Themenrundgänge für Gehörlose und Sportfans:Fußballspieler als KZ-Häftlinge

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Gedenkstätte erinnert an FC-Bayern-Präsident Landauer

Einen Themenrundgang für Gehörlose und auch Hörende bietet die KZ-Gedenkstätte Dachau am Samstag, 28. Oktober, an. Gewidmet ist die Führung durch die Gedenkstätte dem Künstler David Ludwig Bloch. Bloch wurde 1910 in Floß in der Oberpfalz geboren und verlor bereits als Kleinkind sein Gehör. Er studierte an der Staatlichen Akademie für angewandte Kunst in München. Er war einer von 10 911 jüdischen Männern, die in Folge des Novemberpogroms 1938 in das KZ Dachau eingeliefert wurden. Wegen seiner Gehörlosigkeit war Bloch im Lager besonders gefährdet. Nach einmonatiger Haft wurde er aus dem KZ Dachau entlassen und konnte 1940 nach Shanghai und 1949 nach New York emigrieren. Erst 1976 reiste Bloch zum ersten Mal nach Deutschland und versuchte in der Folge den Holocaust und seine Erlebnisse im KZ Dachau auf künstlerischer Ebene zu verarbeiten. Der zweieinhalbstündige Rundgang mit Günther Achatz, Referent der KZ-Gedenkstätte Dachau, beleuchtet Blochs Schicksal im KZ Dachau sowie sein künstlerisches Schaffen und wird gebärdensprachlich von Meike Döllefeld und Juliane Rode übersetzt.

Einen Themenrundgang unter dem Titel "Auf dem Appellplatz (...) durfte jetzt an freien Sonntagen Fußball gespielt werden" bieten Klaus Schultz, Diakon der evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, und Andreas Wittner, Archivar Erlebniswelt des FC Bayern München, am Samstag, 11. November, an. Mit der Veröffentlichung von Bildern spielender Häftlinge im KZ Dachau wurde der Fußball schon 1933 zu Propagandazwecken missbraucht. Später beschreibt Ferdinand Hackl in einem Zeitzeugenbericht, wie er Fußball im KZ Dachau erlebte: "Auf dem Appellplatz, wo Häftlinge täglich schikaniert und sehr oft auch zu Tode gequält wurden (...), durfte jetzt an freien Sonntagen Fußball gespielt werden. Diese Spiele halfen den spielenden und auch den zuschauenden Häftlingen, ihr Leid und den Hunger (...) ein wenig zu vergessen". Neben Kurt Landauer, Präsident des FC Bayern, wurden 16 Vereinsmitglieder in das KZ Dachau verschleppt. Alfred Strauß war 1933 eines der ersten Opfer. Treffpunkt ist jeweils um 14 Uhr im Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte Dachau, Anmeldung an der Infotheke des Besucherzentrums bis 15 Minuten vorher.

© SZ vom 23.10.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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