Theatergruppe Altomünster:Simsalaboing!

Lesezeit: 2 min

Der Gerichtspräsident (Wolfgang Henkel) und seine Schwester (Sonja Holzmüller) versuchen, einen Mord zu klären. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die Theatergruppe Altomünster setzt Curt Goetz' Kriminalkomödie "Hokuspokus" originell in Szene - mit schrulligen Charakteren, aber manchmal allzu sparsamer Beleuchtung

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Der Gentleman-Schauspieler und Autor Curt Goetz hat einmal geschrieben: "Man sollte die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Aber man sollte dafür sorgen, dass die Dinge so kommen, wie man sie nehmen möchte." Es ist gut möglich, dass das das Leitmotiv der jüngsten Inszenierung der engagierten Theatergruppe Altomünster war: "Hokuspokus", eine Komödie, so süffig wie edler Champagner, von eben jenem Curt Goetz. Dieser spielte seinerzeit zusammen mit seiner Frau Valerie von Martens die Hauptrollen in der Verfilmung von 1953. Dem eleganten, prickelnden, trickreichen Spiel mit Worten und Charakteren dieses Traumpaars im Leben und im Film kann - bei allem Respekt - die Neuverfilmung von 1966 mit Heinz Rühmann und Liselotte Pulver nicht das Wasser reichen.

Doch eine solch hohe Messlatte ist für die stets experimentierfreudige Theatergruppe eher Herausforderung als Abschreckung. Und so entfaltet sich auf der Bühne im Kapplersaal vor den amüsierten Zuschauern ein dreistündiges Gerichtsspektakel, das mehr vom Wortwitz als von einer aufwendigen Ausstattung lebt. Regisseur und Darsteller Wolfgang Henkel spielt in seiner Bearbeitung stattdessen mit Licht- und Videoeffekten, was der Inszenierung eine ganz eigene Ausstrahlung gibt. Auch wenn man während der Aufführung bisweilen an die vorgeblich letzten Worte des Geheimrats Wolfgang von Goethe denken muss: "Mehr Licht", soll er gesagt haben. Dabei hat der Dichterbolide aber wohl nur im hessischen Dialekt geseufzt: "Mer liecht hier so schlecht".

Schlecht liegt auch Hilmar Kjerulf, ein abgehalfterter Maler, der auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen ist. Seine schöne Witwe Agda (kapriziös gespielt von Manuela Schmaus) gerät schnell unter Verdacht, ihre gepflegten Hände im Spiel zu haben. Sie erweist sich als harte Nuss für den geplagten Gerichtspräsidenten (ein temperamentvoller Wolfgang Henkel) und seinen Staatsanwalt Wulkens. Den spielt Christoph Neugschwendtner so staubtrocken, wie man sich einen Paragrafenhengst in seinen schlimmsten Träumen vorstellt. Wulkens fährt eine ganze Batterie von tatsächlichen oder vermeintlichen Belastungszeuginnen auf, und die bringen Würze ins Geschehen.

Da ist einmal die naiv-ergebene Zofe Anna (hübsch dümmlich gespielt von Pia Obeser). Sie will ihrer Herrin Agda helfen, reitet sie aber nur noch tiefer ins Unglück. Von ganz anderem Kaliber ist die selbstbewusste, ihren Auftritt vor Gericht mit allen Fasern auskostende Reinigungskraft Maria Eunano (Carolin Polster). Fräulein Kiebutz, die Nachbarin der Angeklagten, weiß, was sie in nächtelanger investigativer Recherche per Feldstecher beobachtet hat und zieht ihre ganz eigenen Schlüsse daraus. Andrea Wagner typisiert das Fräulein Kiebutz als halb gefürchteten, halb verlachten Schrecken der Nachbarschaft. Ganz groß ist der Auftritt von Frau Willomitsch , die in einer charmanten Mischung von rheinischem und sonstigem Dialekt - Nomen est Omen - ihren Teil zur durchaus komplizierten Lösung des Falls beiträgt.

An den immer wieder neuen Wendungen und Raffinessen hat der Rechtsanwalt und ehemalige Zirkuskünstler Peer Bille den größten Anteil. Er hat sich selbst zum neuen Verteidiger der reizenden Agda ernannt und zerpflückt mit leicht dänischem Akzent und immer bereitem Lächeln jedes Argument seines staatsanwaltlichen Gegners. Wie sich Peer Billes Triumph gestaltet, sei hier nicht verraten, nur so viel: Thomas Koppold ist ein liebenswerter Filou, der als Verteidiger alle Register seiner verbalen Zauberkünste zieht und auch vor dem einen oder anderen verblüffenden Trick nicht zurückschreckt, um sein Ziel zu erreichen. Hokuspokus ist definitiv sein Metier. Insofern hat die Theatergruppe Altomünster die Dinge, sprich die Hokuspokus-Komödie so genommen, wie sie sie nehmen wollte, und keine billige Kopie des Originals auf die Bühne gebracht.

Weitere Aufführungen am Sonntag, 19. November, um 18.30, sowie am Freitag und Samstag, 17./18. November, um 20 Uhr. Eintrittskarten zu acht Euro (Kinder bis 14 Jahre frei) im Infobüro der Gemeinde Altomünster. Marktplatz 7, Telefon 08254/999744, Mail: Info-buero@altomuenster.de

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: