen gebildet, weshalb momentan aus hygienischen Gründen davon abgeraten wird, dort zu baden. Im Kontakt mit der Haut können die Algen Hautreizungen hervorrufen.

Abkühlung garantiert

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Ein Bad im Schwimmbecken ist erlaubt, der Beobachtungsplatz liegt im Schatten und Getränke sind sowieso umsonst - als Bademeister arbeitet es sich dieser Tage gut. "An heißen Tagen, an denen wir bis zu 800 Besucher täglich haben, bekomme ich Unterstützung von Kollegen. Ich versuche im Schatten zu bleiben und habe mich seit elf Uhr schon vier mal eingecremt", sagt der 18-jährige Bademeister Fabian Halsbenning. Im Sommerbad Ainhofen, das vom Verein für Bewegungsspiele (VfB) betrieben wird, ist Abkühlung garantiert. Einen Hitzeschlag hat hier diesen Sommer noch niemand erlitten. "Da erlebt man bei der Wasserwacht, wo ich am Wochenende arbeite, schon andere Fälle", erzählt Fabian. Früh morgens seien Dunst und Ruhe im Freibad sogar sehr angenehm. Ein kurzes und befristetes Vergnügen, denn ab elf Uhr ist das Bad rappelvoll. Je später die Stunde, desto weniger Schatten gibt es. Dann kühlt sich der Bademeister häufiger ab. "Das Becken ist zum Glück nur einen halben Meter entfernt."

Zu heiß fürs Eis

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Die Arbeit in einer Eisdiele müsste bei diesem Wetter eigentlich angenehm sein, glaubt der Laie. Tatsächlich jedoch geben die vielen Kühlgeräte und Eismaschinen heiße Luft in der Gelateria Salentino in Petershausen ab. Besitzer Giuseppe Telemetro, 31, spricht von einem durchschnittlichen Sommer: "Man könnte denken, die extreme Hitze ist gut fürs Geschäft. In Wirklichkeit ist sie aber eher schlecht, denn die Leute trauen sich nicht mal für ein Eis vor die Tür." Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad seien optimal, alles darüber hinaus führe dazu, dass die Laufkundschaft ausbleibe und damit Umsatz fehle. "Viele sind auch im Urlaub", sagt Guiseppe Telemetro. Er habe den Luxus einer Klimaanlage in seiner Eisdiele und könne sich auch sonst nicht beschweren, denn die Saison habe heuer früh begonnen. "Schon im April lief es dieses Jahr sehr gut. Wenn wir jetzt noch einen nicht so heißen August und einen warmen September bekommen, können wir von einem erfolgreichen Sommer sprechen", so der Eisverkäufer.

Wie im Brutkasten

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Auf einem kleinen Parkplatz mitten in Petershausen steht der Wagen und brütet in der Hitze - Berkant Toruns mobiler Döner Imbiss. Der Schweiß tropft dem Döner-Verkäufer vom Kinn, das Handtuch hat er über der Schulter liegen. "Sehr anstrengend ist es bei diesem Wetter hier drin zu stehen", stöhnt der 41-Jährige aus Petershausen. Berkant Torun macht alles allein, von morgens 10 Uhr bis abends um 19.30 Uhr beglückt er seine Kundschaft mit Döner und Falafel, auch bei 30 Grad Celsius aufwärts. Dabei muss er darauf achten, alle Speisen gut gekühlt zu halten. Die Soße muss zwischen Kunde und Kunde umgehend wieder im Kühlschrank verschwinden, damit sie nicht schlecht wird. Den Petershausenern vergeht jedoch bei diesem Wetter scheinbar der Appetit auf warmes Essen. Zuletzt seien deutlich weniger Hungrige gekommen als sonst, erzählt Berkant Torun. Wenn der Imbissbesitzer abends nach Hause kommt, ist er fix und fertig. Dann nimmt er eine kalte Dusche und legt die Füße hoch.

Trinken, trinken

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Eigentlich könnte Josef Wörmann immer jammern. Mal ist es zu heiß, mal ist es zu kalt. Ginge es nach ihm, müsste es immer angenehme 20 Grad haben. Doch der Bauarbeiter geht gern zur Arbeit, auch im Sommer. Selbst die brennende Hitze der vergangenen Tage bringt seine Motivation nicht zum Schmelzen. "Man muss einfach mehr Pausen einlegen und ganz viel trinken. Außerdem gewöhnt man sich ja daran", weiß der 46-Jährige aus Petershausen. Natürlich sei das nicht jedermanns Sache, aber es sei ja auch nicht jeder zum Bauarbeiter berufen. Glücklicherweise achtet sein Arbeitgeber auf seine Angestellten. Jeden Tag bringt er ihnen kühle Getränke vorbei. "Unser Chef weiß, dass man bei diesem Wetter mehr Flüssigkeit braucht, und er zahlt die Getränke auch. Es kommt da wirklich auch auf den Arbeitgeber an", sagt Josef Wörmann zufrieden. Ihn scheint die Hitze nicht zu stören. Und er hat Glück: Die Baustelle in der Färbergasse liegt größtenteils im Schatten.

Von einem Bad in den hiesigen Flüssen wie der Amper, der Würm und dem Amperzufluss Maisach rät Bergemann jedoch zu jeder Jahreszeit ab. Zwar würden die Kläranlagen eine gute Arbeit leisten, dennoch fungierten die Flüsse als eine Art "Vorfluter". Zwar lande nur höchstens ein Prozent aller Bakterien des Abwassers in den Flüssen, doch sei das bei mehreren Millionen immer noch immer eine beachtliche Menge. Alle, die ganz sicher sein wollen, können für einen Sprung ins kühle Nass aber auch eines der Freibäder im Landkreis aufsuchen. Dort ist das Wasser mit Chlor versetzt, das mögliche Bakterien abtötet.

© SZ vom 04.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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