Trickbetrug in Karlsfeld:Doppelt dreist

Lesezeit: 2 min

Der Enkeltrick ist alt, trotzdem fallen Senioren immer wieder darauf herein. Die Masche, mit der eine Karlsfelderin um ihre Ersparnisse gebracht worden ist, ist aber wirklich extrem perfide

Von Benjamin Emonts, Karlsfeld

An sich sind die Betrugsmaschen nicht neu - kombiniert aber sind sie "extrem dreist und hinterhältig", sagt Jürgen Weigert, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Erstmals in seinem Zuständigkeitsbereich haben Kriminelle, die Senioren bestehlen wollen, den berüchtigten Enkeltrick um den Anruf eines falschen Polizisten erweitert und so eine 75-jährige Rentnerin aus Karlsfeld um den Großteil ihrer Ersparnisse gebracht.

Wie Polizeisprecher Weigert am Mittwoch schilderte, erhielt die 75-jährige Rentnerin gegen Mittag den Anruf einer unbekannten Person, die sich als ihre Enkelin ausgab und sich so ihr Vertrauen erschlich. Für den vorgeblichen Kauf einer Eigentumswohnung, das gab die angebliche Enkelin an, müsse sie einen größeren Bargeldbetrag im Voraus einzahlen. Die gutgläubige Seniorin hob daraufhin, wie vereinbart, einen Bargeldbetrag von einigen Tausend Euro bei ihrer Bank ab. Zuhause angekommen, teilte die "Enkelin" ihr dann plötzlich mit, dass sie das Geld doch nicht selber abholen könne, aber ein Bekannter von ihr vorbeikommen würde.

Schließlich kamen der Rentnerin, auch durch eine Warnung der Bankmitarbeiterin sowie der mittlerweile anwesenden Tochter, Zweifel an der Aktion. In diesem Moment läutete nach Polizeiangaben zufolge erneut das Telefon und ein Mann gab sich als Kripo-Beamter aus. Er sei von der Bank über die Geldabhebung informiert worden und die Polizei überwache nun die Geldübergabe, um den Täter festnehmen zu können. Während der vermeintliche Kripo-Beamte noch mit der Tochter der Geschädigten telefonierte, übergab die Seniorin gegen 14 Uhr vor einem Anwesen in der Karlsfelder Hochstraße das Geld, aufbewahrt in einer blauen Stofftasche. Der unbekannte Abholer entfernte sich anschließend. Von zu Hause aus riefen Tochter und Mutter schließlich bei der Polizei an. Die erschütternde Nachricht: "Es gab keinen Polizeieinsatz."

Aufgrund des Tathergangs ist laut Polizeisprecher Jürgen Weigert davon auszugehen, dass die bestohlene Rentnerin von einem oder mehreren Tätern während des Vorgangs beobachtet wurde. Die Polizei bittet deshalb um sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung: Zeugen, die im Tatzeitraum von etwa 12.30 bis 14 Uhr verdächtige Fahrzeuge oder Personen im Bereich der Hochstraße und Gartenstraße beobachtet haben, sollen sich unter der Telefonnummer 08141/612-0 an die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck wenden.

Der Mann, der das Geld abgeholt hat, wird als etwa 1,75 Meter groß und circa 30 Jahre alt beschrieben. Über die genaue Höhe der gestohlenen Geldsumme hält sich die Polizei aus Rücksicht vor der Geschädigten bedeckt. Schließlich weist die Polizei dringend darauf hin, sich stets zu vergewissern, ob der Anrufer tatsächlich ein Verwandter ist. "Rufen Sie die betreffende Person unter der bekannten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen." Erst vor einer Woche hatten Betrüger in München einen Rentner mit der gleichen Masche um sein Erspartes gebracht.

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: