Treffen der Landwirte:Politik und Pestizide

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Die Besucher des Kreisbauerntags in Rumeltshausen diskutierten auch über den Einsatz von Glyphosat. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Beim Kreisbauerntag geht es nicht nur um den umstrittenen Einsatz von Glyphosat, sondern auch um den zunehmenden Populismus - mit Professor Heinrich Oberreuter als Referent

Von Jacqueline Lang, Erdweg

Glyphosat polarisiert. Nicht nur Umweltschützer haben eine klare Meinung zum Einsatz des Pestizids, auch die Landwirte, von denen es viele tagtäglich zum Einsatz bringen, beziehen eindeutig Stellung dazu. Auf dem jüngsten Kreisbauerntag war die Entscheidung des Agrarministers Christian Schmidt (CSU) eines der Hauptthemen. Schmidts überraschender Vorstoß für eine längere Genehmigung des Pestizids hatte politisch hohe Wellen geschlagen.

In seinem Jahresbericht resümiert Anton Kreitmair, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV): Sich entgegen der Weisung der eigenen Partei für eine Verlängerung der Nutzung von Glyphosat auszusprechen, sei natürlich in Anbetracht der allgemeinen politischen Lage problematisch, aber das ändere nichts daran, dass Schmidt grundsätzlich die richtige Entscheidung getroffen habe. "Als Politiker muss man manchmal auch unpopuläre Entscheidungen treffen", sagt Kreitmair. Er ist zwar der Meinung, dass die bayerischen Bauern auch ohne das Pestizid zurecht kommen würden, aber die Landwirte könnten nur wirtschaftlich arbeiten, wenn der Beschluss nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa oder gar die Welt gelte. Ansonsten würden die Verbraucher statt auf deutsche Erzeugnisse eben auf die wesentlich billigeren Produkte aus dem Ausland zurückgreifen, ist sich Kreitmair sicher. Trotz aller Kritik und Sorgen betont der Bezirkspräsident: "Die Stimmung in der Landwirtschaft ist deutlich besser als noch vor zehn Jahren - trotz aller Schwierigkeiten."

Im Gasthaus Göttler in Rumeltshausen ist an diesem Nachmittag die gesamte CSU-Prominenz des Landkreises versammelt: Landrat Stefan Löwl sitzt an einem Tisch mit der neuen Bundestagsabgeordneten Katrin Staffler und dem Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath sowie Bezirkstagspräsident Josef Mederer. Am Nachbartisch sitzen die Bürgermeister der Gemeinden Röhrmoos, Hilgertshausen-Tandern, Sulzmoos und Bergkirchen und natürlich der Landtagsabgeordnete Kreitmair selbst. Man kennt sich, man schätzt sich und hat ein natürliches Interesse an einer guten Zusammenarbeit. Seidenath betont deshalb in seiner Eröffnungsrede, "die Politik weiß, was sie an den Bauern hat". Löwl sagt, man müsse die Landwirte unterstützen, indem man zwar die vorgegebenen Regeln umsetze, aber eben so, dass die Bauern ihrer Arbeit weiterhin nachgehen könnten. Katrin Staffler beklagt die Hürden, vor die die steigende Bürokratie die Bauern stelle.

Nicht um Landwirtschaftspolitik, sondern um Politik im Allgemeinen geht es im Vortrag von Heinrich Oberreuter. Der Professor an der Universität Passau und frühere Direktor der Akademie für politische Bildung in Tutzing zitiert eine Maxime des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß: "Dem Volk aufs Maul schauen, ihm aber nicht nach dem Mund reden". Oberreuter, bekannt durch seine Wahlanalysen im Bayerischen Fernsehen, setzt sich mit dem zunehmenden Populismus auseinander.

Als Gründe dafür nennt der Politikprofessor die Vereinfachung komplexer Sachverhalte und eine einseitige Berichterstattung. Oberreuter stellt bereits zu Beginn seiner Rede klar, dass er sich mit Themen wie Glyphosat nicht auskenne. Auf Nachfrage bestätigt Kreitmair, dass dies natürlich bekannt gewesen sei. Doch der Bauernverband müsse selbstverständlich auch "über den Tellerrand" schauen. Das Thema Populismus sei aktueller denn je und interessiere auch die Mitglieder des Bauernverbands - unabhängig von landwirtschaftlichen Aspekten, so Kreitmair. Für die Landwirte seien auch die AfD und der Patriotismus Themen, nicht nur Pestizide und Tierhaltung. Auf konkrete Thesen zum Populismus legt sich Oberreuter jedoch nicht fest.

Damit wollen sich nicht alle Besucher zufrieden geben. BBV-Kreisbäuerin Emmi Westermeier möchte von Oberreuter im Anschluss an seinen Vortrag wissen, welche Lösungsansätze er für das Problem des Populismus in Bezug auf die Landwirtschaft hat. Vor allem die Menschen in der Stadt, die den Alltag der Bauern nicht wirklich kennen, würden sich über das Thema informieren. Aber die Medien berichteten nur sehr einseitig darüber, findet sie. Das führe dazu, dass sie als Landwirtin häufig das Gefühl habe, sich rechtfertigen zu müssen. Ein Zustand, den sie so nicht weiter hinnehmen möchte.

Oberreuter rät der Kreisbäuerin, mit der Presse in direkten Kontakt zu treten und auch online präsent zu sein. Auch Landwirte und Angehörige des Bauernverbands seien wie alle Mitglieder eines Interessenverbands darauf angewiesen, dass sie ihre Positionen begründen können und angehört werden.

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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