Testphase beendet:Münchner Straße bleibt einspurig

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Mehr Sicherheit, weniger Unfälle: Die neue Regelung in der unteren Stadt mit flexibler Abbiegespur und Radschutzstreifen kommt bei Bürgern gut an. Auch Studien belegen den positiven Effekt des veränderten Konzepts

Von Petra Schafflik, Dachau

Aus dem Testbetrieb wird Alltag: Die Münchner Straße bleibt einspurig mit flexibler Abbiegebahn, behält die Radschutzstreifen auf beiden Seiten und Mittelinseln für Fußgänger. Diese Verkehrsführung wurde im vorigen Sommer probehalber installiert, um die Sicherheit und Aufenthaltsqualität in der stark befahrenen Einkaufsstraße zu verbessern. Ein Ziel, das mit den eher sparsamen Mitteln nun offenbar erreicht wurde. In einer Bürgerbefragung votierte eine Mehrheit pro neuer Verkehrsführung, auch Geschäftsleute sind dafür. Zudem belegen Daten einer Begleitstudie den positiven Effekt, die Polizei vermeldet gesunkene Unfallzahlen.

Angesichts mancher kontroverser Debatten in der Öffentlichkeit zeigte sich Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD) "überrascht, dass das Ergebnis so positiv ausgefallen ist." Einstimmig beschlossen die Stadträte im Umwelt- und Verkehrsausschuss, die neue Verkehrsführung auf Dauer beizubehalten. Weil trotz Schutzstreifen noch immer Radfahrer den Gehweg unsicher machen, ist hier eine gezielte Kampagne geplant.

Mit dieser Entscheidung wird in Dachau nun ein Brennpunkt entschärft, der die Stadtpolitik seit Langem beschäftigt. Weil die innere Münchner Straße zugleich viel befahrene Durchgangsstraße aber auch lebendiger Einkaufsboulevard ist, sind Zielkonflikte programmiert. Immer wieder gab es deshalb schon seit den 1970er Jahren Anläufe für einen Umbau. Verkehrsreferent Koch (SPD) erinnerte im Ausschuss an aufwendige, teure Konzepte, die alle wieder in der Schublade verschwunden sind. "Nun haben wir eine Lösung, weit entfernt von den Kosten ehemaliger Überlegungen." Tatsächlich musste die Stadt jetzt nur 10 000 Euro ausgeben für Markierungsstreifen und mobile Mittelinseln, die sich im einjährigen Testbetrieb nun bewährt haben.

Eine vergleichende Videodokumentation vom Frühjahr 2016 und 2017 zeigt, dass der motorisierte Verkehr marginal abgenommen hat und mehr Radler den Schutzstreifen statt des Gehwegs nutzen. Vor allem aber überqueren viel mehr Passanten die Fahrbahn, gerade an der Mittelinsel bei der Candisserie. Eindrücklicher sind die Daten der Polizei. Danach gab es in der Münchner Straße nur mehr 22 statt im Vorjahr 33 Verkehrsunfälle, auch die Zahl der Verletzten ging leicht zurück. Aber nicht nur Experten, auch die Bürger finden die neue Verkehrsführung offenbar gut. In einer Befragung sprachen sich 62 Prozent der Teilnehmer dafür aus, den Probebetrieb auf Dauer beizubehalten. Dabei schätzen ältere Passanten besonders die Vorteile der umgebauten Münchner Straße, so die Auswertung der Stadtverwaltung.

Selbst die Geschäftsleute sind einverstanden, auch wenn nur acht Unternehmer auf die Anfrage der Stadt geantwortet haben. Stadtrat August Haas (CSU), der selber einen Hofladen an der Münchner Straße betreibt, weiß aber von 35 Rückmeldungen aus der Interessensgemeinschaft Münchner Straße. Die sind offenbar nicht alle weitergeleitet worden, räumte Christian Tannek als Sprecher der Interessensgemeinschaft im Ausschuss ein. Die Stimmung der Unternehmer sei "gespalten", so Tannek. Allerdings hat die Münchner Straße offenbar schon über die Stadt hinaus Interesse geweckt. Stadtrat Bernhard Sturm (Bündnis) erhielt schon eine Anfrage aus Neubiberg, "die sehen Dachau als Vorbild". Trotz der großen Zustimmung von allen Seiten, gab es bei der CSU Bedenken. "Immer noch finden 34 Prozent der Bürger die neue Verkehrsführung schlecht bis chaotisch", so Fraktionssprecher Peter Strauch. Die CSU plädierte daher dafür, nur den Probebetrieb fortzusetzen. Schließlich ließ man sich aber überzeugen, dass ein Dauertest keinen Sinn macht.

Einig waren sich die Stadträte dann rasch, dass großartige Umbauten nicht notwendig sind. Einzig die Bordsteinkanten werden auf Höhe der Mittelinseln barrierefrei abgesenkt. Lieferanten, die oft in zweiter Reihe parken, sollen auf den Mittelstreifen als geeignete Ladezone verwiesen werden. Bleibt das Problem der "Geisterradler". Tatsächlich bringe die neue Verkehrsführung "0,0 Verbesserungen auf dem Bürgersteig", sagte Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU). Die meisten Radler nutzten nach wie vor den Gehweg, "das sind nicht Omas oder Kinder, das ist nach wie vor ein Chaos", betonte auch Geschäftsinhaber Tannek. Bauliche Hindernisse als Radfahrer-Barrieren auf dem Bürgersteig, wie sie Wolfgang Moll (parteilos) anregte, hätten sich in der Praxis nicht bewährt, erklärte Stefan Januschkowetz vom Ordnungsamt. Die Stadt will, das kündigte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) an, die Radfahrer mit einer gezielten Aufklärungskampagne überzeugen.

© SZ vom 29.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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