SZenario:Wirklich kulinarisch

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Ben Profane verzaubert den Abend zum Varieté. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Nach vier Jahren hat Frank Striegler endlich wieder einen Drei-Gänge-Menü-Abend inszeniert

Von Petra Neumaier, Dachau

Rasch sind die Plätze an den schön eingedeckten Tischen im Saal des Ludwig-Thoma-Hauses besetzt. Die Vorspeisenplatte steht schließlich schon auf dem Tisch und außerdem ist man ja auch gespannt, was das Programm von "Kultur und Kulinarisch" zu bieten hat. Vier Jahre ist die letzte Veranstaltung dieser Art her, und dann musste auch noch der ursprünglich geplante Künstler Gaston aus terminlichen Gründen absagen. Da war nicht nur das Publikum im ausverkauften Saal aufgeregt, auch das Team der 17. Theatertage Dachau um Hauptorganisator Frank Striegler. Doch sie sollten sich alle ganz grundlos sorgen: Die Hoffnung ist groß, dass der Programmpunkt wieder zum festen Bestandteil der Theatertage wird.

Dazu beigetragen hat neben dem hervorragenden Drei-Gänge-Menü des beauftragten Cateringteams Künstler Ben Profane. Kurzfristig ist der hagere Mann im Italo Style für seinen Bühnenpartner eingesprungen - ein "interaktiver Zauberer", was schon bei der Ankündigung einige Zuschauer in Deckung gehen lässt. Plötzlich will keiner mehr Vegetarier gewesen sein, keiner raucht und auch die Zahl derjenigen, die in Facebook oder im Onlinebanking unterwegs sind, outen sich äußerst spärlich. Was Ben Profane, alias Jörg Djajadisastra-Schmidt, allerdings mit den Probanden anstellt, ist angenehm harmlos.

Geübt wird nach der Vorspeise aber erst einmal der Applaus, bevor der Moderator und Schauspieler in seiner gebuchten Eigenschaft als Zauberer auf der Bühne aus einem schmalen Koffer eine riesige Bowlingkugel zaubert. Mit kleineren Bällen jongliert er, permanent plappernd und Reden schwingend und dazu im Flug die Kugeln küssend.

Es sind die kleinen, aber feinen Tricks, mit denen Profane das Publikum bannt, so dass es beinah die Hauptspeise vergisst: Etwas spektakulärer ist der selbst konstruierte "Aura-Scanner", der die zehnjährige Felicia als Lügnerin oder ehrliches Mädchen enttarnt, sowie der pupsende Teddybär mit seinen hellseherischen Fähigkeiten. Rasch vergeht die erste, etwas verlängerte halbe Stunde bis zur Hauptspeisenpause, die Frank Stiegler nutzt, um den einen oder anderen Tisch zu besuchen und zu erzählen - zum Beispiel von der Idee vor etwa 15 Jahren, eine künstlerische Darbietung mit Speis und Trank zu verbinden. "Puppen, Pasta und Prosecco" hieß die erste Veranstaltung. "Alles machten wir selbst, sogar das Kochen."

Bis zu 7000 Besucher locken die Theatertage seit 17 Jahren an. Viele von ihnen sind mit der Veranstaltung groß geworden, zum Teil schauen sie bereits mit der nächsten Generation vorbei. Aus diesem Grund werden inzwischen nicht nur Stücke für Kinder gezeigt, sondern auch für Erwachsene. "Die Faszination der Puppenspiele lässt im Alter nicht nach, im Gegenteil", lacht Frank Stiegler und berichtet stolz, dass sogar aus Mailand einmal ein Besucher angereist kam. Während des gesamten Jahres ist der Organisator in Deutschland unterwegs, um sich bei Festivals die besten Puppenspieler herauszupicken. Mehr als 200 Stücke unterschiedlicher Künstler hat Frank Striegler inzwischen gesehen und längst für seine Theatertage den Leitfaden gefunden: Stücke für Kinder und Erwachsene zum Lachen und Freuen, aber auch mit ernsten Themen.

Nicht ernst geht es nach der Pause im Programm weiter, wenn Ben Profane Mafioso gleich mit einem schießenden Gitarrenkoffer auftritt, El Mariachi lässt grüßen. Das Publikum tobt. Erst um ein Uhr gehen die letzten Gäste - was Frank Striegler motivieren mag, den Programmpunkt wieder fest einzuplanen.

© SZ vom 14.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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