SZ-Serie Dachauer Oasen:Zurück zur Natur

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"Überall, wo es möglich ist, legen wir Blumenwiesen statt Rasen an": Die Stadtgärtner bringen Dachau zum Blühen und renaturieren Gewässer und Parkanlagen - gemäß dem umweltpolitischen Leitbild der Stadt

Von Andreas Förster, Dachau

Der kleine Rundgang mit dem obersten Stadtgärtner, Stefan Tischer, beginnt am Moorbad. Ein Ort der Ruhe und Erholung mitten in der Stadt. Der Lärm der geschäftigen Münchner Straße, die nur wenige Hundert Meter entfernt ist, prallt irgendwo zwischen den hohen Bäumen, der Bücherei und dem Studentenwohnheim ab. Kinder und Mütter haben die schattige, mit Natursteintreppen und Sitzgelegenheiten ausgestattete Wassertretanlage als Spielplatz entdeckt. Das stört die Senioren nicht, die dort ein Kneippsches Fußbad nehmen und sich am Handlauf festhalten, um nicht auszurutschen. Es ist ein friedliches, idyllisches Nebeneinander in diesen heißen Sommertagen. Rund herum blüht und grünt es, am Holzgartenkanal ist die Vegetation sumpfig mit Iris-Blumen. Unter dem Kirschbaum sitzt ein älteres Ehepaar auf der seniorengerechten Sitzbank. Das Wassertretbecken wurde 2016 auf Anregung des Seniorenbeirats von der Abteilung Stadtgrün der Stadt Dachau unter der Leitung von Stefan Tischer angelegt. Eine Schautafel erklärt den Holzgartenkanal, wie dieses Stück des Ascherbachs heißt, einem Nebenflüsschen der Amper. Auch das Drumherum kann sich sehen lassen. Die Ränder um die große Wiese am ehemaligen Postschulgelände wurden mit üppigen Stauden bepflanzt. Sie sollen die Sicht freilassen auf alles das, was diesen öffentlichen Raum so sehr aufwertet: "Die Boule-Bahn, die die heruntergekommenen Tennisplätze ersetzt hat, war eine Idee des Alt-Oberbürgermeisters Peter Bürgel", verrät Tischer. Am südlichen Ende wird Schach gespielt. Die bis zu 50 Zenitmeter hohen Figuren sind in einer Truhe verstaut, der Schlüssel wird in der Stadtbücherei verwahrt. Daran schließen sich Bänke an, die Ränder wurden neu bepflanzt, unter anderem mit Magnolien, Zierkirschen und einigen botanischen Besonderheiten. Sie sind Teil des Exotengartens am Moorbad. Darunter sind Gräser wie das Japan-Waldgras, Sträucher wie die "Sieben Söhne des Himmels" aus China oder der Federbusch aus Amerika und Bäume wie der Schneeglöckchenbaum, die Stinkesche und ein Taschentuchbaum mit großen weißen Blütenblättern. Das gefällt vielen, auch den Nachbargemeinden. "Da haben sie es auch mal probiert, aber es hat mit der Bepflanzung nicht so geklappt. Um so etwas anzulegen und zu pflegen, braucht es eine Menge Fachkenntnis", weiß Tischer.

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(Foto: Toni Heigl)

Der Holzgartenkanal ist ein Teil des Ascherbachs, der neben dem Moorbad auf dem ehemaligen Postschulgelände fließt.

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(Foto: Toni Heigl)

In der Wassertretanlage können Besucher ein Fußbad nehmen.

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(Foto: Toni Heigl)

Im Exotengarten am Moorbad gibt es Gräser wie das Japan-Waldgras, Sträucher wie die "Sieben Söhne des Himmels" aus China oder der Federbusch aus Amerika.

Weiter geht der Rundgang, vom Moorbad zur Münchner Straße Richtung Altstadt. Hinter der Amperbrücke an der Ludwig-Thoma-Straße liegt linkerhand der Rot-Kreuz-Platz mit der BRK-Sozialstation. Der kleine Park davor wurde von Tischers Gärtnern naturnah umgestaltet. "Überall, wo es möglich ist, legen wir Blühwiesen statt Rasen an, der ständig gemäht werden müsste", sagt Tischer. Die alten Sträucher wurden durch neue, junge Sträucher ersetzt. Rechterhand der Brücke liegt der Schmiddinger Garten mit der 100-jährigen Magnolie in seiner Mitte. Auch hier hat die Stadt viel gepflanzt: Zierkirsche, Zwetschge, Narzissen. "Die Narzissen kommen wieder, wenn man sie bis Sonnwend stehen lässt", freut sich Tischer.

Die einjährigen Blühstreifen an der Ludwig-Thoma-Straße bringen viel Farbe ins städtische Bild. (Foto: Toni Heigl)

Weiter geht es an der Ludwig-Thoma-Straße, vorbei an der Thoma-Wiese, wo bis vor kurzem noch Massen aufs Volksfest pilgerten. Auf der Seite des Schlossbergs haben die Stadtgärtner großzügige Wechselflor-Bepflanzungen sowie einjährige Blühstreifen angelegt. Die Zinnien, Schmuckkörbchen, Kornblumen, Bechermalven und Mädchenaugen sind mittlerweile so hochgewachsen, dass sie zum Teil umgeknickt sind, dazwischen versteckt sich noch der eine oder andere Klatschmohn. "Die werden jedes Jahr neu angesät, nach drei Jahren tauschen wir die obere Erdschicht aus, damit das unerwünschte Kraut wegkommt", erläutert Tischer. Der Wechselflor rund um das Thoma-Denkmal ist bepflanzt, mit ähnlichen Blumen wie die Einjährigen, aber stufig in unterschiedlichen Höhen angelegt. Diese Beete werden auch regelmäßig gepflegt und bewässert. "Damit die Bienen und die Imker bis zum Herbst etwas davon haben", schmunzelt Tischer. Weiter geht es die Thoma-Treppe hinauf in die Altstadt, wo neben dem alten und neuen Rathaus große, bis weit in den Spätsommer hinein blühende Beete mit Dahlien und Sonnenhut und allerlei exotischen Gräsern und Farnen von der Kreativität des Stadtgrün-Teams zeugen. Der Rundgang endet mit einem Spaziergang den Karlsberg hinunter und wieder zurück zum Moorbad, wo man sich mit einem erfrischenden Fußbad die heiß gelaufenen Sohlen kühlen kann. Ein entspannter Nachmittag geht zu Ende.

Mit der Neugestaltung der städtischen Ausgleichsflächen, ein aktuelles Beispiel ist auch der neu benannte Fondi Park am Ernst-Reuter-Platz in Dachau-Ost, kommt die Stadt ihrem Ziel, der Renaturierung von Parkanlagen und Gewässern, immer näher. "Die Basis unserer Arbeit ist das umweltpolitische Leitbild der Stadt", erklärt Tischer. Das gibt es seit 2010. Es beinhaltet Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz. Dazu gehört das Planen, Bauen und Pflegen von Grünzügen, Plätzen und Anlagen zur Erholung und Freizeitnutzung der Bürger.

© SZ vom 27.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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