Tipps für die Lange Nacht:Seitenblicke

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Die wichtigsten Vernissagen und Reflexionen über Kunst und Täuschung

Zum 10. Mal findet die Lange Nacht der offenen Türen statt, an der sich 27 Ateliers, Museen und Galerien in Dachau beteiligen. Einige mit Neuigkeiten.

"Simple Dinge"

Den Auftakt zur Langen Nacht der offenen Türen macht bei den Dachauer Museen traditionell die Neue Galerie Dachau mit der Eröffnung der Ausstellung nach der Sommerpause. Um 19 Uhr findet die Vernissage der Ausstellung "Simple Dinge. Alltägliches zwischen Skulptur und Malerei von Tom Früchtl und Axel Lieber" statt. Die beiden Künstler verwandeln alltägliche Gegenstände in Skulpturen. Beide verarbeiten die gleichen Ausgangsobjekte, doch ihre Vorgehensweise unterscheidet sich wesentlich. Während Lieber in die Dinge eingreift, etwas hinzufügt oder wegnimmt, oder sie zerlegt, um sie in komprimierter Form wieder zusammenzusetzen, lässt Früchtl sie ganz, überzieht sie aber vollständig mit Farbe. Dass es sich um Malerei handelt, ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen, denn der Farbüberzug imitiert die ursprüngliche Oberfläche und wirkt täuschend echt. Lieber interessiert, was eine Skulptur ausmacht, Früchtl geht es bei seinen hyperrealistischen Readymades um das Verhältnis von Skulptur und Malerei - immer mit einem verschmitzten Seitenblick auf die hohe Kunst.

"Piss on canvas"

Frech und ungeniert bedient sich F.O. Maier in seiner Serie "piss on canvas" an Werken anderer zeitgenössischer Künstler innen. Er wählt bewusst Ausschnitte für seine Gemälde, die sich inhaltlich ebenfalls mit Themen wie bodyart, gender, abject art und female art auseinandersetzen und bringt diese transformiert auf die Leinwand. Nicht die Kopie eines Ausschnittes steht im Vordergrund, sondern die übersetzte und überhöhte Form der Darstellung: Figuren aus Wilhelm Buschs Bildergeschichten sowie Astrid Lindgrens "Pippi" werden meist urinierend gezeigt, der gelbe Strahl leuchtet den Betrachter förmlich an. Es entsteht ein provokantes frech-groteskes Zusammenspiel aus ansprechender Farbigkeit und abstoßender Direktheit. Die ironische Überhöhung, das Übertreiben und Provozieren bilden eine durchgehende und immanente Metaebene.

Schmuck-Druck

Um 21 Uhr zeigt die KVD-Druckwerkstatt eine Mappe zum Thema: "Schmuck - muss das dann schmuck sein?" Die Schmuckelemente aus Blei stammen aus der ehemaligen MD-Papierfabrik. Die Mitwirkenden: Anna Arendt, Michi Braun, Beate Bakels, Martin Blütgen, Iris Brülbeck, Heinz Eder, Dieter Faustmann, Wolfgang Jost, Ariane Jungwirth, Johannes Karl, Andreas Kreutzkam, Margot Krottenthaler, Sarah Müller, Gerda Riedel, Bruno Schachtner, Karin Steike, Alfred Ullrich, Richi Wallner und Ralph Zimmermann.

Illusionen

Das Wort "Chimäre" bedeutet "Mischwesen", wird aber auch als Trugbild verstanden. Damit ist die Bandbreite der Ausstellung vorgegeben, welche die Kleine Altstadtgalerie am Freitag eröffnet. Der Untertitel lautet: "Analoge und digitale Darstellungen aus Bereichen des Traums und der Illusion." Dazu präsentiert Stefan Wimberger Kunsthandwerk. Beginn 19 Uhr.

© SZ vom 15.09.2016 / we - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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