Teurer Zehn-Minuten-Takt im Busverkehr:Stadtwerke machen Verlust

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Etat für das laufende Jahr geht von Defizit über 2,8 Millionen Euro aus

Von Petra Schafflik, Dachau

Die Stadtwerke kommen nicht aus den roten Zahlen. Schon 2018 musste der städtische Versorger ein Defizit von 1,6 Millionen Euro verbuchen, heuer wird voraussichtlich ein Minus von 2,8 Millionen Euro auflaufen. Und auch für das kommende Jahr rechnet Werkleiter Robert Haimerl nun nach dem aktuellen Wirtschaftsplan mit einem Minus von 2,2 Millionen Euro. Das geht aus den Informationen zur Sitzung des Werkausschusses hervor. Dieses Gremium billigte das vorgelegte Zahlenwerk mit der knappen Mehrheit von einer Stimme. Mit Nein votierten CSU, Freie Wähler und FDP.

Mit ursächlich für erhebliche Mehrkosten im Stadtwerke-Etat sei, dass für den ab 2020 geplanten Zehn-Minuten-Takt im Linienverkehr Erdgasbusse eingesetzt werden sollen, erklärt CSU-Sprecher Wolfgang Reichelt der SZ. "Eine klare Fehlentscheidung" nennt Reichelt den Beschluss vom Sommer, der damals ebenfalls in einer Kampfabstimmung knapp getroffen wurde. Die Mehrheit im Gremium aber steht weiter hinter diesem Vorhaben und empfiehlt auch dem zuständigen Stadtrat, den Etat der Stadtwerke zu billigen.

Tatsächlich wird 2020 der Umsatz der Stadtwerke durch höhere Preise sogar steigen. Doch das reicht nicht, um wachsende Ausgaben aufzufangen. Größte Kostentreiber sind dabei die Personalkosten. Denn um den geplanten Zehn-Minuten-Takt im Dachauer Busnetz umzusetzen, müssen allein 25 neue Fahrer eingestellt werden. Wie diese Extrakosten von einer Million Euro im Jahr in Zukunft erwirtschaftet werden sollen, ist noch offen. Viel Geld (1,4 Millionen Euro) fließt auch in den Unterhalt des Stromnetzes. Dafür sind aufwendige Maßnahmen nötig wie die Entschlammung der Amper und die Sanierung des Amperwehrs. Nach wie vor ein Kostenrisiko ist die im Sommer 2018 entdeckte illegale Müllablagerung auf einem werkseigenen Grundstück in Geiselbullach, die zulasten der Stadtwerke entsorgt werden muss.

Obwohl also der laufende Betrieb nicht kostendeckend wirtschaftet, wird dennoch weiter investiert. Allein zehn Millionen Euro fließen in zwölf Erdgas-Busse und eine neue Betriebshalle samt Erdgastankstelle. Alles ebenfalls Vorbereitungen für den Zehn-Minuten-Takt im Busverkehr der Stadt. Für den Neubau des Hallenbads, der seit 2018 läuft und für den Gesamtkosten von 17 Millionen prognostiziert werden, ist im kommenden Jahr eine Kostentranche von 6,5 Millionen Euro eingeplant. Das Investitionsvolumen erreicht mit insgesamt 30 Millionen Euro im kommenden Jahr ein Rekordniveau. Natürlich lässt sich dieses umfangreiche Programm nicht allein aus eigenen Mitteln schultern. Wenn alle geplanten Maßnahmen umgesetzt werden, ergibt sich deshalb eine Neuverschuldung von 20 Millionen Euro. Die Verschuldungsquote der Stadtwerke, in den vergangenen Jahren deutlich zurückgefahren, wird damit nun wieder ansteigen. Weniger umstritten als der Etat war im Werkausschuss das Votum, dass künftig ein Werkleiter den Betrieb des städtischen Energieversorgers alleine verantworten soll.

Nach dem für Ende 2019 angekündigten Ausscheiden von Gerald Nübel wird die Position des technischen Werkleiters nicht neu besetzt. Vielmehr soll Robert Haimerl, bisher kaufmännischer Werkleiter, die Dachauer Stadtwerke dann künftig alleine leiten. So jedenfalls empfiehlt es der Werkausschuss dem zuständigen Stadtrat, der darüber noch abschließend entscheiden wird.

© SZ vom 25.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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