Time to say Goodbye:Tim McMillan verlässt Dachau

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Der australische Liedermacher zieht aus der Ruckteschell-Villa aus. Die Dachauer verlieren einen hervorragenden Musiker und guten Freund.

Anna Schultes

Mit seinem außergewöhnlichen Gitarrenspiel und den Geschichten über seine australische Heimat ist der Musiker Tim McMillan den Dachauern ans Herz gewachsen. Anders als geplant, wird er die Stadt nun doch verlassen. "Tim McMillan gehört ja schon zum Inventar", findet Günther Domcke, Leiter des städtischen Hauptamts. "Die Stadt wäre bereit gewesen, ihn noch länger zu behalten." Doch der 32-Jährige hat eine schöne Wohnung in Leipzig gefunden, wo er im September einziehen wird. Bereits Mitte August packt er in Dachau die Koffer, um nach Schottland zu reisen, wo sein Bruder beim Edinburgh International Festival auftritt.

Der australische Musiker Tim McMillan hat ein Jahr lang als Stipendiat der Stadt Dachau in der Ruckteschell-Villa gelebt. Mitte August zieht der 32-Jährige nach Leipzig, schließt eine Rückkehr nach Dachau aber nicht aus. (Foto: joergensen.com)

Er wäre gerne geblieben, aber die Miete ist ihm zu hoch", sagt Bündnis-Stadtrat Kai Kühnel, der McMillan als ersten Stipendiaten der Stadt Dachau vorgeschlagen hatte. Im Juli vergangenen Jahres zog der Australier in die von der Stadt Dachau aufwendig restaurierte Ruckteschell-Villa ein, in das ehemalige Wohnhaus des Dachauer Malers Walter von Ruckteschell. Bereits wenige Wochen später wurde sein Aufenthalt auf die Anregung von Kulturreferent Dominik Härtl (CSU) hin von sechs Monaten auf ein Jahr verlängert. Nach Auskunft von Domcke hätte McMillan zu einer "nicht marktähnlichen Miete" in der Ruckteschell-Villa bleiben können.

Wenn man McMillan fragt, was er in Dachau besonders genossen hat, kommt die Antwort prompt: "Die Menschen." Er habe viele nette Leute getroffen, die ihn offen empfangen hätten. "Heimweh habe ich hier nie gehabt." Der Gitarrenvirtuose hat die Ruhe in Dachau genutzt, um neue Songs zu schreiben und sein aktuelles Album "Angel" aufzunehmen. Er hat Workshops geleitet und mehrere Konzerte mit Dachauer Musikern in der Kultur-Schranne und im Café Gramsci gegeben. McMillan plant, auch in Zukunft regelmäßig nach Dachau zu kommen, um mit dem Schlagzeuger Alex Bökelund und dem Gitarristen Manuel von Krosigk zu proben und zu spielen.

Mit Tim geht ein wichtiger Musiker aus Dachau", sagt von Krosigk, der in den vergangenen Monaten viel mit McMillan auf der Bühne stand. "Musikalisch hat er mich unglaublich weitergebracht." Der Vierkirchener formiert in Passau, wo er Betriebswirtschaftslehre studiert, gerade seine eigene Band, die stark von McMillans Stil mit Elementen aus Folk, Latin Jazz, Blues und akustischem Metal beeinflusst ist. In Dachau werden McMillan, von Krosigk und Bökelund das nächste Mal am Mittwoch, 3. Oktober, beim Amperitiv-Festival des Kulturvereins Echo e.V. auf der Ludwig-Thoma-Wiese auftreten.

Wer als McMillans Nachfolger in das Künstlerhaus einziehen wird, steht laut Hauptamtsleiter Domcke bislang noch nicht fest. Auch in Zukunft soll eine Wohnung in der Villa aber einem Musiker, Künstler oder Literaten für maximal ein Jahr kostenlos zur Verfügung gestellt werden. So möchte Dachau in der Tradition als Künstlerstadt junge Menschen in ihrer Arbeit unterstützen. Tim McMillan setzt seine Tour durch Deutschland, Italien und die Schweiz noch bis Ende Oktober fort. Danach wird er für zwei Monate in seine Heimat Australien zurückkehren. Schon im Frühjahr kommt er aber zurück nach Deutschland. Wo er dann leben wird, weiß McMillan noch nicht. "Vielleicht komme ich zurück nach Dachau."

© SZ vom 06.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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